Pasing:Schleichwege in Gefahr

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Praktisch: die Passage zwischen Bäcker- und Gleichmannstraße. (Foto: oh)

Lokalpolitiker fordern die Stadt auf, die kleinen Passagen in Pasing rechtlich vor dem Verschwinden zu schützen

Von Jutta Czeguhn, Pasing

An und für sich ist das Pasinger Zentrum mit seinen zwei, drei Hauptstraßen recht überschaubar. Man muss keine allzu weiten Wege zurücklegen, um Einkäufe zu erledigen oder eine Arztpraxis aufzusuchen. Es sei denn, man hat es eilig oder ist nicht gut zu Fuß - dann ist jede Abkürzung willkommen, kleine Schleichwege, Durchgänge, die Schritte sparen helfen. Doch man muss sie natürlich kennen. Eben diese Passagen würden die Attraktivität des kleinen Stadtteilzentrums ausmachen, heißt es in einem Antrag der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing. Die Stadt soll die Durchwege in Zukunft rechtlich sichern, denn: Sie befinden sich weitgehend auf privatem Grund.

Dass solche, von den Einheimischen seit vielen Jahren genutzten Passagen durchaus schnell verschwinden können, konnten die Stadtteilpolitiker schon im Jahr 2004 erleben. Damals sprach sich das Gremium mit großer Mehrheit gegen einen Neubau an der Ecke Gleichmannstraße/Bahnhofsplatz aus. Ein Ablehnungsgrund war, dass damit eine etwa drei Meter breite Passage zwischen Gleichmann- und Bäckerstraße wegfallen würde. Der Einspruch des Bezirksausschusses war letztlich vergebens. Da der Neubau nach Paragraf 34 Baugesetzbuch erfolgte, also sich in die Eigenart der näheren Umgebung einfügte, hatte die Lokalbaukommission nichts in der Hand, den Weg zu schützen. Geblieben ist von der Passage nur ein etwa ein Meter breiter Durchgang zwischen Gebäude und Garageneinfahrt.

Aktuell besteht die Gefahr, dass ein weiterer dieser traditionellen Schleichwege verschwindet. Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass der Hotelgasthof "Zur Post" samt Postsaal zu Apartments umgebaut werden soll. Der Biergarten, so die Pläne der Investoren, werde den Erdgeschosswohnungen als Gartenanteil zugeschlagen. Damit, so die Befürchtung, könnte der kleine Weg, der von der Bachbauernstraße im Westen am Biergarten und am Schreibwaren-Pavillon vorbei zur Gleichmannstraße führt, blockiert werden.

Noch gibt es dazu keine konkreten Aussagen seitens des Investors beziehungsweise der Genehmigungsbehörden. Die SPD hält es deshalb für angeraten, grundsätzlich alle Durchwegungen im Pasinger Zentrum darauf überprüfen zu lassen, ob sie rechtlich so gesichert sind und bei einer Bebauung nach Paragraf 34 Baugesetzbuch Bestand haben würden. Sollte dies nicht der Fall sein, müsste man dies entweder durch einen Eintrag ins Grundbuch als Grunddienstbarkeit oder durch einen Bebauungsplan rechtlich festlegen.

An keinem anderen Ort im Pasinger Zentrum gilt es, das Problem laut SPD dringlicher zu lösen als am Standort des Schreibwaren-Pavillons. Gleich vier Zugänge hat das Geschäft in seiner beschaulichen, grünen Innenhoflage - zwei von der Gleichmann-, einen von der Bachbauernstraße und einen von der Bodenseestraße aus. Beliebt bei den Pasingern ist aber auch die sogenannte Rindle-Passage zwischen Gleichmann- und Bäckerstraße; ebenfalls gerne als Abkürzung genutzt wird der kleine Weg durch den Pasinger Viktualienmarkt, über den man einerseits zum Rathaus, aber auch zur Rathausgasse und damit zum zweiten Komplex der Arcaden gelangt. Einen weiteren Schleichweg gibt es zwischen der Stadtbibliothek und dem Viktualienmarkt-Gebäude, er ist allerdings mit einer Schranke versehen und führt zum Sozialbürgerhaus. Weniger bekannt ist ein Durchstich zwischen Spiegel- und Irmonherstraße mit seinen Treppen.

An sich ist die Bedeutung dieser vielen kleinen, größtenteils nicht besonders ansehnlichen Passagen auch bei der Stadt bekannt. Im integrierten Stadtteilentwicklungskonzept für Pasing, dem sogenannten ISEK, ist das Ziel formuliert, die "Pasinger Rundwege" nicht nur zu erhalten, sondern sie zudem aufzuwerten. So soll das alte Zentrum auch für jene Kunden attraktiv werden, die sonst ohne Umwege im kommerziellen Zentrum von Pasings Mitte, den Arcaden, verschwinden und dann dort ihr Geld lassen.

© SZ vom 13.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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