Open-Airs der Festspiele:Oper für alle und überall

Open-Airs der Festspiele: Hochkultur mit Bodenhaftung: Bei "Oper für alle" wird der Marstallplatz zum Picknick-Areal.

Hochkultur mit Bodenhaftung: Bei "Oper für alle" wird der Marstallplatz zum Picknick-Areal.

(Foto: Catherina Hess)

Es muss nicht die Königsloge sein: Unter freiem Himmel und ohne Eintritt lässt sich auch mitfeiern. Etwa bei der 20. Oper für alle oder der Unicredit Festspielnacht.

Von Susanne Hermanski

Musik kennt keine Grenzen. Sie dehnt sich aus. Auf Plätzen und in Herzen. "Oper für alle" ist ein Paradebeispiel für dieses wunderbare Phänomen. Seit 20 Jahren gibt es die kostenlose Live-Übertragung auf den Max-Joseph-Platz an je einem Abend im Rahmen der Münchner Opernfestspiele. Zum 20. Jahrestag werden Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg" in Bild und Ton unter freiem Himmel zu erleben sein.

Den Walther von Stolzing wird darin Münchens Lokalmatador Jonas Kaufmann singen. Der Tenor ist gewissermaßen einer der Popstars der Klassikszene, ein Mann mit Kreisch-Potenzial unter seinen Fans, die perfekte Besetzung also für ein ebenso anspruchsvolles wie beflügelndes Opern-Air-Erlebnis. Der krönende Abschluss eines bis dahin hoffentlich gelungenen Festivals, am allerletzten Tag der Spielsaison, am Sonntag, 31. Juli.

Davor haben die Götter - und so mancher begnadete Musiker - noch eine Fülle anderer Veranstaltungen gesetzt, die ganz ohne Eintrittsgeld und für jedermann zugänglich sind. Den Auftakt setzt die 5. UniCredit Festspiel-Nacht am Freitag, 24. Juni, von 20 Uhr an. Zum bereits 15. Mal präsentieren in deren Rahmen Künstler auf mehreren Bühnen und an verschiedenen Spielstätten der Münchner Altstadt Höhepunkte aus Oper, Konzert, Lied und Literatur. Neben Mitgliedern der Bayerischen Staatsoper sind auch Preisträger aus dem Jugend-kulturell-Förderpreis-Programm der HypoVereinsbank zu erleben.

Der Intendant Nikolaus Bachler, die Sopranistin Lisette Oropesa und die Mezzosopranistin Rachael Wilson werden als Prominenz aus dem Nationaltheater Einlagen geben. Der Schauspieler Stefan Hunstein und die Kulturhistorikerin und Autorin vieler literarischer Komponisten-Biografien Eva Gesine Baur kommen als bekannte Größen aus dem weiter gefassten Münchner Kulturleben mit hinzu.

"Attacca" - das Jugendorchester des Bayerischen Staatsorchesters sowie weitere Solisten des Bayerischen Staatsorchesters werden ebenfalls zu erleben sein. Die Spielstätten verteilen sich in der Innenstadt. Neben den Fünf Höfen und dem Literaturhaus München finden Aufführungen im Theatinerhof, auf einer Open-Air Bühne in der Salvatorstraße und in der HypoVereinsbank Filiale am Pro-menadeplatz statt.

Offiziell eröffnet wird die UniCredit Festspiel-Nacht um 20 Uhr mit einer Rede in der Maffeistraße. Das Opernstudio der Bayerischen Staatsoper singt dazu Arien und Ensembles von Mozart und Rossini. Um 21 Uhr stehen dort mit "HörBänd" die Preisträger auf der Bühne. Stars der diesjährigen Münchner Opernfestspiele wie Matthew Grills geben um 22 Uhr eine kleine Kostprobe ihrer großen Stimmen. Den Abend beschließen um 23 Uhr "Two or more pianists" mit einem Potpourri aus Opern- und Klaviermusik.

In der Salvatorkirche beginnt der Abend mit Folk Songs von L. Berio, Rachael Wilson (Mezzosopran) singt. Um 20.45 Uhr folgen die Suite für Violoncello solo in G-Dur von J. S. Bach und A. Šenderovas Sonate für Violoncello und Schlagzeug, es spielen Jakob Spahn (Violoncello) und Claudio Estay (Schlagzeug). Gleich nebenan, auf der Open-Air-Bühne in der Salvatorstraße interpretieren die jungen Sänger des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper von 21 Uhr an Arien und Ensembles von V. Bellini und A. Lortzing.

Ein besonderer Tipp dürften die Fünf Höfe gegen 23.15 Uhr sein. Dort spielen dann Mitglieder des Bayerischen Staatsorchesters unter Leitung von Olivier Tardy das "Konzert für Violoncello und Blasorchester von F. Gulda". Das Stück vermengt mit äußerster Freude und Dynamik alpenländische Klänge mit der hohen Virtuosität der klassischen Musik.

Alle Jahre wieder ein wenig verwirrend und doch ausgesprochen zu empfehlen, ist das Festspiel-Konzert "Oper für alle". Es kommt ohne große Leinwand aus, und findet auf dem kleinen Bruder des Max-Josephs-Platzes, auf dem Marstallplatz statt. Am 9. Juli ist dieser konzertante Operngenuss in diesem Jahr als ein italienischer Abend gestaltet.

Constantinos Carydis dirigiert das Bayerische Staatsorchester und präsentiert Ottorino Respighis Fontane di Roma und Pini di Roma sowie das Intermezzo aus Mascagnis Cavalleria rusticana. Der Tenor Pavol Breslik singt italienische Arien von Donizetti, Verdi und Puccini. Den Auftakt des Abends übernimmt wieder das Attacca mit Richard Wagners Vorspiel zu "Rienzi" (mehr dazu unten).

Ein Vorspiel ist dieser Abend also auch zum Oper-für-alle-Klassiker des 31. Juli, an dem ebenfalls Wagner gegeben wird. In der Neuinszenierung von David Bösch der "Meistersinger von Nürnberg" werden neben Kaufmann in den Hauptpartien Wolfgang Koch als Hans Sachs und Sara Jakubiak als Eva zu hören sein. Die musikalische Leitung hat Kirill Petrenko inne.

Für beide Oper-für-alle-Vorstellungen gilt: Das Mitbringen von harten und sperrigen Gegenständen wie Glasflaschen, Stühlen und Hockern ist nicht gestattet. Lediglich Regenschirme sind von dieser Regelung ausgenommen. Zum 20-Jährigen von Oper für alle haben sich die Veranstalter noch eine Kleinigkeit ausgedacht: Für die etwas Bequemeren unter den Fans haben sie Picknickboxen mit kulinarischen Highlights zusammenstellen lassen, die perfekt zu einem Opernabend passen sollen (Reservierung unter www.funk-catering.de/oper-fuer-alle-picknick-box). Nur eines gilt es dabei zu beachten: Mit vollem Mund singt man nicht mit.

5. UniCredit Festspiel-Nacht am 24. Juni, von 20 Uhr an, Programm: www.unicredit-festspiel-nacht.de; Oper für alle Konzert am 9. Juli, "Die Meistersinger" am 31. Juli

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