Pannen:Aufgeschlitzt und angespuckt

Neues Terminal 5 am Flughafen in Heathrow

Beim neuen Terminal 5 in Heathrow fiel die Gepäckanlage aus.

(Foto: dpa)

Testläufe können gravierende Mängel aufdecken - aber leider längst nicht alle

Von Dominik Hutter

Geprobt wurde durchaus: An 73 Testtagen waren mehr als 15 000 Leute samt Gepäck in den Weiten des noch nicht eröffneten Terminals 5 in London-Heathrow unterwegs. Europas größter Flughafen erlebte dennoch ein Desaster, als der für 30 Millionen Passagiere konzipierte Glasklotz im März 2008 den Betrieb aufnahm. Die automatische Gepäckanlage wollte partout nicht funktionieren, es gab zu wenig Personal, Aufzüge funktionierten nicht und Toiletten waren verstopft. Die Folge war ein tagelanges Chaos mit Hunderten Flugausfällen und einer fünfstelligen Zahl herrenloser Koffer. Gelandete Passagiere mussten sich ihr Hab und Gut aus haushohen Gepäckbergen herauskramen. Das Model Naomi Campbell bekam einen Wutanfall und bespuckte zwei Polizisten.

London ist kein Einzelfall. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass Flughafen-Umzüge so reibungslos funktionieren wie in jener Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1992, als der Münchner Airport von Riem ins Erdinger Moos verlegt wurde. Die Münchner Planer sind seitdem weltweit begehrte Berater. Denn Probleme gibt es immer wieder - meistens kurz nach der Eröffnung, also in einer Phase, die der Berliner Pannen-Flughafen noch nicht einmal erreicht hat. Beispiel Hongkong, im Jahr 1998: Der frisch eröffnete Flughafen Chek Lap Kok machte tagelang Schlagzeilen, weil das Gepäcksystem nicht funktionierte, die Klimaanlage ausfiel und die Wasserversorgung unterbrochen war. Zahlreiche Flugzeuge gingen ohne Gepäck in die Luft.

Noch ärger traf es die Stadt Denver im US-Bundesstaat Colorado, dort allerdings schon vor der Eröffnung. An dem Flughafen vor der beeindruckenden Kulisse der Rocky Mountains erwies sich das Gepäcksystem als ein wahres Monster: Koffer und Taschen wurden zerdrückt, aufgeschlitzt oder auseinandergerissen. Fast eineinhalb Jahre dauerte es, bis der ansonsten komplett fertiggestellte Airport seinen Betrieb aufnehmen konnten.

Ganz andere Schwierigkeiten hatte der Flughafen Bangkok-Suvarnabhumi. Dort verlief zwar der Umzug im Jahr 2006 weitgehend problemlos. In den Monaten nach der Eröffnung wurden aber bauliche Mängel an den Bahnen und Rollwegen festgestellt. Für die Reparaturarbeiten musste der eigentlich schon stillgelegte Vorgänger-Airport Don Mueang wiedereröffnet werden. Er ist entgegen den ursprünglichen Plänen bis heute in Betrieb, Bangkok hat nun zwei Flughäfen.

Mitunter gibt es auch kuriose Pannen beim Probebetrieb. In Bangkok etwa landeten simulierte Flugdaten in den Buchungssystemen echter Reisebüros. Bis das jemandem auffiel, waren einige Tickets schon verkauft.

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