Olympiapark:Leuchtende Idee

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Schöner Schein: So könnte der Olympiasee erstrahlen. (Foto: Philipp Röthlein (oh), Visualisierung: Schubert&Kaufmann, München)

Seit Langem wirbt Brigitte Röthlein für die Rückkehr magischer Wasserspiele im Olympiasee: Zweimal am Tag sollen bunte Fontänen Zuschauer anlocken. Technikprobleme und Finanzierung stehen dem entgegen

Von Nicole Graner, Olympiapark

Es sieht einfach toll aus: Wunderbare Abendstimmung im Olympiapark, im Stadion glitzern Lichter wie kleine Sterne. Und im See taucht ein in Kreisen angelegter Brunnen mit unzähligen Wasserstrahlen die Umgebung in ein magisches Licht. Wer den Olympiapark kennt und liebt, kann es gar nicht glauben. Endlich wieder eine Fontäne im Olympiasee? Dort, wo einst die Licht- und Wasserwolke des Objektkünstlers Heinz Mack das Wasser entweder 30 Meter in die Breite oder acht Meter in die Höhe pustete? Unterschiedliche Formen konnten damals während der Olympischen Spiele 1972 durch 199 Düsen sichtbar gemacht werden. Die Fontäne war 36 Meter hoch, 112 Unterwasserscheinwerfer leuchteten.

Aber: Es ist nur eine Vision, von der die Interessengemeinschaft Olympiabrunnen seit mehr als zwei Jahren getragen wird. Die Idee für den Brunnen kam Brigitte Röthlein während einer Chinareise. Sie stand abends im Stadtzentrum von Xian und ließ sich von einer musikalischen Brunnenshow mitreißen. Das sei so wunderschön gewesen, erinnert sie sich, dass sie sich gefragt habe, und warum es so etwas nicht auch in München gibt. Und da sie seit vielen Jahren im Olympiapark spazieren geht, auch wenn sie nicht mehr in der Lerchenau, sondern in der Innenstadt wohnt, erschien ihr der einzige Ort dafür der Olympiasee. "Dorthin würde er doch gut passen", sagt Röthlein. Auch kulturell. Schließlich sei mit dem Nymphenburg-Biederstein-Kanal, der sich im Olympiasee verbreitert, auch eine historische Verbindung zu den Barockbrunnen von Schloss Nymphenburg gegeben.

Gedacht, getan. Sie beginnt 2014 für ihre Idee zu werben, sammelt Begeisterte um sich, holt Meinungen ein. Die Idee ist, einen Brunnen zu bauen, der computergesteuert eine 20- bis 30-minütige Show möglich macht - Wasserspiele zweimal am Tag. Nach Auskunft von Experten könnte man eine solche Anlage für fünf Millionen Euro realisieren. Ein bekanntes Unternehmen für "Special Effects" habe, so erzählt Brigitte Röthlein weiter, sogar angeboten, für drei Monate einen mobilen Brunnen aufzubauen, um auszuprobieren, ob das bei der Bevölkerung auch ankommt. Sie schreibt Briefe an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und führt Gespräche mit dem damaligen Geschäftsführer der Olympiapark GmbH, Arno Hartung. Begeistert schienen sie alle, aber zwei Argumente gegen einen solchen Brunnen wurden deutlich.

Zum einen könnte die Installation solcher Wasserspiele den Ski-Weltcup im Olympiapark behindern. Zum anderen lehnte das bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Idee mit der Begründung ab, dass ein Musik-Show-Brunnen aus "denkmal-fachlicher Sicht im Ensemble Olympiapark nicht mitgetragen" wird.

"Nun gibt es den Ski-Weltcup nicht mehr, und ich will die Begründung so nicht stehen lassen", sagt Röthlein - und wagt mit ihrer Idee einen neuen Anlauf. "Ja", sagt Marion Schöne, die neue Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH, "das sieht toll aus, keine Frage." Allerdings: Man müsste tatsächlich alles neu verlegen, denn die Wasseranschlüsse im See gibt es nicht mehr. Die einstige Wasserwolke war bereits seit den Achtzigerjahren defekt und dann stillgelegt worden. Eine Reparatur der alten Fontäne hätte in den Neunzigerjahren, so Schöne weiter, Millionen D-Mark verschlungen: "Das hat damals keiner zahlen wollen."

Ein großes Problem für die Installation eines Brunnens sieht Schöne auch darin, dass viele Veranstaltungen auf dem See stattfinden, und dass vor allem eine permanente Brunnen-Installation problematisch und auch gefährlich sein könnte. Zudem gibt es im Olympiasee viele Algen: "Die Pflege der Fontänen ist dann mit Sicherheit sehr aufwendig und kostspielig." Und bei allem, was im Olympiapark geschieht, spielt natürlich auch der Denkmalschutz eine große Rolle.

Letztlich aber geht es um die Kosten. Fünf Millionen Euro, da muss Geschäftsführerin Marion Schöne schon schlucken: "Es gibt für den Olympiapark sehr viele andere wichtige Projekte, die anstehen." Und meint damit vor allem die Pflege des Stadions und seine Vermarktung durch gute Veranstaltungen.

Das Aus für bunte, musikalische Wasserspiele wie in Dubai oder in Nizza an der Promenade du Paillon, den die Bevölkerung sehr liebt? Dort flitzen die Kinder durch die unberechenbar-sprudelnden Fontänen, Touristen machen Selfies mit bunten Wasserstrahlen im Hintergrund und genießen. "Ich glaube fest daran", sagt Brigitte Röthlein, "dass solch ein Brunnen diesen Park beleben würde und eine Touristenattraktion sein könnte." Auch zu den Kosten hat sich die Interessengemeinschaft Olympiabrunnen bereits Gedanken gemacht, Münchner Großunternehmen wie BMW könnten als Sponsor fungieren. Auch könnte ein Brunnen dieser Art als Werbeträger genutzt werden, da man auf Wasservorhänge auch Filme und Firmenlogos projizieren könnte.

Ob einmal ein Brunnen wie in der schönen Visualisierung irgendwann tatsächlich magisches Licht auf den 223 Meter breiten und 1120 Meter langen Olympiasee werfen wird, steht noch in den Sternen. Doch für ihre Idee will die Interessengemeinschaft weiterhin werben.

© SZ vom 04.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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