Opfer des Nationalsozialismus:Gedenktag für Sinti und Roma

Stadtrat will an den Massenmord an der Minderheit erinnern

Von Thomas Anlauf

Vor 75 Jahren begann in München der Massenmord an Sinti und Roma, am 13. März 1943 ließ die Münchner Polizei 130 Menschen der ethnischen Minderheit in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportieren. Der Zentralrat der Sinti und Roma schätzt, dass es deutschlandweit etwa eine halbe Millionen Menschen waren, die den Mordaktionen und den grausamen Behandlungen in den Konzentrationslagern zum Opfer fielen. Doch selbst nach Ende des Nazi-Terrors wurden Sinti und Roma noch jahrzehntelang weiter diskriminiert und gesellschaftlich ausgeschlossen. Nun, 75 Jahre nach dem Beginn des Völkermords, setzt München ein besonderes Zeichen. Am Donnerstag beschloss der Kulturausschuss des Stadtrats, einen jährlichen Münchner Gedenktag für die von Nazis deportierten und ermordeten Sinti und Roma einzuführen.

Als "wichtige Ergänzung der Erinnerungskultur in München", bezeichnete der Grünen-Fraktionschef Florian Roth den gemeinsamen Stadtratsbeschluss, der auf einen Antrag der Grünen zurückging. Mit einem solchen Gedenktag könne man diese dunkle Geschichte der Münchner Sinti und Roma dem Vergessen entreißen und damit auch dem weiterhin bestehenden Antiziganismus entgegenwirken. In diesem Jahr fand bereits am 13. März eine Veranstaltung zum Gedenken an die Deportation der Münchner Sinti und Roma im Münchner Rathaus statt. Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, sagte in seiner Rede: "Historisches Erinnern ist ein wesentlicher Beitrag für unsere heutige Zivilgesellschaft, in der Diskriminierung von Minderheiten oder die Ausgrenzung Andersdenkender keinen Platz mehr haben dürfen."

Die Münchner Sinti und Roma fordern seit Jahren einen Gedenktag, aber auch ein eigenes Denkmal, bislang gibt es lediglich eine Tafel am Platz der Opfer des Nationalsozialismus. Auch dieses Anliegen der Sinti und Roma wollen die Grünen im Stadtrat nun zügig umsetzen. Um in der Stadt auch als Gesellschaftsgruppe wahrgenommen zu werden, wünschen sich die Sinti und Roma auch endlich eine eigene Begegnungsstätte. In München leben Experten-Schätzungen zufolge etwa 10 000 Sinti und 6000 Roma.

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