Organspende-Skandal:Klinikleitung war frühzeitig informiert

Unregelmäßigkeiten bereits im Januar 2010: Im Klinikum rechts der Isar wusste die Verantwortlichen schon vor mehr als zwei Jahren von Abweichungen bei der Erstellung der Warteliste für Lebertransplantationen. Man ging aber nicht von Manipulation sondern nur von Verwechslung aus.

Christina Berndt

Klinikum rechts der Isar Organspende-Skandal

Vor zehn Tagen war bekannt geworden, dass der Direktor der II. Medizinischen Klinik seit mehr als zwei Jahren ein Gedächtnisprotokoll verwahrt hatte, in dem seine Mitarbeiter auf mögliche Manipulationen bei der Meldung eines Patienten für die Warteliste hinweisen.

(Foto: dpa)

Die Leitung des Klinikums rechts der Isar ist bereits im Januar 2010 über Unregelmäßigkeiten bei der Erstellung der Warteliste für Lebertransplantationen informiert worden. Das teilte das Klinikum der TU am Donnerstag mit. Vor zehn Tagen war bekannt geworden, dass der Direktor der II. Medizinischen Klinik seit mehr als zwei Jahren ein Gedächtnisprotokoll verwahrt hatte, in dem seine Mitarbeiter auf mögliche Manipulationen bei der Meldung eines Patienten für die Warteliste hinweisen.

Über diese Unregelmäßigkeiten und die Existenz dieses und weiterer Protokolle habe er aber nicht geschwiegen; er habe den Ärztlichen Direktor, den zuständigen Chirurgen und den Leiter des Transplantationszentrums direkt informiert, stellte das Klinikum jetzt klar.

Aus Anlass des Hinweises seien schon damals die Beteiligten befragt worden, bestätigte das Klinikum. Man sei aber zu dem Schluss gekommen, dass es keine Manipulation, sondern nur eine Verwechslung von Laborröhrchen gegeben habe. Klinikdirektor Reiner Gradinger habe damals an die beteiligten Personen geschrieben, "bei objektiver Prüfung der Unterlagen" liege "kein Fehlverhalten" vor, berichtet der Bayerische Rundfunk, dem das Schreiben nach eigenen Angaben vorliegt.

Der Verdacht auf vorsätzliche Manipulation habe sich erst vor wenigen Tagen erhärtet, so das Klinikum. Da sei festgestellt worden, dass Laborbefunde, die zur Listung des Patienten führten, im Januar 2010 aus dem EDV-System des Klinikums mit der Begründung gelöscht wurden, sie seien fehlerhaft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: