Pasing:Tiefes Schweigen

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Im Januar waren sie noch gemeinsam unterwegs: die Stadtteilmanager Joachim Vossen und Lena Eberl sowie Ulrike Lierow von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (von links), hier vor dem Stadtteilladen. (Foto: Catherina Hess)

Die Stadtteilmanager beenden überraschend ihre Arbeit. Warum, sagen weder sie noch ihre Chefs

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, der Stadtteilladen ist vorübergehend nur am Mittwoch von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr geöffnet. In dringenden Fällen werden Sie sich bitte an Frau Monika Moser, Telefon ..." So informiert die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH mit einem DIN-A4-Zettel, der an der Tür zu besagtem Stadtteilladen an der Pasinger Gleichmannstraße 5 a klebt. Im sonst so flotten Medium Internet, auf der Homepage der "Aktiven Zentren Pasing", hinkt man der Wirklichkeit noch etwas hinterher: Die Stadtteilmanager Lena Eberl und Joachim Vossen werden dort den Pasingern noch als "Ihre Ansprechpartner" empfohlen. Doch wie man mittlerweile weiß, haben die beiden ihren Hut genommen. Sehr plötzlich, und offensichtlich ohne den Grund dafür zumindest den Personen kundzutun, mit denen sie regelmäßig zu tun hatten, also Stadtteilpolitikern und Geschäftsleuten.

Die Frage, ob nicht dort ein stilvollerer Abgang möglich gewesen wäre, samt einer für die Pasinger nachvollziehbaren Begründung, beantwortet Joachim Vossen prompt per E-Mail, Absender-Mailadresse ist das Institut für Stadt- und Regionalmanagement in Nymphenburg, das er seit 2011 hauptberuflich leitet. Daneben lehrt er auch als Professor für Wirtschaftsgeografie weiterhin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Vossens Auskunft fällt schmallippig aus: "Unser Kommunikationsstil ist das mit Sicherheit nicht. Für alle weitere Fragen sollten Sie sich jedoch an Frau Lierow von der MGS wenden, die Ihnen da weitere Auskunft geben kann."

Mit Frau Lierow meint der Professor Ulrike Lierow von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (MGS) Die Diplom-Ingenieurin hat dort die Teamleitung im Bereich Städtebauförderung für die Sanierungsgebiete Giesing, Trudering, Petuelring und Pasing. Im Fall von Pasing könnte man auch sagen, sie "hatte" oder "hat noch nicht wieder". Momentan, sagt sie am Telefon, habe die MGS vom Planungsreferat keinen Auftrag, was das Stadtteilmanagement in Pasing angehe, weshalb sie auch öffentlich nichts zur Angelegenheit sagen könne. Ganz raus aus der Sache scheint die MGS allerdings nicht zu sein, wendet man ein, schließlich gebe es da noch jenen Zettel an der Tür des Stadtteilladens und Frau Wolf als Mittwochsnotbesetzung? "Das hat damit zu tun, dass wir quasi noch treuhänderisch dort tätig sind und bereits in Angriff genommene Projekte, zu denen Verträge bestehen, weiterführen." Das wären etwa die mögliche Neugestaltung des Ensembles Scherer-Schule, Kirchplatz Maria Schutz und das Leerstandsmanagement im Pasinger Zentrum. Mehr könne, dürfe sie nicht sagen. Nur so viel noch: Es habe nie Ärger mit Vossen und Eberl gegeben. Für alles weitere möge man sich doch bitte an den ehemaligen Auftraggeber, das Referat für Stadtplanung und Bauordnung, wenden.

Auskünfte dort gibt Martin Klamt, persönlicher Mitarbeiter von Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Per E-Mail teilt er mit, dass die aktuelle Ansprechpartnerin in Sachen Stadtteilmanagement Ulrike Lierow sei. Als man einwendet, dass sie dies offensichtlich nicht wisse, stellt Klamt klar: Frau Lierow führe dort derzeit "bereits faktisch" die Geschäfte weiter. Allerdings werde ihr die Betreuung der Aufgaben formal über einen Vertrag erst in den kommenden

Tagen übertragen. "Eine neue Besetzung des Stadtteilmanagements soll auch noch gefunden werden, hierzu ist im Moment aber noch nichts absehbar", erklärt Klamt.

Weil der überstürzte Abgang von Vossen und Eberl in Pasing reichlich Raum für Spekulationen hinterlassen hat, will man Klamt eine Antwort auf die Frage nach den Gründen abringen. Das geht dann über einige Mailrunden, bis der Öffentlichkeitsarbeiter schließlich dieses mitteilt: "Nach meinem Kenntnisstand gab es unterschiedliche Auffassungen über Art und Umfang der im Stadtteilmanagement angesiedelten Aufgaben. Einzelheiten dazu sind mir jedoch nicht bekannt." Zwischen wem diese unterschiedlichen Auffassungen aber nun bestanden, das sei Gegenstand "interner Vertragsgespräche", dazu werde er sich "mit Blick auf die Beteiligten" nicht äußern.

© SZ vom 06.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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