Olympiapark-Chef Ralph Huber:Manager in Erklärungsnot

Ralph Huber bei der Eröffnung der Kleinen Olympiahalle im September 2011.

Er ist seit 2009 Chef der Olympiapark GmbH und steht nun massiv in der Kritik: Ralph Huber, hier bei der Eröffnung der Kleinen Olympiahalle im September 2011.

(Foto: Stephan Rumpf)

Olympiapark-Chef Ralph Huber sieht sich mit dem Vorwurf der Untreue konfrontiert. Es geht um eine private Party für seine Kinder und die Vergabe von Aufträgen. Auch im Rathaus ist man mit dem Parkchef nicht zufrieden.

Von Bernd Kastner

Ralph Huber ist noch im Amt. Das ist schon eine Nachricht dieser Tage, denn der Geschäftsführer der Olympiapark GmbH sieht sich dem Vorwurf der Untreue ausgesetzt, vor eineinhalb Wochen durchsuchte die Staatsanwaltschaft sein Büro und seine Privaträume. Huber äußert sich bislang nicht zu dem Verdacht und sagt nur, er werde konstruktiv an der Aufklärung mitarbeiten. Ansonsten geht er seinen Tagesgeschäften nach. War was?

Ja, schon länger ist da was, jenseits jeden strafrechtlichen Verdachts. Es gibt massive atmosphärische Störungen zwischen Rathaus und Parkchef, die Stadtspitze ist gar nicht amüsiert. Dass er einen komplizierten Job habe und die Gratwanderung zwischen Kommerz und Tradition der olympischen Stätten schwierig sei, gehört zum Positiveren, das man dieser Tage hört. Und dass er aktiv neue Veranstaltungen aufs ehemalige Oberwiesenfeld hole, das sei an sich gut. Und sonst?

Es läuft manches nicht rund unterm Zeltdach. Da ist das Kopfschütteln vieler Bürger und Politiker, dass das Stadion für Autorennen asphaltiert wurde. Da ist die weiterhin unbeantwortete Frage, wohin sich das Areal entwickeln soll, zum Denkmal oder zur Fun-Zone? Und nun richtet der Besuch der Ermittler den Fokus auf die Person des Chefs. Ralph Huber, 48, gebürtiger Günzburger, kam 2007 von der Dortmunder Westfalenhalle nach München, war zunächst zwei Jahre Veranstaltungschef und wurde 2009 Nachfolger von Wilfrid Spronk als Geschäftsführer. Huber hat sich zur Kritik an seinem Agieren bislang nicht geäußert und dies mit fehlender Zeit begründet.

Viel zu hören und zu sehen ist auch sonst nicht von Huber, seine Art der Kommunikation gilt als suboptimal, nach innen und nach außen. Am Spiridon-Louis-Ring soll zwar mancher Mitarbeiter erschrocken sein, als der Staatsanwalt anklopfte, das hat man dem Chef dann doch nicht gewünscht. Insgesamt aber scheinen viele froh zu sein, dass nun so manches auf den Tisch kommt. Hubers Umgang mit den etwa 120 Beschäftigten gilt als verbesserungsfähig. Er suche den Kontakt zum Fußvolk nur selten, heißt es. Schotte sich zu sehr ab in der Chefetage, ganz anders als sein Vorgänger. Stimmungsaufhellend dürfte auch nicht wirken, dass die Anzeige, welche die Stadt an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet hatte und so die Ermittlungen anstieß, vermutlich von einem Beschäftigten stammt, der einiges weiß. Wer war's? Dieses Rätsel dürfte Ralph Huber umtreiben und die Nähe zwischen oben und unten nicht fördern.

Noch mehr aber wird Huber nun beschäftigen, den Ermittlern schlüssig zu erklären, wie das war mit der Geburtstagsfeier für seine Kinder. Es heißt, die jungen Leute hätten im Restaurant Coubertin recht günstig ihren 18. Geburtstag gefeiert. Der Olympiaparkchef Huber stellte dem Vater Huber eine Rechnung, zumindest indirekt, und die soll erstaunlich niedrig gewesen sein. In der Belegschaft ist die private Fete schon länger Thema, viele Mitarbeiter können sich ausrechnen, was es kostet, wenn man Personal so und so lange engagiert. In der Diskussion ist ein mittlerer vierstelliger Betrag, der dem Park entgangen sein könnte. Gewiss keine Unsummen, aber auch das kann gefährlich werden für den Chef, der 2011 ein Jahresgehalt von 158 000 Euro bezog. Hat Huber hier nicht sauber getrennt zwischen Privatem und Dienstlichem? Das müssen die Ermittler herausfinden.

