Open-Air-Saison:So feiert München den Sommer

Musik, Tanz, Theater, Kino, Spiele - unter freiem Himmel ist in der Region auch heuer einiges geboten. Und nicht nur bei der "Oper für alle" ist der Eintritt für die Besucher frei.

Hoffentlich war dieses Hoch nicht nur Frühform, werden die Veranstalter all der Freiluft-Veranstaltungen denken. Denn das Wetter spielt bei ihnen allen eine Hauptrolle. Bis zum September vergeht fast kein Wochenende, an dem die Fans des Feierns im Freien nicht auswählen können unter den vielen Festivals in und um München.

Bühne für Studenten

Es mag ein gewisser Sinn für Ironie sein, der die Veranstalter des Garnix-Open-Airs zu dem Facebook-Eintrag verleitet hat, man sei nun hipp und deshalb auch auf Instagram unter #garnixopenair vertreten. Wie viele Herzchen die geposteten Fotos der Studenten kassieren werden, wird sich zeigen. Fest steht schon jetzt: Das Festival auf dem Gelände der TU München in Garching wartet vom 26. bis 30. Juni wieder mit einer Melange aus Film, Kultur und vor allem Musik auf. Auch bei der 15. Auflage des Festivals, das traditionell vom Garchinger Blasorchester eröffnet wird, verwandelt sich die Wiese zwischen Chemiegebäude und Campuskneipe wieder in eine Bühne für Nachwuchsmusiker. Es spielen aber auch bekanntere Bands, die sich so unterschiedlichen Stilrichtungen wie Ska, Reggae oder Hip Hop verschrieben haben. Gelegenheit zum gepflegten Abrocken bietet die preisgekrönte Indie-Tanzband King The Fu, bayerisch wird es mit den Liedermachern von Muntermonika, die übrigens auch auf dem Tunix spielen. Dieses studentische Open-Air auf dem Königsplatz findet heuer von 12. bis 16. Juni statt, und was die musikalische Bandbreite betrifft, ist man hier ebenfalls breit aufgestellt. Interessant könnte die sogenannte "Open Stage" am 14. Juni um 14 Uhr werden. Auf der offenen Bühne nämlich kann jeder zeigen, welcher Künstler in ihm steckt.

Starkes Gebläse

Zugegeben: Für den ein oder anderen dürfte dieses Festival nur schwer auszuhalten sein. Bei der Brass Wiesn in Eching von 3. bis 6. August gibt es drei Tage lang nur eine Musikrichtung, nämlich: Blasmusik. Auf dem Programm stehen deshalb ziemlich viele Gruppen, die das Wort "Musi" im Namen tragen. Die Tegernseer Tanzlmusi zum Beispiel oder D'Rauschberger Musi, Strohnschneid Musi, Wüdara Musi und viele mehr. Die Zeiten allerdings, in denen diese Art Musik bärtigen, pfeiferauchenden Großvätern vorbehalten war, ist vorbei. Und deshalb kommen auch ziemlich hippe Gäste, wie die Lucky Chops aus den USA, die sich ihr Publikum in der New Yorker U-Bahn erspielten. Ein weiteres Highlight: Am Samstagabend tritt die bayerische Kultband Haindling auf. Ein Dreitagesticket mit Camping kostet 88 Euro, Tageskarten zwischen 16 und 65 Euro, erhältlich unter www.brasswiesn.de.

Treff der Generationen

Das Kulturspektakel in Gauting wird auch das Festival der Generationen genannt. Denn die Besucher, die beim ersten Mal 1982 dabei waren, fühlen sich dort heute, 35 Jahre später, immer noch wohl. Das liegt vielleicht an der Musik - ein bunter Mix aus Pop und Rock, Folk und Acoustic, gespielt von Musikern aus der Region. Oder an der Atmosphäre: Es gibt Workshops von Schach bis Schwertkampf, ein Beachvolleyballfeld, Biergärten, einen Streetballplatz. Und für alle, die sich kurz ausruhen wollen, ein Vorlesezelt, in dem Texte von Kafka bis Michael Ende gelesen werden. Das Festival, das von 21. bis 23. Juli dauert, findet auf dem Schulcampus statt. Und weil das alles ehrenamtlich von einem Verein organisiert wird, ist der Eintritt frei.

Musik und Schwerter

Die Kulisse: märchenhaft. Die Musik: jung. Das Publikum: auch. Zum zweiten Mal findet das Puls Open Air, organisiert von der gleichnamigen Jugendwelle des Bayerischen Rundfunks, auf Schloss Kaltenberg statt, dieses Mal vom 8. bis zum 10. Juni - also dort, wo sich dann später (14. bis 30. Juli) Ritter mit Lanzen von Pferden stoßen, Gaukler tanzen, Burgfräulein singen. Das Puls Open Air bietet dazu ein ziemliches Kontrastprogramm. Es treten Bands auf wie Bilderbuch, die sich nach einer modernen Version von Falco anhören. Oder Musiker wie Dan Crowl, der mit Hornbrille und gegeltem Haar aussieht wie der ultimative Prototyp eines Hipsters. Auch sonst spiegelt das Line-up das Programm des Senders wider. Folk von den Mighty Oaks, Deutschrap von Fatoni und Elektronisches von Moderat. Außerdem stehen Gruppen auf der Bühne, deren Namen wohl nur eingefleischten Musikkennern etwas sagen: Liquid & Maniac zum Beispiel oder Neufundland. Mit Camping kosten die Tickets 89 Euro, Tageskarten gibt es für 53 Euro, beide kann man unter www.pulsopenair.de bestellen.

Klassik im Freien

Es muss ja nicht gleich der Grüne Hügel in Bayreuth sein mit schicker Abendgarderobe und 250 Euro teurer Karte. Ganz gemütlich und vor allem kostenlos kann man sich bei der "Oper für alle" an Richard Wagner herantasten. Am Sonntag, 9. Juli, wird von 18 Uhr an seine Oper "Tannhäuser" live aus dem Nationaltheater in Bild und Ton auf den Max-Joseph-Platz übertragen. Zwar sind die Holzsitze in Bayreuth wohl fast genauso hart wie das Steinpflaster auf dem Opernvorplatz - weil aber auf dem Boden sitzen nur halb so glamourös ist, gibt es eine Entschädigung: Die Gäste dürfen Sitzkissen, Snacks und Getränke mitbringen. Und wem die Fünf-Stunden-Inszenierung von Kirill Petrenko und Romeo Castellucci trotzdem zu viel wird, der kann sich unauffällig davonschleichen. Ein ähnliches Spektakel gibt es auf dem Max-Joseph-Platz schon zwei Wochen früher am Samstag, 24. Juni. Zu hören sind da von 20.30 Uhr an unter anderem Symphonien von Peter Tschaikowsky und Sergej Prokofjew. Nicht kostenlos, aber dafür auch unter freiem Himmel können Musikinteressierte auf dem Odeonsplatz am Samstag und Sonntag, 15. und 16. Juli, klassischen Klängen lauschen. Karten gibt es nur noch für den zweiten Konzertabend. Da spielen von 20 Uhr an die Münchner Philharmoniker unter der Leitung von Valery Gergiev Werke von Brahms und Ravel.

Wilder Westen

Winnetou würden die Augen wohl übergehen, wenn er das Indianer- und Trapperfestival von 11. bis 13. August auf dem Hausler-Hof bei Hallbergmoos besuchen würde. Jedes Jahr lockt die Kooperationsveranstaltung mit dem Country- und Westernverbund "Southernstars" zwischen 3000 und 5000 Besucher an. Ein Ticket für drei Tage liegt bei 20 Euro (Tagesticket: 9 Euro), die Einnahmen kommen Hilfsbedürftigen zugute. In seinem siebten Jahr ist das Festival so groß wie nie zuvor: Gut 130 Tipis und Trapperzelte werden heuer auf dem 80 000 Quadratmeter großen Gelände aufgebaut, in denen Wildwest-Liebhaber das Leben der Ureinwohner der USA auch tatsächlich nachstellen, es gibt eine große Greifvogelschau und eine indianische Pferdedressur - und wem das noch nicht genug ist, der lässt sich einfach im Kanu über den See des Hofes paddeln. Kinder können Ponyreiten, Hufeisen werfen oder Fährten lesen. Wie es sich für ein ordentliches Sommer-Festival gehört, ist natürlich auch musikalisch einiges geboten. Abends spielen Countrybands, und Cancan-Tänzerinnen werfen ihre Beine in die Höhe, wie in einem echten Saloon eben. Informationen unter www.itf-munich.com.

Bunte Spielwiese

An einem lauen Abend an der Isar oder im Biergarten zu sitzen ist ja ganz nett, aber wenn man ehrlich ist, war man bislang noch in jedem Münchner Sommer froh, dass es das Tollwood gibt. Von 21. Juni bis 16. Juli, also für insgesamt 26 Tage, verwandelt sich der Olympiapark auch in diesem Jahr wieder in eine bunte Spielwiese, die sich irgendwo zwischen Markt der Kulturen und Schlemmermeile verorten lässt. Zöpfchenflechter wechseln sich mit Ofenkartoffeln und lateinamerikanischem Kunsthandwerk ab, und wer sich nicht in die Menge begeben will, der setzt sich einfach mit einem Bier auf den Hügel und beobachtet das Treiben. Und dann gibt es natürlich noch die Konzerte: In diesem Jahr lässt der Name Freundeskreis aufhorchen. Der deutschsprachigen Hip-Hop-Band aus Stuttgart gelang 1997 ihr Durchbruch mit dem Album "Quadratur des Kreises", genau 20 Jahre später, am 25. Juni sowie am 5. Juli, bringen sie nun auf dem Münchner Tollwood ihren politisch motivierten Sprechgesang auf die Bühne. Mit Max Giesinger, dem Finalist der ersten "Voice-of-Germany"-Staffel von 2011, wird es am 28. Juni kommerzieller, seine Single "80 Millionen" darf man wohl guten Gewissens als Ohrwurm bezeichnen. Ein Highlight ist sicher der Auftritt der Münchner Band Moop Mama. Als "Urban Brass" bezeichnet die Combo unterschiedlicher Blasmusiker ihren Stil, und wer einmal einen ihrer Guerilla-Auftritte in der Stadt miterlebt hat, der weiß, dass die Musiker von Moop Mama vor allem eines können: einheizen.

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