Pasing:Tiefgarage statt Verhau

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Die Rathaus-SPD schlägt vor, am Pasinger Bahnhof ein unterirdisches Parkhaus für 1500 Fahrräder zu bauen. Selbst die bisher existierenden 2260 Stellplätze sind vor allem im Sommer dem Ansturm nicht gewachsen

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Wenn's schlecht läuft, dann verpasst man morgens die S-Bahn. Der Chef kann sich dann über folgende, völlig wahrheitsgemäße Entschuldigung wundern: "Ich hab einfach keinen Parkplatz für mein Fahrrad gefunden." Im und um den Pasinger Bahnhof sind Radständer ein knappes Gut, obwohl es dort circa 2260 offizielle Abstellmöglichkeiten gibt. Doch die reichen - besonders in der warmen Jahreszeit - bei weitem nicht aus. Für die sehr radlfreudigen Pasinger ist das ein unbefriedigender Zustand, mit dem sie sich jedoch irgendwie arrangieren. Nicht ausmalen möchten sie sich allerdings, wie es mit dem bike & ride in den kommenden Jahren am Bahnhof aussieht, wenn auch tausende Bewohner der großen Pasinger Neubauquartiere sich morgens aufs Fahrrad schwingen. Radlverhau à la Amsterdam?

Damit es nicht dazu kommt, muss die Stadt laut SPD-Rathausfraktion sofort handeln, am besten ebenfalls nach niederländischem Vorbild: einer unterirdischen Fahrradgarage am nördlichen Bahnausgang. An die 1500 Fahrräder könnten in so einer Garage Platz finden. Die SPD nennt als Beispiel das Radl-Parkhaus, das am Bahnhof von Utrecht entsteht und in seinem Endausbau insgesamt über 33 000 Stellplätze verfügen und somit eine der größten Anlagen dieser Art weltweit sein wird. Teile der Utrechter Fahrradtiefgarage werden heute schon genutzt. Einem Auto-Parkhaus nicht unähnlich, verfügt sie über nummerierte und farbig gekennzeichnete Stellplätze. Die Radler fahren über rot markierte Wege ein, die vom Fußgängerbereich getrennt sind. Es gibt eine Fahrradreparaturwerkstatt im Parkhaus, Luftpumpen in den Etagen, Aufzüge an die Oberfläche. An der Einfahrt zeigt ein Bildschirm an, wo Parkplätze frei sind. 24 Stunden lang kann man sein Fahrrad dort kostenlos parken. Stehen die Räder länger dort, muss man eine Gebühr von 1,25 Euro am Tag zahlen.

Dass man im Wolkentunnel, der Passage unter dem Pasinger Bahnhof, keine Fahrräder abstellen darf, leuchtet ein, doch ist es in der ganzen Gegend recht schwer, noch einen Stellplatz zu ergattern. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Pasinger Fahrradgarage würde natürlich nicht diese Dimensionen haben. Doch fordert die SPD-Stadtratsfraktion die Landeshauptstadt auf, grundsätzlich die Möglichkeiten zu prüfen, ob eine unterirdische, mehrgeschossige Fahrradgarage auch am Nordausgang des Bahnhofs zu realisieren ist. Für den Standort nördlich der Bahntrasse spricht laut Sozialdemokraten, dass dort zum einen die großen Neubaugebiete an Paul-Gerhardt-Allee und an der Lipperheide liegen.

Zum anderen gebe es dort ein Grundstück unweit der Station, das sich ihrer Meinung nach für so ein Projekt eignen würde. "Im Moment ist der westliche Teil des ehemaligen Weyl-Geländes noch nicht bebaut, so dass der Aushub einer unterirdischen Fahrradgarage in Absprache mit dem neuen Grundstückseigentümer einfacher und kostengünstiger wäre", schreiben die Antragsteller. Es sei schon deshalb sinnvoll, die Radstellplätze unterirdisch anzulegen, weil in den kommenden Jahren der Bahnhofsvorplatz auf der Nordseite einschließlich des Wensauerplatzes städtebaulich aufgewertet werden soll, dort also kaum Platz sein wird für weitere Fahrradparkanlagen.

Zwei Etagen sind nicht genug: Die Radl-Stellplätze an der Nordseite des Pasinger Bahnhofs sind meist schnell belegt. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Wer heute am Nordausgang des Bahnhofs sein Radl abstellen will, findet circa 600 teilweise überdachte Stellplätze in den Doppelstock-Parkanlagen längs des Helihofwegs südlich der Pasinger Fabrik. Zudem gibt es noch an die 160 Lehnbügel am Bahnhof und zu beiden Seiten der August-Exter-Straße. Weil diese zumeist besetzt sind, parken viele Radler ihre Gefährte an Zäunen, Hecken und Bäumen.

Im Bahnhof selbst gibt es drei Fahrradkeller mit insgesamt über 600 Plätzen, die von der Park & Ride GmbH, einer Tochter der Landeshauptstadt, betrieben werden. Während diese Doppelstock-Anlagen dort von den Radlern gut angenommen werden, ist ein Fahrradkeller, den die Pasing Arcaden unter dem Bahnhofstrakt eingerichtet haben, wegen seines sehr steilen Neigungswinkels nicht so gefragt, die 235 Plätze dort sind in der Regel nicht alle besetzt.

Freie Ständer gibt es auch an der etwas abseits gelegenen Abstellanlage für 200 Räder an der Josef-Felder-Straße an der Nordseite der Arcaden. Die 90 offizielle Plätze samt E-Bike-Ladestation und MVG-Fahrrad-Ausleihe auf der Südseite des Platzes vor dem Einkaufszentrums hingegen sind immer belegt, aber gerade im Sommer herrscht dort heilloses Chaos. Es bleibt allerdings die Frage, ob ein Fahrradparkhaus auf der Nordseite des Bahnhofs an dieser Situation vor den Arcaden etwas ändern würde.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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