Pasing:Herzenswunsch

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Bleibt dran: Reiner Spengler, Präsident der TSG Pasing. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Turn- und Sportgemeinde kämpft seit Jahren für eine Halle auf dem Gelände der Bezirkssportanlage an der Aubinger Straße. Doch die Stadt verweist auf die Kapazitäten an Schulen und zeigt wenig Interesse

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Aufgeben gibt's nicht", sagt Reiner Spengler, als er erfährt, dass der Sportausschuss des Stadtrates das Thema auf Antrag der SPD-Fraktion vertagt hat. Es geht um eine Herzensangelegenheit Spenglers. Der Präsident der Turn-und Sportgemeinde Pasing kämpft seit Jahren für eine Sporthalle auf dem Gelände der Bezirkssportanlage an der Aubinger Straße. Nicht nur für seinen Verein, betont er - "für die Menschen hier im Münchner Westen". Dass die Diskussion über die Halle nun auf die nächste Sportausschuss-Sitzung am 22. März verschoben wurde, bedeutet für Spengler und die TSG zumindest einen Zeitgewinn. Und man will die Zeit nutzen, Fürsprecher im Stadtrat zu gewinnen. Denn die Beschlussvorlage für die Sitzung verheißt nichts Gutes: Das Sportamt empfiehlt dem Gremium, das Projekt Sporthallenneubau nicht weiter zu verfolgen.

Verwiesen wird auf eine "langjährige und bewährte Verwaltungspraxis", an der aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und eines nachhaltigen Umgangs mit "der Ressource Grund und Boden" auch in Zukunft festgehalten werden sollte; der Bau städtischer Sporthallen soll nur mehr "im Rahmen von Schulbaumaßnahmen" realisiert werden. Außerhalb der Unterrichtszeiten könnten die Hallen "kostengünstig an Münchner Sportvereine und Sportgruppen zur Nutzung überlassen" und so deren Raumbedarf gedeckt werden. Sollte dies nicht gelingen, könnte beispielsweise eine Einfachsporthalle zu einer Doppel- beziehungsweise eine Doppel- zu einer Dreifachhalle ausgebaut werden.

Reiner Spengler legt seine Stirn in Falten, wenn er solche Sätze liest. Er ist an diesem Vormittag in seinem winzigen Büro im Vereinsheim der Bezirkssportanlage anzutreffen, wie beinahe jeden Tag. Die TSG mit ihren aktuell etwa 1400 Mitgliedern hat zwar keine Multifunktionshalle, dafür aber einen Multifunktionspräsidenten. Der pensionierte Bundeswehrler ist nicht nur so eine Art Hausl und Platzwart, sondern schlägt sich auch mit Bürokratie herum. So müssen etwa Zuschussanträge rechtzeitig gestellt werden, sonst bleibt die TSG auf ihren Kosten sitzen. Und dann ist da natürlich die Sache mit der Halle, um die Spengler bei Ämtern, Gremien und Politikern wirbt.

Bislang allerdings ohne durchschlagenden Erfolg, wie die Sitzungsvorlage für den anstehenden Sportausschuss vermuten lässt. Man braucht sie ihm nicht weiter vorlesen, Spengler kennt sie in all ihren Einzelheiten. Zumindest ihn kann die Argumentation nicht im Mindesten überzeugen: Im Stadtbezirk Pasing-Obermenzing, heißt es da, gebe es aktuell zwei Dreifachturnhallen und zwei Zweifachturnhallen, 18 Einfachturnhallen und zwei Kleinsporthallen; weitere würden in den nächsten Jahren gemäß der Schulbauoffensive hinzukommen. Genannt wird die Dreifachsporthalle auf dem Areal der neuen Grundschule im geplanten Wohnquartier an der Paul-Gerhardt-Allee. Allein für den Schulsport, so wird betont, hätte es dort auch eine Zweifachsporthalle getan. Dann soll die marode Doppelhalle des Pasinger Karlsgymnasiums zu einer Dreifachhalle ausgebaut werden. Und am Pasinger Max-Planck-Gymnasium würden die beiden nicht mehr normgerechten Einfachsporthallen durch eine Doppelhalle ersetzt. Das Sportamt springt in seiner Aufzählung auch über die Grenze des 21. Bezirks nach Westen: Im neuen Großwohnquartier Freiham seien gar zwei Dreifach- und eine Zweifachhalle geplant.

Spengler winkt ab und führt durch das 1993 gebaute Vereinsheim der Pasinger Bezirkssportanlage. Es stehen Schränke auf dem Gang, er öffnet die Tür zum Behinderten-WC, in dem alles voll steht. "Das sollte ich Ihnen eigentlich gar nicht zeigen", murmelt er. Den Speicher will er dem Besucher aber ersparen, "der ist feucht". Dafür geht es durch drei enge Umkleiden, denen sich eine Dusche mit drei Duschköpfen anschließt. Spengler rechnet vor: 18 Fußballer pro Kabine, macht nach einem Spiel 36 Mann, die duschen wollen. Östlich vom Vereinsheim ist derzeit eine Baustelle auf dem Gelände, endlich erhält der Verein einen Holzanbau für die Unterbringung seiner Sportgeräte und Trikots, die bislang in Bauwagen auf dem Gelände lagern. Da Spengler nicht nur klagen will, berichtet er "vom lange überfälligen" Kunstrasen, den die TSG Pasing 2018 als Ersatz für den roten Sandplatz bekommt.

Das ändere alles nichts daran, sagt Reiner Spengler, dass die TSG-Sportler und viele Menschen im Münchner Westen die Mehrfachturnhalle dringend brauchten. Die vom Sportamt angeführten Nutzungszeiten in den Schulhallen reichen in seinen Augen beileibe nicht aus. In Pasing gebe es sehr viele Vereine, nahezu alle klagten über zu wenige Belegungszeiten, zumal diese wegen der Ganztagsschulbetreuung in den späteren Nachmittag oder Abend verlegt würden. Oder gar wegen abendlicher Schulveranstaltungen ganz ausfallen müssten. "Man kann Mutter-Kind-Turnen, Senioren- oder Gesundheitssport nicht nach 20 Uhr anbieten", sagt Reiner Spengler.

Den Traum von einer Mehrfachsporthalle, in der all das den ganzen Tag über zusammen mit dem Vereinssport stattfinden kann und niemand um Belegungszeiten betteln muss, will der TSG-Präsident nicht aufgeben. Er habe - und das klingt nicht wie eine Drohung, sondern wie eine Vorhersage - noch einige Ideen im Köcher.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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