Stadt am Rand:Das fliegende Klassenzimmer

Ludwig-Bölkow-Campus bietet Studiengang für Militärpiloten an

Von Stefan Galler, Ottobrunn/Taufkirchen

Ursprünglich war die Errichtung des Ludwig-Bölkow-Campus (LBC) in Ottobrunn/Taufkirchen eine Reaktion auf die Strategie der Airbus-Konzernleitung, immer mehr Produktionsbereiche umzusiedeln, weg aus dem Südosten Münchens etwa in Richtung Frankreich. Lokale Politiker brachten die Idee auf den Weg, den Technologiestandort Ottobrunn nicht aufzugeben und einen Innovationscampus zu errichten. Vor knapp zwei Jahren wurde aus dem Bavarian International Campus Aerospace and Security (Bicas) der Ludwig-Bölkow-Campus, die ersten konkreten Forschungsprojekte nahmen ihren Anfang. Am Freitag nun konnten die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), Airbus-Chef Thomas Enders, die Präsidentin der Bundeswehr-Universität in Neubiberg, Merith Niehuss, und Jean-Jacques Dordain, Generaldirektor der European Space Agency (Esa), wichtige Neuerungen präsentieren, die den LBC auch für die Zukunft prächtig aufstellen.

So wird bereits am 1. Oktober auf dem Campus in Zusammenarbeit mit der Universität der Bundeswehr ein neuer Studiengang für Piloten eingeführt. Der duale Bachelor-Studiengang "Aeronautical Engineering" soll den Offizieren des fliegerischen Dienstes von Luftwaffe und Marine als akademische Basis ihrer beruflichen Ausbildung dienen. "In Zukunft werden also alle jungen Offiziersanwärter, die als Piloten der Luftwaffe und als Marineflieger zugelassen sind, hier zu einem ingenieurwissenschaftlichen Studium geführt", sagte Merith Niehuss in ihrer Rede im Pavillon des LBC. Dazu sollen auch zunächst zwei Flugsimulatoren aufgestellt werden, im Herbst nehmen dann die ersten 13 Pilotenanwärter ihre Ausbildung auf, die Zahl der Studenten soll bis 2019 auf 55 anwachsen, davon 40 Offiziersanwärter der Luftwaffe und 15 der Marine.

Veronika Gumpinger, die durch das Programm führte, erwartet durch die Pilotenausbildung nun "Top-Gun-Feeling" auf dem Campus. Gumpinger ist Geschäftsführerin der Munich Aerospace, des interdisziplinären Forschungsnetzwerks auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt im Großraum München. Mit der Munich Aerospace verbindet das LBC neuerdings ein Kooperationsvertrag, der laut Ilse Aigner zeigen soll, "dass Wirtschaft und Wissenschaft in Ottobrunn Hand in Hand arbeiten". Dazu passe auch die vereinbarte Zusammenarbeit mit "BavAIRa", dem von der Staatsregierung beauftragten Management des Clusters Aerospace. Damit eröffne sich auch für die mittelständischen Zulieferbetriebe der Luft- und Raumfahrtbranche ein direkter Zugang zu den Forschungsergebnissen auf dem Ludwig-Bölkow-Campus, so Aigner, die wörtlich von einem "Wissenstransfer" sprach.

Und noch eine frohe Kunde für das LBC: Die European Space Agency wird in Ottobrunn eine Außenstelle ihres Business Incubation Centre (Bic) eröffnen, die vierte in Bayern nach Oberpfaffenhofen, Nürnberg und dem Berchtesgadener Land. Diese Bics sind Anlaufstelle für innovative Firmengründer, die sich insbesondere aus den Reihen der jungen Forscher am Campus rekrutieren sollen. "Ich gehe davon aus, dass sich mehr als 100 solcher Companys gründen werden", sagte Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain.

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