Open Water 2:Sprung ins kalte Wasser

Von Bad Tölz nach Hollywood und zurück: Wie der Regisseur Hans Horn "Open Water 2" ins Kino bringt

Alexandra Pilz

Sie ließen sich gut an, die ersten Kontakte, die Hans Horn in den späten neunziger Jahren nach Hollywood geknüpft hatte. Sein Kurzfilm "Easy Day" hatte die Türen zu mehr als einem Dutzend Produktionsfirmen aufgestoßen, die neugierig geworden waren auf die Ideen des in Bad Tölz geborenen Regisseurs. "Recht viel energetischer, als ich zu der Zeit war, kann ich nicht sein", sagt Horn. "Ich habe viele Leute kennen gelernt, sie mit Einfällen nur so zugebombt, war wahnsinnig begeistert, aber es hat nichts geholfen."

Open Water 2: Produzent Dan Maag (links) und Regisseur Hans Horn

Produzent Dan Maag (links) und Regisseur Hans Horn

(Foto: Foto: oh)

2004 kehrte er nach München zurück, ohne einen Film - und müde, "wie der Esel hinter der Karotte herzurennen". Am 10. August kommt nun Horns Kinodebüt in die Lichtspielhäuser - "Open Water 2", made in Germany.

"Für mich heißt der Film ,Adrift'", sagt Horn, denn ein Sequel zu "Open Water" habe er nie im Sinn gehabt. Da sich "Adrift" aber unter anderem in die USA verkaufte, hielt es der dortige Verleiher Lionsgate, der die Rechte an dem Titel besitzt, für ratsam, den Film weltweit unter dem Titel "Open Water 2" in die Kinos zu bringen.

Lionsgate habe alle Käufer angerufen, um die Nutzungsrechte an dem Titel anzubieten, erklärt Horn. Ihm selbst habe dieser Marketing-Schachzug eher Spott eingebracht. "Aber wie man so gelernt hat im Laufe der Zeit: Jede Publicity ist eine gute."

Als Horn den Trailer von "Open Water" das erste Mal sah, auf dem Fantasy Filmfest 2004 in München, sei er geplättet gewesen. Die Geschichte um ein Paar, das nach einem Tauchausflug auf offener See zurückgelassen wird, habe ihn fasziniert und frustriert zugleich. Denn als er vor Jahren amerikanischen Produzenten von "Adrift" erzählte, habe man mit der Begründung "das ist zu wenig für einen Film" abgewunken.

Die Geschichte, basierend auf einer wahren Begebenheit, auf die Horns Lebensgefährtin ihn einmal aufmerksam gemacht hatte, erzählt von einer sechsköpfigen Partygesellschaft, die es nach einem Erfrischungsbad im Meer nicht mehr zurück an Deck ihrer Yacht schafft, weil niemand zuvor die Leiter heruntergelassen hatte. "Zwei Stunden, nachdem ich den Trailer zu ,Open Water' gesehen hatte, habe ich Dan Maag getroffen und ihm von ,Adrift' erzählt. Fünf Minuten später hatte ich einen Produzenten für meinen Film."

Insgesamt ließ dieses Kinodebüt also bald sechs Jahre auf sich warten, knüpft aber im Grunde genau da an, wo die Talente des mittlerweile 38-Jährigen schon immer lagen: In der verstörenden Inszenierung einer Geschichte, die "je einfacher, desto besser" sein kann, in der Mixtur aus Horror und Thrill und einem Spannungsaufbau, der aus der Kraft der Bilder und der Stille schöpft.

Der 20-Minüter "Easy Day" von 1997, Horns Abschlussfilm an der Münchner Filmhochschule, ging bereits in diese Richtung, war damals auf nationalen wie internationalen Festivals gezeigt worden und hatte sich schließlich für die Auswahl zu den Academy Awards qualifiziert. Franka Potente spielte die Hauptrolle in Horns düsterer Horrorvision eines ursprünglich sonnigen Ausflugs aufs Land, den Soundtrack lieferten die Bananafishbones, bei denen Horns Brüder Peter und Sebastian den Ton angeben - und die wiederum ihren Durchbruch dem filmemachenden Bruder verdanken: Hans Horn war es, der die Band für den C&A-Spot vorschlug, aus dem die Hitsingle "Come to Sin" hervorging.

Werbefilme ließen Horn auch die Durststrecke während seiner Hollywood-Versuche überstehen. So finanzierte er Projektentwicklungen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Zweimal sei er bereits an einem Filmset gestanden, bevor ihm doch noch das Budget gestrichen wurde, erzählt er. Bei dem Horrorthriller "They - Sie kommen" sei er als Regisseur im Gespräch gewesen, das Buch hatte er schon umgeschrieben, am Ende jedoch seien die Produktionsbedingungen für ihn untragbar gewesen.

Auch für "Texas Chainsaw Massacre" war Horn angefragt. "Ich habe viel gelernt in den Jahren", sagt er. "Aber irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr."

Mit dem Traum von der Hollywoodkarriere platzte für Horn der Traum von dem Film, den er schon seit Hochschulzeiten verwirklichen will: "Hunters on the Edge", ein Science-Fiction-Projekt, sein eigenes "Stargate", wie er sagt. "Darauf arbeite ich eigentlich hin." Seinerzeit habe er versucht, in Los Angeles Produzenten von dem Film zu überzeugen. "Aber der kostet mittlerweile wahrscheinlich 150 Millionen - den macht man nicht mal schnell, wenn man als kleiner Junge nach Hollywood kommt."

Überhaupt seien all seine Versuche dort letztendlich an mangelndem Vertrauen darin gescheitert, ob ein begabter Kurzfilmregisseur auch einen Langspielfilm auf die Beine stellen kann. Dass er 1999 für Pro Sieben den Actionthriller "Der Bunker" inszeniert hatte, kümmerte in Los Angeles niemanden.

Nun allerdings hat sich das Blatt für den Horrorspezialisten abermals gewendet: "Open Water 2", den Horn zwar mit internationaler Besetzung auf englisch drehte, allerdings mit einem Budget, über das "sich die Amis ziemlich wundern", verkaufte sich weltweit mit großen Erfolg. Dan Maags Münchner Produktionsfirma Orange Pictures kann sich der Anfragen von Agenturen, die mit Horn Kontakt aufnehmen möchten, kaum mehr erwehren. "Da sind auch viele dabei, die mich schwer enttäuscht haben. Man darf denen nicht vertrauen."

Das Angebot eines US-Produzenten, der Horn eine Drehbuchgrundlage zwischen "Beim Sterben ist jeder der erste" und "Herr der Fliegen" offerierte, will er sich dennoch genauer ansehen. "Ich wollte immer große Filme machen", sagt Horn. "Das habe ich noch nicht ganz geschafft, aber letztlich bin ich froh: ,Adrift' ist ein weiterer Schritt."

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