Olympiabewerbung:Ude für raschen Entscheid in Garmisch

Oberbürgermeister Ude fordert ein Pro-Olympia-Bürgerbegehren - rechtzeitig vor der IOC-Entscheidung über die Vergabe der Spiele im Juli.

Heiner Effern und Dominik Hutter

Der in Garmisch geplante Bürgerentscheid wird im Münchner Rathaus offenbar als ernste Gefahr für die Münchner Olympiabewerbung eingestuft. Oberbürgermeister Christian Ude hat sich am Dienstag dafür ausgesprochen, der "extrem schleppend angelaufenen" Unterschriftensammlung der Spiele-Kritiker eine eigene Aktion entgegenzusetzen - in Form eines Pro-Olympia-Bürger- oder Ratsbegehrens. Man müsse sich die Frage stellen, wie lange "das Damoklesschwert eines Bürgerentscheids" über Garmisch und damit der gesamten Bewerbung schweben solle.

IOC-Kommission prüft Münchner Olympia-Bewerbung vor Ort

Udes Resümee des ersten Tages des IOC-Besuches: "Das ist für München sehr erfolgreich verlaufen."

(Foto: dapd)

Schuld an den Sorgen Udes ist die Bayerische Gemeindeordnung, die keine Frist fürs Sammeln der erforderlichen Unterschriften setzt. Es wäre daher ohne weiteres möglich, dass am 6.Juli, wenn das IOC im südafrikanische Durban über die Spiele vergibt, noch immer keine Entscheidung gefallen ist, ob die Garmischer Olympia nun wollen oder sich aus der Bewerbung zurückziehen. Ein solcher Schwebezustand gilt als wenig vorteilhaft, zumal auch noch eine gerichtliche Auseinandersetzung über die Zulässigkeit des Bürgerentscheids möglich wäre. Und das sieht das IOC nicht so gerne.

Läge bis zum 6.Juli aber ein positives Bürgervotum vor, so die Idee, stehe die Bewerbung wieder auf festen Füßen. Das Thema kommt möglicherweise schon am Mittwoch zur Sprache. Dann reist Staatskanzlei-Chef Siegfried Schneider mit der IOC-Evaluierungskommission nach Garmisch und wird dort wohl auch Bürgermeister Thomas Schmid treffen. Schneider, Ude, Ministerpräsident Horst Seehofer und die anderen Gesellschafter von "München 2018" beraten aber ohnehin schon seit Tagen hinter den Kulissen, was sie dem offenkundig sehr geschickten Schachzug der Olympiagegner entgegensetzen können.

Das Garmischer Rathaus reagiert auf den Vorstoß demonstrativ zurückhaltend. "Ob es ein Bürgerbegehren gibt oder nicht, das entscheiden ausschließlich die Bürger von Garmisch-Partenkirchen", sagte ein Sprecher von Bürgermeister Thomas Schmid. Von einer geplanten Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren pro Olympia sei ihm bisher nichts bekannt. Auch der Vorsitzende des Vereins "OlympiJa", Heinz Mohr, ist ahnungslos. "Wir planen derzeit nichts", sagt er. Ein Ratsbegehren, also eine vom Gemeinderat initiierte Abstimmung, lehnt Bürgermeister Schmid ab.

Die Evaluierungskommission, die derzeit auf Inspektionstour in München weilt, hat den gesamten Dienstag in einem Konferenzraum im Bayerischen Hof verbracht und dort die Details der Bewerbungsunterlagen unter die Lupe genommen. Mit dabei war auch Oberbürgermeister Christian Ude, der ausführlich die Vorzüge Münchens pries, seine Anzapf-Technik demonstrierte und an die eigene "äußerst klägliche Karriere als Wintersportler" erinnerte, die mit einem doppelten Spiralbruch schon bei der allerersten Fahrt endete. Udes Resümee des ersten Tages: "Das ist für München sehr erfolgreich verlaufen."

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