Pasing:Mangelhaft

Pasing: Wenig vorbildlich: das Blindenleitsystem am Pasinger Bahnhof.

Wenig vorbildlich: das Blindenleitsystem am Pasinger Bahnhof.

(Foto: Catherina Hess)

Blindenbund und Seniorenbeirat kritisieren Blindenleitsystem am neu gestalteten Pasinger Bahnhofsvorplatz

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Nicht ein einziger Punkt ist inzwischen erledigt, so schaut's aus in der behindertenfreundlichen Stadt München." Franziska Miroschnikoff, 73, ist Seniorenbeirätin für den Stadtbezirk Pasing-Obermenzing. Sie gilt als ziemlich hartnäckig. Wenn sie sich einmal in eine Sache verbissen hat, lässt sie sich so schnell nicht abschütteln. Deshalb konnte der resignierte Unterton schon verwundern, den sie jetzt in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) anschlug. Der Seniorenbeirätin geht es vor allem um Mängel im Blindenleitsystem am Pasinger Bahnhof. Sie übt aber auch grundsätzlich Kritik, was die Barrierefreiheit dort angeht. Die CSU-Fraktion hatte das Problem jetzt per Anfrage in den Stadtrat getragen. Von Stadtseite liegt nun eine Stellungnahme vor.

Im Bahnhof selbst hatte der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) nur einige Mängel wie beispielsweise fehlende Beschriftungen für Blinde an den Handläufen bei den Zugängen zu den S-Bahngleisen angemeldet. Anders verhält es sich mit dem Bahnhofsvorplatz, der ebenfalls neu gestaltet wurde und einen Busbahnhof an der Westseite (Kaflerstraße) und eine Tramhaltestelle vor dem Haupteingang bekommen hat. Die Mängelliste, die Miroschnikoff zusammen mit dem Blindenbund erarbeitet hat, zählt folgende Schwachstellen auf: An der gesamten Länge Bahnhofsplatz/Kaflerstraße gibt es keine blindengestützte Querungshilfe. Selbst die Ampel vor dem Bahnhof - an sich taktil ausgerüstet - ist weder an das Blindenleitsystem angeschlossen noch von der Tramhaltestelle her blindengeführt erreichbar. Ein Blindenorientierungsfeld in Höhe der Tramhaltestelle endet ohne weitere Anbindung mitten im Straßenbereich, der Streifen zu den Bushaltestellen an einem Mülleimer. Das sei "geradezu unverantwortlich". Zudem seien die Blindenleitsysteme meist zugestellt, von Zeitungskästen, Fahrrädern, Blumenkästen oder Lieferautos.

Nicht nur für Blinde oder Sehbehinderte ist der Bahnhofsvorplatz nach Ansicht von Seniorenbeirätin Miroschnikoff suboptimal gestaltet. Auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und Eltern mit Kinderwagen hätten dort so ihre Probleme: Vor allem mit dem nicht barrierefreien Ein- und Ausstieg der Tram 19. Gleiches gilt für die Haltestelle der Buslinie 56, dort fehlen zudem eine Sitzgelegenheit und ein Wartehäuschen, wie es alle anderen Bushaltestellen haben. Miroschnikoff ist mit dieser Forderung nicht alleine. Das Wartehäuschen ist, abgesehen vom abgeschafften Taxistand auf dem Bahnhofsvorplatz, wohl das Thema, zu dem dem Bürgergremium die meisten Bürgeranträge vorliegen.

Die Eingaben wurden und werden an die Verwaltung und die Münchner Verkehrsgesellschaft weitergereicht. Diese wiederum weist mit großer Regelmäßigkeit darauf hin, dass sich das Ganze weitgehend auf Bahngrund abspielt und die Bahn bislang wenig gewillt sei, etwas zu ändern. In einer aktuellen Stellungnahme aber kommt nun ein neuer Aspekt hinzu. Die Stadt erinnert daran, dass der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing gefordert hat, die 56er-Haltestelle vom Vorplatz weg zu verlegen und den Bereich für Taxis freizumachen. "Die abschließende Bewertung des Kreisverwaltungsreferats hierzu steht noch aus", heißt es nun.

In ihrer Reaktion auf die anderen Kritikpunkte holt die Stadtverwaltung etwas aus und verweist auf eine "repräsentative" Umfrage der "Aktion Mensch" von 2012. Damals sei München von seinen Bürgern zur "barrierefreiesten Metropole" in Deutschland gewählt worden. Seit Jahren würden bei Neubauprojekten "einschlägige Interessengruppen und Verbände" einbezogen, so auch geschehen bei der Neugestaltung des Pasinger Bahnhofsplatzes. Was nun den Wunsch nach einer blindengestützten Querungshilfe auf der Südseite der Kaflerstraße angeht, gebe es erste Lösungsansätze, "die nun in einer Testphase evaluiert werden". Zum problematischen Blindenleitsystem an der Tramhaltestelle heißt es seitens der Stadt, dass es sich um einen sogenannten Auffindungsstreifen handle. Der sei Standard.

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