Pasing:Veto gegen Studentenwohnheim de luxe

Pasing: Dieser Bürokomplex soll einem Studentenwohnheim weichen.

Dieser Bürokomplex soll einem Studentenwohnheim weichen.

(Foto: Stephan Rumpf)

"Cash-Maschinerie": Stadtviertelpolitiker kritisieren Neubau-Pläne des Investors an der Landsberger Straße als zu exklusiv

Von Berthold Neff, Pasing

Das eine tun, aber das andere lassen: Der Münchner Investor und Projektentwickler Martin Bucher hat zwar den Zuschlag bekommen, am Pasinger Marienplatz als Ersatz für die sogenannte Pappschachtel in prominenter Lage ein Geschäftshaus zu bauen, die Arbeiten dafür sollen noch heuer beginnen. Bei einem anderen Vorhaben in Pasing stößt er aber auf heftigen Gegenwind. Im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing wurde sein Projekt, an der Adresse Landsberger Straße 441 luxuriöse Apartments für Studenten zu bauen, einstimmig abgelehnt.

"Bei dem derzeitigen Wohnraumbedarf ist es nicht zu verantworten, dass ein hochpreisiges Studentenwohnheim an dieser Stelle entsteht", entschied der Unterausschuss Bau des Stadtviertel-Gremiums, nachdem der Chef der Firma Bucher Properties den BA-Mitgliedern dargelegt hatte, was er unweit der Schnittstelle zwischen Landsberger Straße und der Straße Am Knie entwickeln möchte. Das bestehende Bürogebäude soll abgerissen und die Tiefgarage umgebaut werden, um danach das Wohnhaus mit Apartments für Studenten hochzuziehen.

Bucher sagte, er habe bereits Verhandlungen mit einem international tätigen Investor aus dem englischsprachigen Raum aufgenommen, der diese Form studentischen Wohnens weltweit anbiete. Martin Bucher will bei dem Vorhaben als Projektentwickler auftreten. Es ist bereits auf seiner Homepage unter der Rubrik aktuelle Vorhaben gelistet, mit einem Realisierungszeitrahmen von 2015 bis 2017 und einer vermietbaren Fläche von 5200 Quadratmetern, jedoch ohne die Spezifikation "studentisches Wohnen". Im Unterausschuss, dem Roland Schichtel (CSU) vorsitzt, fiel Bucher mit seinem Vorhaben glatt durch. Man könne dabei "keinen Gewinn für den Stadtteil erkennen", heißt es in dem Protokoll, das vergangene Woche dann allen BA-Mitgliedern zur Diskussion vorgelegt wurde. Die Argumente gegen die hochwertigen und somit wohl auch teuren Studentenwohnungen wurden in der BA-Sitzung dann nochmals vertieft vorgetragen. Winfried Kaum (CSU), von Beruf Rechtsanwalt, bezeichnete solche Projekte als "Cash-Maschinerie für internationale Fonds". Es "Studentenwohnheim" zu nennen, sei ein "Fake", dieser Begriff werde hier nur als "Deckmantel für etwas ganz anderes" benutzt. Wilhelm Schneider (SPD), der auch Mitglied im Mieterbeirat der Stadt ist, sprach sich dafür aus, an dieser Stelle stattdessen "bezahlbaren Wohnraum zu schaffen". Franziska Messerschmidt (SPD) untermauerte die Bedenken, indem sie ihren Kollegen einen kritischen Bericht der britischen Zeitung The Independent zur Verfügung stellte.

Kritisiert wird aus den Reihen der BA-Mitglieder vor allem auch, dass die Wohnungen nur Studenten zur Verfügung stehen werden, die - oder deren Eltern - sich diesen Luxus leisten können. Und sie vermuten, dass sich einige der ausländischen Investoren das eine oder andere Apartment für sich selbst reservieren, als stets zur Verfügung stehende Absteige bei einer Stippvisite in der bayerischen Landeshauptstadt.

Lifestyle-Wohnen für Studenten, die sich das leisten können, gibt es in München schon, etwa an der Schleißheimer Straße 323. Hier gibt es komplett möblierte Wohnungen mit Flächen zwischen 16 und 26 Quadratmetern zu Mietpreisen zwischen 570 bis 890 Euro, einschließlich einer "hochwertigen Einbauküche komplett mit Cerankochfeld, Kühlschrank, Mikrowelle und Spüle" - so das Prospekt.

Ähnlich ist auch das Konzept der Studiosus-Gruppe, die in München bereits an drei Standorten präsent sind. Die 2014 eröffneten 334 Studentenwohnungen am Moosacher Bahnhof, der Homepage zufolge "liebevoll durchdacht bis ins kleinste Detail, individuell und hochwertig, für die Elite von morgen", sind derzeit alle verkauft und auch vermietet. In Haidhausen, St.-Cajetan-Straße 37, stehen seit Sommer 2014 ebensolche "hoch komfortable Lifestyle-Wohneinheiten" zur Verfügung. Sie gingen, bei Preisen von bis zu 156 000 Euro für 24 Quadratmetern, offenbar ebenso schnell weg. Angesichts der hohen Studentenzahlen in München sind diese Investitionen mit eher geringem Risiko behaftet. Fonds steigen in diese Modelle ein und werben mit Bruttorenditen von fünf bis sechs Prozent, was äußerst verlockend zu sein scheint angesichts der minimalen Zinsen, die zum Beispiel Staatsanleihen derzeit abwerfen.

Auch, aber beileibe nicht nur für Studenten, sind die "ready-to-live"-Apartments zur Miete gedacht, die von den Studiosus-Machern, der Firma Schimpel & Winter Immobiliengruppe, am Ackermannbogen, Schwere-Reiter-Straße 27, gebaut wurden. Bei Größen zwischen 22 und 25 Quadratmetern muss man mit Mieten von bis zu 910 Euro rechnen, immerhin ist der LED-Fernseher mit 32 Zoll inklusive. Ansprechen will man "Studenten, Young Professionals, Business-People, Pendler, Münchner auf Zeit". Die Mindest-Mietdauer beträgt sieben Monate. Man muss flexibel bleiben, "denn unser globales Umfeld erfordert Mobilität". Aber immer ist man, so versichert die Studiomuc-Homepage, "am Puls der Zeit, mit München im Herzen".

Das alles soll es in Pasing also nicht geben. Denn im Bezirksausschuss kam eine große Mehrheit gegen das Projekt von Martin Bucher zustande, lediglich ein paar Grüne, die FDP und der SPD-Stadtrat Christian Müller stimmten dafür.

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