Partyschiff für München:Ein Dampfer nach Sendling

'MS 'Utting' vor dem Transport nach München; MS "Utting" vor der letzten Fahrt

68 Jahre lang fuhr das Schiff auf dem Ammersee, am Dienstag hob es ein Spezialkran aus dem Wasser.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Transport der "MS Utting" vom Ammersee beginnt wie geplant

Von Michael Berzl

Nach 68 Jahren im Ammersee ist dieMS Utting wieder auf dem Trockenen. Zwei Schwerlastkräne haben das in zwei Teile zertrennte Schiff am Dienstag in Stegen aus dem Wasser gehievt und auf Tiefladern abgesetzt. An diesem Mittwoch sollen die beiden Teile auf einer alten Eisenbahnbrücke über der Lagerhausstraße in Sendling wieder zusammengesetzt werden. Dann wird es spannend für den neuen Schiffseigentümer Daniel Hahn, ob nach dem Umzug noch alles passt und ob der ausgemusterte Ausflugsdampfer tatsächlich zu seinem nächsten originellen Veranstaltungsort werden kann.

Das Verladen für den Transport hat jedenfalls ohne größere Komplikationen geklappt. Nur eine kleine Delle an einem Kran gibt es, als der etwa 100 Tonnen schwere Schiffsrumpf in der Luft hängt und etwas ins Schwingen gerät. Seniorchef Heinz Schmidbauer, der die mehr als vier Stunden dauernde Prozedur zusammen mit vielen anderen Zuschauern vom Werftgelände aus beobachtet, entgeht das Malheur nicht. Aber der Schaden hält sich in Grenzen. Bald ist der erste Teil eines aufsehenerregenden Standortwechsels geschafft. Am Abend sollte sich der Transport dann auf den Weg machen. Die Strecke führt auf dem Autobahnring rund um die Stadt. Candidtunnel und Brudermühlbrücke sollten dafür zeitweise gesperrt werden. Gegen 3 Uhr sollte das Schiff an seinem Zielort eintreffen.

Ähnlich wie ein ausrangierter Schienenbus als "Bahnwärter Thiel" zur Kulturstätte wurde, soll ganz in der Nähe auch das Schiff zum Lokal werden. "Es ist schon sehr, sehr verrückt. Rational, also wirtschaftlich gesehen, ist es ein Schmarrn", sagt der 26-Jährige, während er zusieht, wie die Schmidbauer-Leute dicke Gurte um den Rumpf seiner Utting legen. Er strahlt, scherzt mit Freunden, macht Handyfotos, wohl wissend, dass ihn diese Aktion hier einen sechsstelligen Betrag kostet, und da ist das Schiff, das er zum Schrottwert bekam, noch nicht eingerechnet.

Um die Kosten zu drücken, erledigen Hahn und seine Freunde ohnehin schon so viel wie möglich selbst. Sogar Schilder an der Autobahn haben sie eigenhändig abgeschraubt, um dem Schiff den Weg freizumachen. Zuvor haben sie Wochen damit zugebracht, das Inventar der Utting zu zerlegen und das Schiff mit Trennscheiben horizontal zu zerteilen. So machten sich Oberbau und Rumpf auf je einem Tieflader auf die nächtliche Reise.

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