Olympiapark:Beständig im Wandel

Rockavaria, Freitag 19 Uhr vom Olympiaturm aus fotografiert

Der Entwicklungsdruck auf den Olympiapark nimmt zu. Das ehemalige Radstadion (hinten links) soll einem Neubau weichen.

(Foto: Florian Peljak)

Der Olympiapark mit seiner einzigartigen Zeltdach-Architektur hat sich immer wieder baulich verändert. Wie wird sich die geplante Sportarena in die Umgebung einfügen? Wie bewahrt man den besonderen Charme des Geländes? Ein neues Buch soll dabei helfen

Von Alfred Dürr

In welche Zukunft steuert der weltberühmte Olympiapark? Im Lauf seiner mehr als vierzigjährigen Geschichte erlebte das Gelände mit der einzigartigen Landschaft und den einmaligen Zeltdach-Sportstätten immer wieder einen baulichen Wandel, und dieser setzt sich fort. Wie aber beeinflusst man die Entwicklung, ohne die Qualitäten des Parks zu beschädigen? Die Planer orientieren sich bereits an verschiedenen Leitsätzen und Normenkatalogen. Nun liegt ein "Gestaltungshandbuch Olympiapark" vor, das erstmals die vorhandenen Materialien und Expertisen in einem Werk zusammenfasst. Voraussichtlich im kommenden Jahr soll es der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Der Aufsichtsrat des Olympiaparks habe den Entwurf für das neue Gestaltungshandbuch mit Begeisterung zur Kenntnis genommen, berichtet der Vize-Vorsitzende des Gremiums, CSU-Stadtrat Walter Zöller. Im Herbst will sich der Aufsichtsrat abschließend mit dem Werk befassen, bevor es zur Richtschnur für das weitere Bauen im Park wird. Auch die Mitglieder der Stadtgestaltungskommission lobten jetzt einhellig das Handbuch als wichtige Grundlage und Entscheidungshilfe für Wettbewerbe und Planungsverfahren.

Aktuell und brisant wird das bei der Sportarena, die anstelle des Radstadions im Olympiapark entstehen soll. Die EHC Red Bull München GmbH stellt sich einen modernen Komplex vor, der 10 000 Zuschauer fasst. Das Bauvorhaben wird das Volumen des bestehenden Radstadions aber deutlich übersteigen, weil es um drei Eisflächen größer wird. Dort kann sich das Publikum mit Schlittschuhen vergnügen, aber es wird auch Trainings- und Ausbildungsflächen geben. Eine dieser Flächen sollen eine Zuschauertribüne mit bis zu 1000 Plätzen bekommen. Der Bauherr hat bei der Stadt einen Vorbescheid beantragt. Die architektonische Gestaltung wird über einen Wettbewerb entschieden.

Stadtheimatpfleger Gert Goergens meldet Bedenken an: "Das alte Radstadion fügt sich in die Landschaft ein und tritt nicht in Konkurrenz zu den Zeltdach-Sportstätten. Wird das auch dem Neubau gelingen?" Man wolle keine "Großform", die sich nicht in den Kontext einordne und den Rahmen des Parks sprenge.

Das neue Gestaltungshandbuch sei nur zu begrüßen, sagte der Architekt Ludwig Wappner in der Sitzung der Stadtgestaltungskommission, "aber es muss auch aktiv gelebt werden". Man solle sich keine Sorgen machen, sagte Walter Zöller: "Wir hätten das Werk nicht in Auftrag gegeben, wenn wir uns nicht daran halten würden."

Das Handbuch orientiert sich an der denkmalpflegerischen Würdigung des Ensembles Olympiapark, an den Richtlinien des Organisationskomitees für die Sommerspiele 1972, an den Normen für das visuelle Erscheinungsbild, an den Vorgaben der Stadtplanung oder an einem Design-Guide, den die Olympiapark GmbH vor einigen Jahren erstellt hat. Verfasst wurde das Handbuch von dem Münchner Unternehmen Stauss Processform und dem Architektenbüro Auer Weber Assoziierte. Architekt Fritz Auer ist Inhaber der Urheberrechte am Olympiapark.

Das Buch setzt sich grundsätzlich und im Detail mit dem Gesamtkunstwerk auseinander. Stichpunkte sind: Geschichte, Spiel und Sport, Kultur und Kunst, Demokratie und Pluralismus, Internationalität, Systeme und Strukturen, Farbe, Typografie, Piktogramme, Architektur, Landschaft, Beschilderung und Werbung.

Im Zusammenhang mit der Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018 waren eine Reihe von Gutachten für die Entwicklung des Olympiaparks in Auftrag gegeben worden. Dabei ging es nicht nur darum, was sich möglicherweise im Park selbst verändert. Auch an den Rändern hat sich viel getan. Die Stadt ist zum Beispiel mit dem Neubaugebiet Ackermannbogen an den Park herangerückt. Oder die BMW-Welt: dieser futuristische Bau setzte einen deutlichen architektonischen Akzent im Norden.

Die Betrachtung des Parks und seiner Umgebung steht immer wieder im Mittelpunkt von Workshops und Stadtratsbeschlüssen. Ziel all dieser Aktivitäten ist es, die Qualitäten des Parks und die Landschaft langfristig zu sichern und das Gelände besser mit der Umgebung zu vernetzen. Das Gestaltungshandbuch will einen Beitrag leisten, um diesen Anspruch in die Tat umzusetzen. Wer sich heute die Realität im Park anschaut, erkennt schnell, was hier und da in Vergessenheit geraten ist.

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