Olympiabewerbung 2022:Schriller, härter, lauter

Berchtesgaden

Sowohl Gegner als auch Befürworter der Olympiabewerbung 2022 kämpfen mit Plakaten um Stimmen beim bevorstehenden Bürgerentscheid.

(Foto: dpa)

Neben der Deutschen Bahn trommeln auch die Stadt München, der Freistaat Bayern und die örtliche Wirtschaft für die Winterspiele 2022. Die Olympia-Gegner sind davon alles andere als begeistert - und verschärfen kurz vor dem Bürgerentscheid ebenfalls ihren Wahlkampf.

Von Dominik Hutter

War ja klar, dass das nicht überall gut ankommt: Die Idee der Deutschen Bahn, Fahrgäste in den S-Bahn-Waggons mit Pro-Olympia-Durchsagen zu beschallen, hat bei den Gegnern der Bewerbung empörte Reaktionen ausgelöst. Hier werde eine Monopolstellung ausgenutzt, wettern Christian Hierneis und Katharina Schulze vom Bündnis "NOlympia". Die Bahn verwende ihre Herrschaft über die Lautsprecher in Bahnhöfen und Zügen für einseitige Wahlwerbung.

Am Dienstagabend reagierte die Bahn. Das Unternehmen kündigte an, an der umstrittenen Durchsage zwar festzuhalten; der letzte Satz aber solle gestrichen werden. Die Bahn ruft darin ihre Kunden auf, beim Volksentscheid am Sonntag, 10. November, mit "Ja" zu stimmen. "Wir wollen den Kunden ja nicht sagen, was sie zu tun haben", sagte ein Bahnsprecher.

Damit aber nicht genug der Kritik: Es folgt der Hinweis auf die Finanzmacht der Gegenseite - neben der Bahn trommeln auch die Stadt, der Freistaat und die örtliche Wirtschaft für die Spiele 2022. "Das ist mehr als David gegen Goliath", finden die "NOlympia-Sprecher.

Es sind nur noch wenige Tage bis zur Olympia-Entscheidung, und Gegner wie Befürworter fahren das volle Programm. Inzwischen vergeht in München kaum noch ein Tag ohne Olympia-Aktion. Die Protagonisten beider Seiten hangeln sich von Fernsehdebatte zu Fernsehdebatte, von Interview zu Interview.

Am Mittwochvormittag etwa luden die Bewerbungsgegner zum Flashmob: Ein voll ausgerüsteter Trupp Skifahrer marschierte über die feuchten Wiesen des Olympiaparks, um schon einmal zu demonstrieren, wie grüne Winterspiele in einer klimaveränderten Zukunft aussehen. Zwei Tage zuvor waren auf dem Marienplatz eigens hergestellte Protest-T-Shirts vorgeführt worden, am Dienstag hatte die grüne Landtagsfraktion zum Presse-Jour-Fixe geladen. Dabei kamen noch einmal alle Argumente gegen München 2022 zur Sprache. Der Garmischer Olympiagegner Axel Doering vergleicht die Kostenkalkulation der Winterspiele inzwischen sogar mit der des Berliner Flughafens.

Aber auch die Fans der Winterspiele sind nicht untätig. Infostände in drei Münchner Einkaufszentren wurden organisiert, Franz Beckenbauer bemühte sich eigens auf den Olympiaturm, um gemeinsam mit Staatskanzlei-Chefin Christine Haderthauer für die Bewerbung zu trommeln. Überhaupt scheinen hochgelegene Orte en vogue zu sein auf der Pro-Seite. Der nächste Termin im Plan ist auf der Sprungschanze in Garmisch-Partenkirchen anberaumt: SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher trifft dort den Olympiasieger Sven Hannawald.

Dass es bei der Bewerbung für 2018 auch in den Reihen der Grünen viele Olympia-Befürworter gab, ist inzwischen fast nicht mehr zu bemerken - wäre da nicht die scheidende Landtagsabgeordnete Theresa Schopper, die am Mittwoch mit dem hessischen Parlamentarier und Parteifreund Daniel Mack eine Lobeshymne auf nachhaltige und im demokratischen Sinne vorbildliche Spiele vorstellte. "Nur meckern gilt nicht", steht in dem gemeinsam verfassten Papier, und dass Olympia in München "großartig" wäre - Sätze, die die olympiakritische Mehrheit in der Partei auf die Palme bringen dürften.

Das Thema gilt als äußerst heikel in der Partei, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Münchner Stadträtin Sabine Krieger ihre schlechte Positionierung auf der Kandidatenliste für die Kommunalwahl vor allem ihrer Olympia-Begeisterung zu verdanken hat. Derweil hält das Interesse der Münchner an. Schon jetzt sind im Kreisverwaltungsreferat mehr Briefwahlanträge eingegangen als beim Startbahn-Bürgerentscheid insgesamt.

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