Pasing:Epochentypisch

Gobelin im Ratssaal in Pasing, 2015

Historischer Wandschmuck im Pasinger Rathaussaal - früher befand sich an der Stelle eine Hitlerbüste.

(Foto: Stephan Rumpf)

Hinweistafel erklärt Nazi-Teppich im Pasinger Rathaus

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Der umstrittene Wandteppich im großen Saal des Pasinger Rathauses lässt seine Betrachter nicht länger ratlos. Seit kurzem ist dem Gobelin, der Mitte der Dreißigerjahre nach den Entwürfen des Künstlers Bruno Goldschmitt entstand und auf die Gründung Münchens durch Heinrich den Löwen Bezug nimmt, eine Hinweistafel an die Seite gegeben, die das Werk zeitgeschichtlich einordnen soll. "Die Bildfindungen des Gobelins konfrontieren den Betrachter mit den damals gängigen, monumentalen heroischen und völkischen Darstellungsformen", ist da knapp zu lesen.

Im vergangenen Jahr hatte es aus der Bürgerschaft die Forderung gegeben, der Gobelin möge wegen seines propagandistischen Gehalts und der politischen Verstrickung Goldschmitts in der NS-Zeit abgehängt und eingelagert werden. Das Thema beschäftigte nicht nur den Bezirksausschuss, der unter der Tapisserie tagen muss, sondern auch den Ältestenrat der Stadt. Dieser hatte im Oktober 2015 entschieden, die Erläuterungstafel anbringen zu lassen, was auch einem Vorschlag des Stadtbezirksgremiums entsprach.

Nach Prüfung hatte der Ältestenrat der Auffassung von Freimut Scholz nicht folgen können, auf dem Teppich seien explizit Nazi-Symbole wie etwa ein Hakenkreuz zu sehen. Der pensionierte Kunstgeschichtler und Stadthistoriker hatte sich umfangreich in Archiven mit der Person Goldschmitts und seiner Nähe zum NS-Regime befasst. Auf der Hinweistafel erfährt man über Goldschmitt nun allerdings nicht sehr viel: Der Künstler habe von 1881 bis 1964 gelebt, der Teppich sei eine Auftragsarbeit und der Auftakt für einen zwölfteiligen Zyklus zur Geschichte der Stadt. Als repräsentativer Raumschmuck sei der Gobelin eigentlich für das Alte Rathaus am Münchner Marienplatz vorgesehen gewesen, kriegsbedingt sei er dann aber im Stadtmuseum eingelagert worden.

Im Pasinger Rathaus, so erklärt die Tafel weiter, befinde sich der Teppich mit der "epochentypischen Formensprache" seit de Wiedereröffnung des Baus im Jahre 1952. Und wie es aussieht, wird er dort hängen bleiben.

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