Ostbahnhof:Die Schrecksekunde am Montagmorgen

Ostbahnhof: Alarmszenen vor der Berufsschule am Ostbahnhof: Die Polizei sperrte sicherheitshalber erst einmal alles ab. Sprecher Marcus da Gloria Martins konnte schnell Entwarnung geben.

Alarmszenen vor der Berufsschule am Ostbahnhof: Die Polizei sperrte sicherheitshalber erst einmal alles ab. Sprecher Marcus da Gloria Martins konnte schnell Entwarnung geben.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ein ungewöhnlich gekleideter 18-Jähriger sorgt für einen Großalarm in der Berufsschule, doch alles läuft glimpflich ab

Von Jasmin Siebert

Springerstiefel an den Füßen, die Kleidung ganz in Schwarz, in jeder Brusttasche ein Funkgerät und aus dem Rucksack ragen verdächtige Drähte - mit diesem Outfit hat ein 18-Jähriger am Montagmorgen einen Großalarm im Schulzentrum am Ostbahnhof ausgelöst. Der Ex-Schüler ging derart martialisch gekleidet um 8.50 Uhr in die Städtische Berufsschule für Zahntechnik, Chemie-, Biologie- und Drogerieberufe in der Orleansstraße.

Als der junge Mann, der im Dezember 2016 von der Schule geworfen worden war, der Sekretärin gegenübertrat, verwies diese ihn sofort des Raumes. Die Schulleiterin rief die Polizei, die wenige Minuten später mit 70 Einsatzkräften anrückte. Das erste Interventionsteam traf den jungen Mann in Beisein des Hausmeisters in der Aula an. Er ließ sich widerstandslos festnehmen.

Per Durchsage waren die rund 300 Berufsschüler zunächst aufgefordert worden, in ihren Klassenzimmern zu bleiben. Nachdem sie aus dem Gebäude gebracht worden waren, durchsuchten Spezialkräfte der Polizei das gesamte Schulgelände nach Waffen oder Sprengsätzen - zum Glück ergebnislos. Nach einer guten Stunde konnte die Polizei schon wieder Entwarnung geben, die Schüler kehrten daraufhin in ihre Klassenzimmer zurück. Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins äußerte die Vermutung, dass dem jungen Mann selbst vielleicht gar nicht bewusst gewesen sei, welche Assoziationen seine schwarze Kleidung bei anderen eventuell geweckt haben könnten.

Der ehemalige Schüler hatte eine Ausbildung zum zahnmedizinischen Fachangestellten begonnen, jedoch nicht abgeschlossen. Wegen wiederholter Disziplinlosigkeiten war er im Dezember 2016 vom Unterricht suspendiert worden, gleichzeitig wurde ihm aus bisher unbekannten Gründen Hausverbot erteilt. Zuvor war er bereits wegen seines dominanten Auftretens aufgefallen. Auffällig gekleidet soll er früher jedoch nicht gewesen sein.

Am Montagmorgen wollte er mit der Schulleitung sprechen. Einen Termin hatte er zuvor nicht vereinbart, auch sein Anliegen nannte er der Sekretärin nicht.

Letztendlich hat der Ex-Schüler niemanden bedroht oder beleidigt und auch keine Waffen oder andere gefährliche Gegenstände mit sich geführt oder im Schulgelände deponiert. Die Drähte, die verdächtigerweise aus dem Rucksack des Schülers lugten, entpuppten sich bei der Festnahme schnell als Kopfhörerkabel. Dennoch lobte Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins das Verhalten der Verantwortlichen: "Die Reaktion der Schule, sofort 110 zu wählen, war gut und richtig." Man habe gemerkt, dass in der Schule Notfallpläne in der Schublade liegen, die funktionieren.

Der junge Mann braucht keine Anzeige wegen Bedrohung zu fürchten. Funkgeräte in den Brusttaschen einer Weste, die einer Splitterschutzjacke ähnelt, mögen zwar ungewöhnlich aussehen, verboten sind sie allerdings ebenso wenig wie komplett schwarze Kleidung und verdächtige Kabel, die aus dem Rucksack schauen. Konsequenzen könnte der Auftritt für den 18-Jährigen dennoch haben: Die Schule erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.

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