Die Hängepartie unterm Zeltdach hat erst begonnen

Die beschäftigen sich auch mit einem Mietvertrag eines Fitnessstudios im Olympiapark und mit einem Feuerwerk. Ist die Miete angemessen hoch? War der Auftrag für das Spektakel korrekt ausgeschrieben? Erklären muss Huber auch die Kooperation mit einer Münchner PR-Agentur: Die ist seit 2011 für den Park tätig, sie soll Werbung machen und neue, wertvolle Kontakte vermitteln. War dieser Auftrag ausgeschrieben, war der Aufsichtsrat eingebunden? Selbst wenn letzteres formal nicht nötig gewesen sein sollte: Ein cleverer Parkchef informiert die Kontrolleure lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Vielleicht fragt sich nun mancher im Rathaus, warum Huber überhaupt eine externe Agentur braucht, wo der Park doch selbst eine Kommunikationsabteilung unterhält. Könnte man das Honorar im hohen fünfstelligen Bereich nicht sinnvoller einsetzen?

Die juristischen Vorwürfe fallen in eine Zeit, da die Verantwortlichen in der Politik ohnehin zunehmend enttäuscht sind von ihrem Parkmanager. "Herr Huber, reden Sie mit uns!", entfährt es einem Rathaus-Insider. Das Vertrauen ist beschädigt. Im Aufsichtsrat ist man genervt von den häppchenweisen Informationen Hubers zur Planung der X-Games. Das Actionsport-Spektakel für die Jugend, das Huber nach München geholt hat, ist eigentlich ein dicker Pluspunkt in seiner Bilanz, weil es Leben und Geld in den Park bringen soll. Andererseits aber wundern sich Kontrolleure, was sie da nach und nach erfahren. Dass plötzlich doch ein Motorradrennen unter freiem Himmel stattfinden soll, das für die Halle geplant war.

Und hätte der Aufsichtsrat nicht in letzter Minute energisch Nein gerufen, es hätte wohl wieder ein Autorennen im Stadion gegeben. Huber soll es mit dem Sponsor, einem Autohersteller, schon vereinbart haben. Autorennen unterm Zeltdach sind fürs Rathaus aber ein rotes Tuch nach den Erfahrungen mit dem Lärm der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft. Das hat Nachbarn auf die Palme gebracht, spricht jedem Öko-Anspruch Hohn und hat zuletzt nicht mal wirklich Geld in die Kasse gespült.

Anstatt den Aufsichtsrat, den Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) führt, einzubinden, soll Huber zu eigenmächtig agieren. Nicht umsonst ziehen die Kontrolleure immer mehr Entscheidungen an sich, um Huber an die Kandare zu nehmen. "So kann man nicht zusammenarbeiten", stöhnt ein Insider. "Es ist keine schöne Situation." Und jetzt?

Dass sich die Stadt von Huber, dessen Vertrag erst vor kurzem für fünf Jahre verlängert wurde, vor Abschluss der Ermittlungen trennt, scheint zwar der Wunsch mancher Mitarbeiter zu sein. Und es würde nicht wundern, wenn man das im Rathaus ähnlich sieht. Doch ein Rauswurf ist unwahrscheinlich. Zum einen gilt die Unschuldsvermutung, noch ist keiner der Vorwürfe erwiesen, sie taugen also nicht als Kündigungsgrund. Auch die atmosphärischen Störungen, so gravierend sie auch sein mögen, reichen nicht. Wollte die Stadt ihren Olympiaparkchef jetzt loswerden, müsste sie für eine Abfindung tief in die Tasche greifen. Vor allem aber käme ein goldener Handschlag für einen städtischen Manager, gegen den gerade wegen des Verdachts der Untreue ermittelt wird, in der Öffentlichkeit gar nicht gut an, erst recht nicht in einem Wahljahr. Also will die Stadtspitze das Ende der Ermittlungen abwarten und dann entscheiden. Das aber kann dauern. Die Hängepartie unterm Zeltdach hat gerade erst begonnen.

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