Pasing:Pauken statt Party

Musikworkshop im Jugendzentrum in Pasing, 2010

Ton ab: Das rec-play-Studio wird von allen gerne genutzt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Seit 1967 verbringen Jugendliche ihre Freizeit im "Aquarium". Sie nutzen das Jugendzentrum zunehmend zum Lernen

Von Björn Struss, Pasing

Ein großes Wiedersehen wird das geben, am Freitag, 23. Juni, im "Aquarium" an der Alois-Wunder-Straße. Das Jugendzentrum, 1967 als "Freizeittreff Pasing" eröffnet, feiert 50. Geburtstag. Und zum Gratulieren kommen viele Weggefährten. Entweder haben sie als Pädagogen früher in dem Haus gearbeitet oder als Teenager einen Teil ihrer Jugend dort verbracht. "Aus der Anfangszeit in den Sechzigerjahren ist es schwierig, noch einen Kontakt herzustellen", sagt Jiri Kadlec. Aus den Siebzigerjahren aber haben Gäste zugesagt, freut sich der Aquarium- Chef.

Kadlec arbeitet seit knapp zehn Jahren an der Alois-Wunder-Straße, vor gut fünf Jahren übernahm er die Leitung des Hauses. Und er sieht im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten eine Veränderung: "In den Achtzigerjahren wurden hier oft Partys bis sechs Uhr morgens gefeiert." Das ist heute nicht mehr möglich - jegliche Veranstaltung muss spätestens pünktlich nachts um eins zu Ende sein. "Für Partys gibt es inzwischen eine kommerzielle Konkurrenz", meint Kadlec, statt dessen beobachtet er einen wachsenden Bedarf an Lern- oder Hausaufgabenhilfe für die Schule; Crashkurse zur Vorbereitung auf den qualifizierenden Mittelschulabschluss sind besonders beliebt. Der Kern des Jugendzentrums aber ist seit den Siebzigerjahren unberührt: Als offener Treff soll das Aquarium ein Ort zur Freizeitgestaltung sein. Das Angebot wird derzeit täglich von 40 bis 80 Jugendlichen genutzt.

Vor allem bei den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die das Aquarium besuchen, vollzieht sich ständig ein Wandel im Zentrum. "Als ich meine Arbeit hier begonnen habe, war eine bunte Gruppe mit Albanern und Irakern sehr aktiv", erinnert sich Kadlec. Sie organisierten Partys und engagierten sich ehrenamtlich; mit 19 Jahren waren sie dann aber zu alt für das Jugendzentrum. "Das hat eine große Lücke gerissen", bedauert Jiri Kadlec noch heute. Er steht immer wieder vor der Aufgabe, Teenager, die eigentlich nur ihre Freizeit genießen wollen, zu motivieren, sich für das Zentrum zu engagieren. Dahinter steht ein Prinzip der Jugendarbeit: Es sollen Angebote von Jugendlichen für Jugendliche geschaffen werden. Inzwischen wurde die Zielgruppe erweitert, nun kann das Aquarium auch von jungen Erwachsenen im Alter bis zu 21 Jahren genutzt werden. So geht ehrenamtliches Engagement nicht mehr so schnell verloren.

Die Feier, die am Freitag um 16 Uhr beginnt, ist auch offen für Nachbarn und Freunde des Jugendzentrums. Gesprächsthema dürfte auch der geplante Abriss und Neubau des Aquariums sein. Vom Stadtrat wurde der Bauentwurf bereits verabschiedet, acht Millionen Euro sind bewilligt. Der Baubeginn ist für April 2018 geplant.

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