Pasing:"We love to love you Pasing"

Am Freitag beginnt ein Kunstfestival mit Performances, Stadtteiltouren, Künstlergesprächen und Konzerten. Auch Disco-Diva Donna Summer spielt eine Rolle. Zentrum ist die "Pelz Bar" am Marienplatz

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Was hat Donna Summers Welthit "Love To Love You Baby" mit der Zahl 17 zu tun, die man seit einigen Tagen im gesamten Pasinger Zentrum auf blendend orangenfarbenen Plakaten liest? Musikologen würden sagen, logisch, das berühmte Disco-Gestöhne zieht sich in der Maxi-Version exakt 17 Minuten. Das stimmt womöglich, die Präsenz der 17 hat aber einen anderen Grund: 17 Kunstprojekte werden über die Sommermonate hinweg im Stadtteil zu sehen sein. Die von der Stadt geförderte Aktion trägt den Titel "Pasing by". Sie startet an diesem Freitag, 3. Juli, mit einem zehntägigen Kulturfestival, bei dem es Performances, Stadtspaziergänge, Workshops, Künstlergespräche und Konzerte gibt. Und ja, auch Donna Summer, die 2012 verstorbene Diva, spielt eine Rolle.

Einem Gerücht zufolge soll "Love to love You Baby" 1975 in einem Pasinger Tonstudio produziert worden sein. "Verifizieren konnten wir das leider nicht", sagt Silke Witzsch vom Künstlerkollektiv "Department für öffentliche Erscheinungen". Aber nachweislich hat sich der Produzent Giorgio Moroder in Pasing herumgetrieben, und auch Leute wie Freddy Mercury oder Mick Jagger wurden damals in den Vorstadtstudios gesichtet. Schöne Geschichte, dachte sich die Gruppe, die mit ihren Aktionen weltweit Plattformen für Kommunikation im Stadtraum schafft.

Hofnärrin Würmesia, Fotoprojekt Foto © beierle.goerlich

Eine Hofnärrin der Würmesia in den Pasing Arcaden.

(Foto: oh)

In Pasing werden sie dies in der Gleichmannstraße Nummer 10 tun, wo es einst das Geschäft Elektro Egger mit seiner legendären Plattenabteilung gab. Inhaber Karl Egger ist zusammen mit Manfred Eicher und Manfred Scheffner Mitbegründer des Premium-Labels ECM Records. Als Hommage an diesen ruhmreichen Anteil Pasings am "Sound of Munich" hat das Departement einen Jingle ganz im 70er-Jahre-Stil produziert. Zehn Sekunden lang heißt es unter dickem Synthesizer-Wummer "We love to love you Pasing".

Passanten auf der Gleichmannstraße bekommen den Jingle auf CD mit nach Hause, wenn sie im Gegenzug eine leere CD-Hülle mit Erinnerungen an die 70er und 80er Jahre in Pasing beschriften. Eine Idee des Departments ist, dass die Deutsche Bahn beim Halt in Pasing den Jingle durch die Lautsprecher schickt. Anstatt des nervigen Falkengeschreis vielleicht.

Partizipation ist die ausgegebene Losung des Kunstfestivals, das bis zum 12. Juli dauert. Weil unter den 17 Künstlern keine Vertreter aus der lokalen Kreativszene sind, hatten die Stadtteilpolitiker das Projekt zunächst mit Bedenken begleitet. Mittlerweile aber konnte sich die Mehrheit wohl mit dem Konzept anfreunden. Das Herzzentrum des Festivals ist die "Pelz Bar" im ehemaligen Pelzgeschäft Schweisz am Marienplatz. Dort gibt es neben Gastronomie viele Infos, Austausch mit Akteuren und allabendlich Musik. So versorgt, bricht man von dort auf: zu skurrilen Stadtteil-Exkursionen - inklusive Marienerscheinung, zum Besuch einer Kurzoper vor dem Schaufenster der Bahnhofsapotheke, zu einer Fotoausstellung auf der Würminsel im Klostergarten (siehe Interview), zum "Goldrausch" am Sockel der Mariensäule, zum Kopfmillerhaus, das an seiner Rückfassade nun ein riesiges Wand-Origami trägt, zu einer "Schöpferstelle" in der Gleichmannstraße, wo die Pasinger Objekte hintragen können, die dort in Kunst verwandelt werden.

Pasing, Motoko Dobashi: Wandarbeit Rückseite Kopfmillerhaus

Das Kopfmillerhaus mit Origami geschmückt.

(Foto: Florian Peljak)

Das Festival endet am 12. Juli, 19.30 Uhr, mit einer Diskussionsrunde in der Pelzbar zum Thema: "Platz da?! Chancen von Kunst im öffentlichen Raum."

Ausführliche Infos zum Kunstfestival gibt in der Pelz Bar am Pasinger Marienplatz oder im Internet unter www.pasingby.de

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