Open-Air:Wandertag in Klanglandschaften

Open-Air: Besucher des Puch-Festivals 2015 auf der Schweinewiese beim Weiler Lueg.

Besucher des Puch-Festivals 2015 auf der Schweinewiese beim Weiler Lueg.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Bei ihrem jährlichen Ausflug zum Puch-Festival dürfte die Münchner Szene heuer nicht unter sich bleiben: Mit "Element of Crime" haben die Veranstalter vielleicht zu zugkräftige Stars gebucht.

Von Micheal Zirnstein

Man macht sich vielleicht zu viele Gedanken, wenn man sich das mächtige Programm des Puch-Festivals heuer erklären will. Denn eigentlich passt so eine massentaugliche Hauptattraktion wie Element of Crime gar nicht zur Philosophie der Erfinder dieses großartigsten kleinsten Open-Airs, der Brüder Lenz und Hubert Lehmair.

Die holten zwar schon etliche Größen auf ihre Schweinewiese beim Weiler Lueg wie Notwist, Tocotronic und Sportfreunde Stiller, aber ebennoch bevor diese die großen Hallen und Festivals bespielten und mit ihren Platten in die Top-Ten kamen. Und als Notwist dann schon zum zweiten Mal kamen und von vielen der 3000 Gäste nur noch gehört, aber hinter der Hügelkuppe nicht mehr gesehen werden konnten und auf dem Acker Woodstock-artiges Chaos herrschte - kein Bier und kein Essen mehr, "nicht auszuhaltende Wartezeiten" am Toilettenwagen -, da versuchten die Gastgeber fortan den Ansturm "durch ein weniger prominentes Line-up in den Griff zu bekommen."

Dieses Vorhaben, im familiären Kreis unter sich zu bleiben, dürfte heuer misslingen. Denn außer den Berliner Chanson-Rock-Kumpels Element of Crime, die nun schon seit ihrem Platz-3-Album "Lieblingsfarben und Tiere" vor drei Jahren nichts Neues mehr herausgebracht haben, reisen noch etliche nicht weniger zugkräftige Szenehelden von fern und nah an. Allen voran der Wiener Lotter-Hipster Voodoo Jürgens, für den nach seiner Single "Heit grob ma Tote aus" alle Clubs und Hallen zu klein wurden. Mit seiner "entspannten Schnoddrigkeit" passe er eh viel besser auf die Naturbühne des Puch, finden die Veranstalter, die beim Booking wieder von DJ Upstart und seinem Team des Clubs Rote Sonne unterstützt werden.

Dieses Musik-trifft-Natur-Erlebnis dürfte gerade die Elektro-Klänge von Regensburgs Hit-Exportschlager, den Gebrüdern Teichmann, und dem Soundlandschafts-Theater des weltweit beachteten Münchner Klang-Wanderers Leo Hopfinger alias LeRoy eine magische, neue Gestalt geben. Und genauso gern und entspannt hört man sich freilich den Kraut- und Postrock der Düsseldorfer Kreidler und die Noise-Attacken der Friends of Gas, die München schon auf dem Reeperbahn-Festival würdig vertreten haben, beim Picknick mit Freunden unter den Apfelbäumen an. Letztlich passt das eben doch alles ins Konzept der Lehmairs, die sich eben einfach jene Bands einladen, die sie selbst hören wollen. Komme, wer mag. So viele auch mögen.

Puch-Open-Air, Sa., 15. Juli, 16 Uhr, Lueg bei Jetzendorf, www.puch-openair.de

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