Ottfried Fischer und Kabarett:Fröhliche Suche nach dem Sinn

Das Publikum feiert Ottfried Fischer beim Aschermittwoch der Kabarettisten. Nachdem der "Bulle von Tölz" seine Parkinson-Krankheit öffentlich gemacht hatte, ist dies nun sein erster Auftritt.

Philipp Crone

Nach seinem ersten Satz entspannen sich die 2400 Gäste. Ottfried Fischer, ganz in Schwarz und vollbärtig, betritt die Bühne der Philharmonie, geht mit vorsichtig wippenden Schritten und konzentriertem Blick hinter das für ihn aufgestellte Pult, hält sich mit beiden Händen daran fest und sagt: "Keine Angst, ich werde keine Schüttelreime machen."

Schmunzeln, dann Lachen, Bewegung im Saal, der Einstieg ist geschafft. Der 54-Jährige tritt beim Aschermittwoch der Kabarettisten zum ersten Mal auf, nachdem er seine Parkinson-Krankheit öffentlich gemacht hat. Die ersten Pointen feuert er ohne Luftholen in den Raum. Die Rede ist vom "christlich-sozialen Einparteiensystem" in Bayern und vom "Ganzjahreskostümträger" Ratzinger.

Die Politik kommt an diesem Abend nur am Rande vor. Das Programm ist so bunt wie die Farben, mit denen sechs weiße Stoffbahnen, die Big Band und die Orgel auf der Bühne angestrahlt werden.

Das Publikum braucht bis zur Pause, um sich an die Veranstaltung an diesem Ort zu gewöhnen: Es gibt viel mehr Sätze als sonst, Interaktion mit der ersten Reihe wie im Zirkus; und überall stehen Fernsehkameras, die den Zuschauern die Sicht auf Fischer und Konsorten nehmen. Lachen und Räuspern sind erwünscht.

"Liebe geht durch den Magen. Aber was passiert dann mit der Liebe, wenn sie wieder rauskommt?" Ein Themen-Potpourri. Alter. Klimawandel, Waffenhandel. Die Lacher werden in Hälfte zwei länger und ausgelassen, manche Zuhörer krümmen sich schon.

Kurz bevor das Programm der sieben sich abwechselnden Kabarettisten allzu beliebig wird, setzt sich Konstantin Wecker mit modisch gelbem Gipsarm hinter den Flügel. Er singt: "Jetzt suchen wir mal alle nach dem Sinn." Der ist für heute gleich gefunden.

Ottfried Fischer nimmt zum Finale neben Wecker und Christian Springer hinter dem Flügel Platz, er wirkt noch immer nervös, schaut verstohlen aus den Augenwinkeln ins Publikum. Das lacht. Erst in diesem Moment entspannt sich Fischer, wippt mit dem Fuß zur Musik.

Dann singen sie zu dritt ein Medley aus Bayernhymne und Internationale. Der Sinn, das ist heute das Lachen. Dabei fühlen sich alle wohl, jetzt auch Ottfried Fischer. Zum Abschied tauscht er gar den konzentrierten Blick gegen ein verschmitztes Lächeln. Es steht ihm sehr gut.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: