Ottobrunn:Familienkino

Das Smoky & Movie in Ottobrunn

Von Franziska Gerlach, Ottobrunn

Die Lämpchen sind klein, und doch sind sie von großer Bedeutung für den Kinobesucher, früher noch mehr als heute. Wenn man im Dunkeln dem Geschehen auf der Leinwand folgte, im linken Arm das Gspusi, in der rechten Hand einen Glimmstängel, wiesen sie einem zuverlässig den Weg zu der am Sitz des Vordermannes angebrachten Leiste, wo neben dem Kaltgetränk auch ein Aschenbecher stand. Dass man in den Ottobrunner Kinos "Smoky" und "Movie" einst rauchen durfte, lockte sogar Leute aus Dachau und Fürstenfeldbruck in den Ort, sagt Ulrich Dillmann. Ihm gehört das Kino, eine Zigarette hat er noch nie angerührt. "Ich war der Nichtraucher mit dem Raucherkino."

Das Raucherkino mit der "gigantischen Abluftanlage" ist nicht mehr, in Bayern gilt das Rauchverbot. Den Namen hat Dillmann, 51, aber beibehalten. Das Gebäude stammt aus den Fünfzigerjahren, 1980 wurde das Kino umgebaut: Der große Saal "Smoky" fasst 188 Zuschauer, der kleinere heißt "Movie" und bietet 80 Besuchern Platz. Dillmann betreibt außerdem noch das Filmstudio Ottobrunn im Wolf-Ferrari-Haus sowie die Haarer Kinos. Obwohl er 2009 nach Krumbach zog - im nahe gelegenen Günzburg besitzt er ein weiteres Kino - erweist er sich als versierter Kenner der Szene im Landkreis. Beinahe plastisch stehen die Bilder im Raum, wenn der gebürtige Ottobrunner, der für das Kino seine Beamtenlaufbahn als Fernmeldehandwerker bei der Post aufgegeben hat, aus seinem Leben erzählt. Da sieht man plötzlich den jungen Dillmann, gerade einmal 16 Jahre alt, wie er sich in den Pfingstferien des Jahres 1980 als Kartenabreißer in jenem Kino das Taschengeld aufbessert, das er 16 Jahre später übernehmen sollte. "Das war die Zeit der Cliquenfilme", sagt Dillmann. Francis Ford Coppolas "The Outsiders" zum Beispiel oder "The Breakfast Club", der Streifen, bei dem ein Streber, ein Sport-Ass und eine Außenseiterin gemeinsam nachsitzen müssen. Und auch an die Damen, denen Ende der Achtzigerjahre an der Kasse die Schamesröte ins Gesicht schoss, weil sie zum 20. Mal "Dirty Dancing" sehen wollten, erinnert er sich. Dillmann selbst wusste da längst, wie man Filme vorführt. Als ihm die Ottobrunner Kinos schließlich gehörten, fuhr er einmal pro Woche in die Filmlager im Münchner Norden, um Neuzugänge abzuholen. Werbemaßnahmen, Programmgestaltung, Abstimmungen mit dem Filmverleih - in einem Ein-Mann-Betrieb ist man für alles zuständig. Ein Vollzeitjob.

Heute funktioniert alles auf Knopfdruck, die Institution Kino ist digital und schnelllebig geworden. Auch an der Bar im "Smoky" wird nichts mehr verkauft, vor den Türen eines Getränkeschrankes baumelt ein Vorhängeschloss. Dafür gibt es nun gleich am Eingang das Café "Trailer". Statt Rauchern zählen Familien zu Dillmanns Stammgästen, denen ein Besuch in den anonymen Mega-Kinos der Münchner Innenstadt mit kleinen Kindern zu anstrengend ist. Das Programm hat er auf diese Zielgruppe ausgerichtet - Horrorfilme sind tabu. In diesem Sommer sei die computeranimierte Filmkomödie "Minions" gut gelaufen, sagt er, im Februar "Fifty Shades of Grey", später "Jurassic Park" und nicht zu vergessen "Fack ju Göthe 2". "2015 war ein super Kinojahr", sagt Dillmann. Auf gute oder schlechte Rezensionen gibt er wenig, seines Erachtens lässt sich daraus nicht zwingend ableiten, wie ein Film beim Zuschauer ankommt. Dillmann zählt weiter auf den Zauber des Kinos.

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