Pasing:Armreif statt Schuh

Cenerentola Pasinger Fabrik, Carolin Ritter in der Titelrolle, hier mit den Stiefschwestern

Cenerentola (Carolin Ritter, Mitte) hat es nicht einfach in ihrer Patchwork-Familie, ihre Stiefschwestern Clorinda und Tisbe sind ziemliche Zicken.

(Foto: Stefan Weber)

Rossinis "La Cenerentola" in der Pasinger Fabrik

Von Jutta Czeguhn, Pasing

So viel kann schon einmal verraten werden: Die Damen im Publikum von "Münchens Kleinstem Opernhaus" sollten auf ihre Armreifen achtgeben, sofern sie solche beim Besuch von Gioachino Rossinis "La Cenerentola" tragen. Mit dieser Belcanto-Oper (Premiere 22. Juni) schließt sich heuer in der Pasinger Fabrik ein Kreis. Denn es war ebenfalls ein Rossini-Werk, seine "Italienerin in Algier", mit der 1997 alles begann auf der herausfordernd ungeräumigen Bühne in der Wagenhalle. Ein wenig Jubiläumsstimmung gönnten sich deshalb jetzt die Opern-Macher, allesamt schon mitten in den Proben, als sie die diesjährige Produktion in der Fabrik vorstellten: 20 Jahre Kleinstes Opernhaus, 15 Jahre Unterstützung vom eigenen Förderkreis und - rasch nachgerechnet und hinterhergeschoben - 200 Jahre seit der Uraufführung der Cenerentola in Rom.

Weil hier leider kein Platz ist für Elogen auf das Pasinger Opernhaus und auch nicht für einen ausufernden Rückblick auf Mozarts "Figaro" und "Don Giovanni", auf die Strauss'sche "Fledermaus", Verdis "La Traviata", Puccinis "Tosca", Donizettis "Liebestrank", Nikolais "Lustige Weiber von Windsor", Dvořáks "Rusalka" oder zuletzt Offenbachs "Schöne Helena" (oh weh, irgendwas hat man vergessen), soll es um die aktuelle Produktion gehen: Regie führt bei Cenerentola Julia Dippel, die an der Fabrik unter anderem Don Giovanni und Rusalka inszeniert hat. Am Pult steht, wie schon seit mehr als elf Jahren, Andreas Pascal Heinzmann, der mit seinen zehn Musikern in dieser Spielzeit endlich mal einen Orchestergraben bekommt, und zwar direkt auf der Bühne. Das haben sich Julia Dippel und die Ausstatterin Claudia Weinhart so ausgedacht. Geplant war auch, die turbulente Handlung, die an das Aschenputtel-Märchen angelehnt ist, in einer Art Puppenhaus spielen zu lassen. Dafür aber hätte man die niedrige Wagenhalle nach oben oder unten ausdehnen müssen, was im Übrigen glühendster Wunsch von Fabrik-Chef Frank Przybilla ist. Nicht nur wegen der etwas gedrungenen Akustik im Saal, die für die 14 Sänger bei Rossinis Koloraturfeuerwerken eine besondere Herausforderung sein wird.

Aber wie die vergangenen 20 Jahre auch, wird man bei Cenerentola den vielen Nöten mit noch mehr professionellen Tugenden begegnen, was den Charme dieser Spielstätte ausmacht. Weil's mit dem Puppenhaus nichts wurde, werden die Kostüme Dippels Idee aufgreifen: barockhafte Figuren wird man sehen, immer bereit zum Kleider- und damit Rollentausch. Und wahnwitzige Rokoko-Perücken. Um auf den Armreif zurückzukommen: Bei Rossini ersetzt er den Schuh.

"La Cenerentola", Premiere 22. Juni, 19.30 Uhr, Vorstellungen im Juni, Juli, und im August, unter anderem auch als Open Air auf Schloss Blutenburg, Ticketpreise zwischen 27 und 37 Euro, Ermäßigungen für Schüler, Azubis und Studenten, Reservierung unter Telefon 829290 oder unter www.muenchenticket.de

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