Pasing:Das Ende der Kuppelei

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Die ersten Stützen für die neue Halle stehen schon: 50 Millionen Euro investiert die Bahn in das Instandhaltungswerk in Pasing. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Bahn will beschädigte Regionalzüge schneller reparieren und baut dafür eine moderne Halle in Pasing. Ein neues Konzept für die Instandhaltung von S-Bahnen lässt allerdings weiter auf sich warten

Von Marco Völklein

Noch sind nur ein paar Betonstützen zu sehen, der Rohbau für die Büros und Werkstätten steht etwa zur Hälfte. Und gerade sind Arbeiter dabei, lange Gruben in die Erde zu betonieren. Seit September lässt die Deutsche Bahn (DB) auf einigem ehemaligen Flohmarktgelände am S-Bahnhof Langwied für 50 Millionen Euro eine neue Wartungshalle für Regionalzüge errichten. Der zuständige DB-Manager Alfred Kollberg sagt, vor allem dank des milden Winters seien die Arbeiter bislang gut vorangekommen. "Wir sind sogar ein kleines Stückchen vor dem Zeitplan."

In der neuen Halle will die DB von September 2017 an Regionalzüge warten, reinigen und reparieren. Unter anderem sollen dann die Züge des Werdenfelsnetzes dort instand gesetzt werden, ebenso die sechs Loks und insgesamt 36 Wagen, die die DB bei Skoda in Tschechien bestellt hat und die künftig auf der Strecke München - Nürnberg alte Fahrzeuge ersetzen sollen. Vier Gleise für kleinere Wartungsarbeiten werden Kollberg und seine Leute errichten. Dazu kommt ein fünftes Gleis für die sogenannten "Langsteher", wie die Techniker sagen. Das sind Fahrzeuge mit schwereren Schäden, beispielsweise nach einem Unfall, für die die Arbeiter länger benötigen, um sie wieder in Schuss zu bringen. Das Besondere an der Halle: Über den vier Gleisen für die weniger aufwendigen Arbeiten sind Fahrdrähte gespannt. Die neuen Skoda-Züge sowie die Triebwagen der Baureihen ET 442 und ET 445 können so komplett und aus eigener Kraft in die Halle einfahren. Das aufwendige Auseinanderkuppeln und Rangieren der einzelnen Zugteile, das die DB derzeit zum Teil noch in den alten Wartungshallen im Pasinger Werk praktiziert, entfällt damit. Man werde künftig "ein völlig neues Instandhaltungskonzept" umsetzen, sagt Kollberg.

Denn je weniger Aufwand der Konzern treiben muss, um die Fahrzeuge zu warten, desto eher stehen sie für den Fahrgastbetrieb wieder zur Verfügung. Bislang sind die Züge laut Kollberg im alten Pasinger Werk in etwa einen halben Tag lang gebunden, die neue Halle dagegen sollen sie möglichst schon nach zwei bis drei Stunden verlassen. Geplant ist, dass die meisten Züge, die zur Wartung müssen, am Vormittag, also nach der morgendlichen Hauptverkehrszeit, nach und nach in die Halle einrücken und dann möglichst schon zur nachmittäglichen Rushhour fertig sind - sie also nach dem kurzen Boxenstopp im Instandhaltungswerk wieder raus können in die jeweiligen Regionalnetze der DB.

Geplant ist zudem, dass mobile Teams oder gar die Lokführer von unterwegs eventuelle Mängel oder Störungen an den Fahrzeugen in das neue Werk melden - und die Arbeiter dort sich dann bereits auf das jeweilige Problem einstellen können. Bei einem Defekt in einer Bordtoilette, sagt Kollberg, suche dann der Monteur nicht erst aufwendig im abgestellten Zug nach der Ursache. Vielmehr würden die Techniker dann die komplette Komponente ausbauen und durch eine funktionierende Anlage ersetzen. In der separaten Werkstatt könne dann der Mangel später behoben werden - während der gewartete Regionalzug bereits wieder Fahrgäste transportiert.

Die Zahl der Mitarbeiter werde im neuen Werk dennoch in etwa gleich bleiben, sagt Kollberg. Vielmehr noch: Es sei sogar so, dass der Konzern Fachleute für seine insgesamt drei Werkstätten in der Landeshauptstadt suche und Nachwuchskräfte ausbilde. Sollte die DB zudem den Zuschlag vom Freistaat für den Betrieb weiterer Regionalnetze erhalten, könne man im neuen Pasinger Werk vom derzeit geplanten Zwei-Schicht-System locker auf ein Modell mit drei Schichten und Rund-um-die-Uhr-Betrieb umstellen.

Wie es indes mit der schon lange geplanten Erweiterung des S-Bahn-Instandhaltungswerks in Steinhausen weitergeht, ist weiter offen. Dort liegt zwar bereits seit Dezember 2011 die Baugenehmigung für zusätzliche Abstellanlagen und ein neues Stellwerk vor - doch gebaut wurde bisher nichts. Zuletzt stritten sich Bahn und Freistaat um die Finanzierung des 55-Millionen-Euro-Projekts. Die Landtags-SPD kritisiert dieses Hickhack nach wie vor als "Trauerspiel"; schließlich ließe sich der Betrieb des angespannten S-Bahn-Systems durch die Erweiterung deutlich reibungsloser abwickeln lassen. Doch nachdem der Freistaat im Februar zugesagt hatte, dass die DB die Münchner S-Bahn wohl bis weit ins nächste Jahrzehnt betreiben darf, scheint nun zumindest Bewegung in die Sache zu kommen: Laut Kollberg erarbeitet die DB gerade auf Basis dieser Zusage ein Instandhaltungskonzept für die S-Bahn.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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