Pasing:Gehölzpflege dank Bibers Hilfe

Pasing: Der muss weg: Rudolf Schimmer (Mitte) und seine Kollegen erläuterten die anstehenden Baumpflegearbeiten im Pasinger Stadtpark.

Der muss weg: Rudolf Schimmer (Mitte) und seine Kollegen erläuterten die anstehenden Baumpflegearbeiten im Pasinger Stadtpark.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Im Pasinger Stadtpark wird wieder mit Augenmaß gefällt, die ansässige Nager-Familie hält die Ahornpopulation in Schach

Von Andrea Schlaier, Pasing

Wer seinen Park liebt, liebt ihn bei jedem Wetter. Aber, so dachten sich am Samstagvormittag wohl viele der 4000 Anwohner, die vom städtischen Gartenbau zum Rundgang in den Pasinger Stadtpark direkt per Wurfpost eingeladen worden waren: Wenn der November sich von seiner ungemütlichen Seite zeigt und der Regen vom Himmel prasselt, liebe ich meinen Park heute mal von daheim aus. So folgte dem Trupp der Stadt nur eine kleine Gruppe Wackerer mit Schirm und wasserfestem Schuhwerk, und wurde umso individueller informiert, welche Pflegemaßnahmen auf das Au-Wäldchen entlang der Würm in diesem Winter zukommen.

Acht- bis zehntausend Gehölze mit einem Durchmesser von mehr als 80 Zentimetern stehen in dem wildromantischen Pasinger Grünzug. "35 Bäume haben wir jetzt zum Fällen ins Auge gefasst." Den ersten Überblick gibt Florian Hacker von der Gartenbauabteilung des Baureferats. Zum einen geschehe das aus Verkehrssicherheitsgründen, zum andern als "Fortsetzung des Parkpflegewerks" im Hinblick auf die mischwaldartige Entwicklung.

Rudolf Schimmer leitet die Maßnahmen an Ort und Stelle. Er hat in den vergangenen Wochen die Stämme mit Sprühfarbe markiert, an denen Hand angelegt werden muss. "Ungerade Zahlen sind Fällungen, gerade Zahlen Pflegearbeiten." Die Nummer 176 steht abseits vom Weg, die Gruppe muss sich erst vorbei an etlichen Ahorn-Sprösslingen zur Rosskastanie vortasten. "Die Kastanie", sagt Schimmer, "ist eigentlich kein Baum aus unserer Gegend, aber wir wollen sie natürlich stärken". Um die vielen wilden Ahorn-Sprösslinge müsse man sich dagegen nicht umfassend selbst kümmern. Das übernehme die ansässige Nagetier-Familie. "Wenn der Biber unseren Spitzahorn frisst, sind wir sogar froh, weil die Bäume sehr durchsetzungsfähig sind", erläutert Landschaftsarchitektin Gudrun Kloos vom Gartenbau. Die Park-Besucher stehen gerade vor einem kleinen Stummel-Feld, die oberen Enden der jungen Gehölze sehen aus, als hätten sie Bekanntschaft mit einem überdimensionierten Bleistiftspitzer gemacht. Alles, was vor dem kräftigen Gebiss der Tiere geschützt werden soll, ist zum Großteil mit hüfthohen Gitterzäunen umwickelt. "Ein paar müssen wir noch anbringen", sagt Schimmer.

Als Problem sehen die Fachleute weniger die nachtaktiven Nager. Sorge, sagt Florian Hacker am Fuße eines Baumes mit Blick in dessen dürre Krone, "bereitet uns vielmehr das Eschentriebsterben". Er zeigt auf die abgestorbenen Leit- und Seitentriebe des Baums. "Vor zehn Jahren war noch nix zu sehen, jetzt ist das ein Riesenthema bei uns." Durch den Pilz Hymenoscyphus pseudoalbidus sind auch in Bayern Eschenbestände flächendeckend beschädigt. Rudolf Schimmer winkt zum nächsten Patienten. Er greift ein schwarzes Stück Rinde vom "Fuß" einer Hainbuche: "Das ist der Brandwurzelpilz." Oberirdisch sehe man der Buche kaum was an. Wenn die Krankheit aber fortgeschritten sei, "kann der Baum im Sommer bei Windstille einfach umfallen". Auch einige vom Borkenkäfer befallene Fichten gehörten in diesem Jahr zu den Kranken. Aber, sagt Schimmer, nach zweistündiger Führung noch immer wohlwollend lächelnd, auch wenn die Tropfen aus dem nassen Haar inzwischen ins Gesicht triefen, "an sich ist hier alles erfreulich stabil". Er scheint seinen Stadtpark zu lieben.

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