Pasing:Vorsicht, Kamera

Mit professioneller Ausrüstung und einer gehörigen Portion Humor hat Josef Veith in seinem Lehrfilm Verstöße der Radler in Pasing dokumentiert - und kassierte dabei so manch böse Beschimpfung

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Da hat er einen also erwischt, der Josef Veith mit seinem Lehrfilm über das Radfahren in Pasing. Wenn er am Ende des Videos gnadenlos die Bußgelder für all die Ordnungswidrigkeiten verliest, die man als Radler in Pasing so täglich begeht, kann es einem schwindelig werden: Da hagelt es vor dem geistigen Auge Strafzettel, da addiert sich Euro auf Euro, und auch in Flensburg steigt der Punktestand in beunruhigende Höhen. Fahrradfahren im Pasinger Zentrum ist nach den vielen Umbaumaßnahmen der vergangenen Jahre eine komplexe Angelegenheit, mit sehr speziellen Wegeführungen in einem Wald voller Verkehrsschilder. In seinem knapp 15-minütigen Streifen, den man auf Youtube gesehen kann, bringt Josef Veith nun Aufklärung ins Chaos.

Wie bei den meisten Videos für sein Portal mit Filmen aus Pasing und über Pasing, geht Josef Veith mit einer gehörigen Portion Humor an die Sache heran. Dabei seien die Dreharbeiten durchaus aufwendig gewesen, verrät er: Was die technische Seite angeht, hat er ein Schwebesystem verwendet, das die Kamera stabilisiert und waagrecht hält, wenn man sich mit ihr fortbewegt. Doch dann sind da noch jene Erfahrungen, die jeder engagierte Doku-Filmer in Kauf nehmen muss, wenn er sich einer so eigenwilligen Spezies wie dem Fahrradfahrer an und für sich annimmt. Veith berichtet: "Bei den Dreharbeiten musste ich so manchen Stinkefinger und so manche böse Beschimpfung oder, noch schlimmer, manche hausgemachte Lüge über mich ergehen lassen." Dabei zeigt er in seinem Film nur die Realität über "das (Fehl-)Verhalten im Verkehr". Seine bittere, wenn auch wirklich überraschende Erkenntnis, bringt Veith in Pasinger Mundart auf den Punkt: "Jeder fahrt wiara wui! Koaner woaß, dass a rots Schuidl a Verbotsschuidl und a blaus Schuidl a Gebotsschuidl is."

Fahrradfahren in Pasing Schilder

Aufgepasst: Am Pasinger Bahnhofsplatz fordert der Schilderwald die Radfahrer besonders.

(Foto: oh)

Veith führt auf seiner Tour de Pasing zu allen Brennpunkten im Radler-Alltag. Start ist am Pasinger Marienplatz, der aus der Sicht vieler Viertelbewohner eher halbherzig verkehrsberuhigt wurde, weshalb dort alles durcheinanderläuft, und - Film-O-Ton Veith - "ein paar Sonderregelungen aufeinander treffen". Aus Richtung Landberger Straße dürfen dort nur der Linienverkehr, Taxis und Radler auf der abgesenkten Verkehrsfläche fahren. Auf der Landsberger Straße vom Marienplatz weg in Richtung Osten wiederum findet man die Besonderheit, dass Radler und Fußgänger in einer Ebene unterwegs sind, die Autos aber nur auf den dafür ausgezeichneten Spuren. Die Gleichmannstraße vom Marienplatz Richtung Bahnhof zu befahren, das geht gar nicht: "Das ist eine Einbahnstraße, da muss man halt über die Bäckerstrasse fahren". In der Bäckerstraße wiederum sei alles "wunderbar geregelt" - wenn sich die Radler nur dran halten würden: Vom Bahnhofweg Richtung Landsberger Straße gibt es einen schönen, markierten Fahrradweg, zum Bahnhof hin müssen die Radler die Fahrbahn der Bäckerstraße nehmen. Noch während Josef Veith dort steht, filmt und erklärt, sieht man einen Radler seelenruhig gegen die Fahrtrichtung strampeln. "Naaaa", entfährt es Veiths entsetzt aus dem Off, "falsche Richtung!" Aber auch er muss einräumen, dass die Verkehrsplaner mit der Umgestaltung des Zentrums die Pasinger vor Herausforderungen gestellt haben: "A bissl komisch is des Ganze dann direkt am Bahnhofsplatz." Denn dort ist der Radlweg mit den Taxen zugeparkt. "Da huilfts natürlich nix, a Radlsymbol aufs Pflaster zu malen", sagt er, und die Kamera schwenkt vorwurfsvoll auf das Pflaster.

Gegen Ende des Films hat sich Josef Veith vor seine Kamera gestellt und erläutert der Zuschauerschaft die spannende Frage: "Was kostet das?" Gemeint sind all die vielen Ordnungswidrigkeiten, die ihm bei den Dreharbeiten vor die Linse kamen. Der Bußgeldkatalog, den Veith nun verliest, hat es in sich, inklusive der Punkte, die man sich ein Radler fürs eigene Flensburg-Konto einbrocken kann: Mit 20 bis 35 Euro ist ein Radler dabei, der den Fahrradweg nicht benutzt. Eine "Dreierkombination", die Josef Veith oft in Pasing beobachtet hat - in der falschen Richtung unterwegs, ohne Licht und das Handy am Ohr. "Wenn man das zamzählt, simma schnell bei 100 Euro."

Pasing: Josef Veith,Filmer aus Leidenschaft, hat bei den Dreharbeiten viel erlebt.

Josef Veith,Filmer aus Leidenschaft, hat bei den Dreharbeiten viel erlebt.

(Foto: Catherina Hess)

Bevor Josef Veith, selbst Radler, sich aus dem Bild macht, setzt er sich vorbildlich den Fahrradhelm auf und bittet sein Publikum: "Wenn Sie mich mit meiner Kamera irgendwo ertappen, sans so nett, und streckens ma ned die Zunge raus. Akzeptierns einfach, jeder Verkehr hat seine Regeln. Die muass man einhalten, damit nix passiert."

Der Link zum Film unter www.pasing-tv.de

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