Pasing:Ende einer Tradition

Der Hotelgasthof "Zur Post" in der Nähe des Pasinger Marienplatzes wird abgerissen, gebaut werden dort neue Wohnungen. Bedroht ist damit auch der große Saal mit seinen bis zu 350 Plätzen, der von vielen Vereinen des Stadtteils genutzt wird

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Das Hotel mit rund 92 Zimmern kann wirtschaftlich und nachhaltig in der heutigen Zeit nicht betrieben werden", sagt Reinhard Riedl. Er ist Mitglied des Vorstandes der Dibag Industriebau AG und meint den Hotelgasthof "Zur Post" nahe dem Pasinger Marienplatz, der sich samt Grund im Eigentum des Unternehmens befindet. Das Hotel und der angeschlossene Postsaal, die beide nicht unter Denkmalschutz stehen, sollen abgerissen werden. Die Dibag, eine deutschlandweit tätige Immobiliengesellschaft, plant dort nun Wohnungen.

Unter einer Mindestgröße von 120 Zimmern, so Riedl, habe ein Hotel heute auf dem Markt keine Chance; die Post sei zu klein, als dass sich eine Hotelkette dafür interessieren würde. Der Vertrag mit dem Pächter, der Familie Schön, läuft im Herbst 2017 aus. Auch für den Anheuser-Busch-Konzern (Löwenbräu) wird laut Riedl das Thema Post dann beendet sein. Zur Dibag, die Teil der Doblinger Unternehmensgruppe ist, gehört die Monachia Grundbesitz GmbH & Co. KG, die wiederum aus der Grundbesitz-Gesellschaft von Löwenbräu hervorgegangen ist.

Pasing Postsaal Erste Großveranstaltung im Postsaal nach Umbau, Jan. 1982

Lange Geschichte: Im großen Saal trafen sich seit Jahrzehnten Pasinger Bürger zu Festen und Versammlungen.

(Foto: Pasinger Archiv / oh)

Der Komplettrückzug der Eigentümer aus Hotelerie und Gastronomie am Traditionsstandort in Pasing stand offensichtlich nicht sofort auf der Agenda. 2014 hatten man sich laut Reinhard Riedl noch mit Erweiterungsplänen getragen: "Wir hatten bei der Lokalbaukommission deshalb eine Bauvoranfrage gestellt für eine Hotelerweiterung auf 125 Zimmer. Diese Bauvoranfrage wurde wegen der für das Hotel erforderlichen Gebäudetiefe negativ beschieden." Der Postsaal hätte nach diesen Plänen zu einem Konferenzbereich um- und ausgebaut werden sollen. Thorsten Vogel vom Münchner Planungsreferat bestätigt, dass diese Voranfrage im Februar 2014 eingegangen sei. Für die aktuellen Wohnbaupläne aber liege vom Unternehmen noch kein Bauantrag vor.

Die Umbaupläne bedeuten nicht nur das Ende des Hotelgasthofes, der an diesem zentralen Standort eine über hundertjährige Geschichte hat. Sie bereiten den Lokalpolitikern in Pasing auch weniger aus nostalgischen, sondern aus praktischen Gründen Kopfzerbrechen. Denn mit dem Postsaal und seinen bis zu 350 Plätzen wird das Viertel den einzigen bewirtschafteten Veranstaltungsort dieser Größe verlieren. Über viele Jahre wurden dort nicht nur die Bürgerversammlungen abgehalten, der Postsaal wird auch von vielen Pasinger Vereinen genutzt.

Pasing: Das umfangreich sanierte Gebäude des Hotelgasthofs "Zur Post" nahe dem Pasinger Marienplatz soll nun einem Wohnhaus weichen.

Das umfangreich sanierte Gebäude des Hotelgasthofs "Zur Post" nahe dem Pasinger Marienplatz soll nun einem Wohnhaus weichen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Seitdem bekannt wurde, dass der Pächter gehen muss, hatte der Bezirksausschuss per Antrag die Stadt aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass der private Saal, für den es bis 1991 eine Nutzungsvereinbarung mit der Stadt gab, den Bürgern auch weiterhin zur Verfügung steht. Schließlich sei Anfang der Achtzigerjahre die Sanierung des Saals mit 400 000 D-Mark an kommunalen Mitteln bezuschusst worden. Um so betroffener ist man nun von der Nachricht, dass es den Post-Komplex nicht mehr geben soll.

"Auch wenn es schwer wird, die Entscheidung der Eigentümerin noch zu ändern, dürfen wir nichts unversucht lassen, um den Postsaal für die Pasingerinnen und Pasinger zu retten", fordert der SPD-Ortsverein. Er will nun noch einmal Gespräche mit der Dibag führen und auch OB Dieter Reiter (SPD) und das Kulturreferat in die Sache einschalten. Maria Osterhuber-Völk (CSU), Vize-Chefin im Bezirksausschuss, sagt: Wenn das Hotel nicht mehr funktioniere, habe das eher mit der Auswahl des Pächters zu tun. "So schnell, wie das nach unten gehen kann, kann das auch wieder nach oben gehen", ist sie überzeugt, ihrem Wissen nach gebe es auch schon Interessenten für die Nachfolge der Familie Schön.

Das allerdings bestreitet Dibag-Vorstand Reinhard Riedl. Dass dem Viertel nun der Postsaal abhanden komme, sei "bedauerlich, aber nicht zu ändern."

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