Abgabe Bid Book - ein Glossar:Licht im olympischen Dschungel

Tätowierte Hunde, reservierte Fahrspuren und zollfreie Importe: Im Bid Book, dem offiziellen Bewerbungsdokument, sind viele Details geregelt - eine Übersicht.

Heiner Effern und Silke Lode

1 / 9

Abgabe Bid Book - ein Glossar:Bid Book

Vorstellung des Muenchner Bid Books fuer die Olympischen Winterspiele 2018

Quelle: dapd

Münchens offizielles Bewerbungsdokument ist ein schneeweißer Wälzer mit 396 Seiten sowie einem dicken Anhang von 47 Garantien, großformatigen Plänen sowie Datenmaterial auf CD-Roms. Auf Englisch und Französisch, den Arbeitssprachen des IOC, wird im Bid Book ein fest vorgegebener Fragenkatalog zu 17 Themenkomplexen beantwortet. Sportstätten, Unterkünfte und Verkehrswege interessieren das IOC ebenso wie Umwelt, Sicherheit und die Finanzierung der Spiele.

Alle Bewerber für die Winterspiele 2018 müssen ihre Unterlagen bis zum 11. Januar in Lausanne einreichen, zudem bekommen alle stimmberechtigten Funktionäre ein Exemplar. Wichtig sind die Bücher vor allem für die Evaluierungskommission, die vor Ort überprüft, ob sich der schöne Schein des Hochglanzpapiers zumindest einigermaßen mit der Realität deckt.

2 / 9

Abgabe Bid Book - ein Glossar:Blindenhunde

Dialog im Dunkeln wird vier Jahre

Quelle: dpa/dpaweb

Das IOC wünscht sich perfekte Spiele, Probleme sollen schon im Keim erstickt werden. Deshalb mangelt es im Bid Book nicht an Detailfragen - etwa jener nach den Einfuhrbestimmungen für Blindenhunde. Der interessierte Sportfunktionär erfährt, dass in Deutschland drei Regeln wichtig sind: Der Hund muss tätowiert sein oder einen elektronischen Transponder tragen, ein Impfprotokoll muss wirksamen Schutz vor Tollwut belegen, und jugendliche Rabauken sind unerwünscht - die Tiere müssen älter als drei Monate sein.

3 / 9

Abgabe Bid Book - ein Glossar:Host City Contract

Vorstellung des Muenchner Bid Books fuer die Olympischen Winterspiele 2018

Quelle: Joerg Koch/dapd

Klingt eigentlich angenehm harmlos in der deutschen Übersetzung: Gastgebervertrag. Ist aber gar nicht harmlos. In einem ausgeklügelten Kontrakt mit vielen Anhängen mit noch mehr Seiten schreibt das IOC darin seinem Franchisenehmer, sprich dem Austragungsort, bis ins letze Detail vor, für was er zu garantieren hat. Die Klodeckelfarbe soll entgegen anders lautender Gerüchte aber nicht darunter sein. Der Vertrag wird diktiert und geändert nur vom IOC, natürlich nicht zu seinem eigenen Schaden. Man kann ihn deshalb auch "Friss oder stirb"-Vertrag nennen.

4 / 9

Abgabe Bid Book - ein Glossar:Olympic Lanes

-

Quelle: AP

Die olympische Familie steht nicht gern im Stau, den sie meistens selbst verursacht. Deshalb lässt sich das IOC auf wichtigen Verbindungen vom Veranstalter vor und nach den Wettbewerben eine eigene Fahrspur reservieren. Dort dürfen dann nur Athleten, Funktionäre, Journalisten und auch die Zuschauer fahren, die sich mit Pendelbussen vom Parkplatz zum Stadion bringen lassen. In München wäre zum Beispiel der Mittlere Ring betroffen, auf der Salzburger und der Garmischer Autobahn wohl der Standstreifen. Olympia-Kritiker verspotten die Olympic Lanes gerne als "Kremlspuren".

5 / 9

Abgabe Bid Book - ein Glossar:Olympisches Dorf

Olympia 2004 Athen Feature Olympisches Dorf

Quelle: dpa/dpaweb

Klar weiß jeder Sportfan, was ein Olympisches Dorf ist: Dort wohnen die Sportler und ihre Betreuer und erleben dieses einzigartige Flair, von dem sie dann ein Leben lang schwärmen. Doch so einfach ist das nicht. Denn das Olympische Dorf in Garmisch-Partenkirchen darf laut Sprachregelung des IOC gar nicht so heißen, weil es pro Sportfest nur eine solche Wohnanlage geben darf. Skifahrer, Langläufer oder Biathleten werden deshalb im sogenannten Snow-Village wohnen. Für die Rodler und Bobfahrer reicht es nicht einmal dafür: Sie werden mangels ausreichender Bevölkerungszahl für ein Dorf in Hotels wohnen.

6 / 9

Abgabe Bid Book - ein Glossar:Paralympics

2010 Paralympic Games- Day 7

Quelle: Getty Images

Das sind die Wettbewerbe, bei denen sich die besten Sportler mit körperlicher Behinderung messen. Für die versehrten Sportler ist das meist die einzige Gelegenheit, ihre außerordentlichen Leistungen einer großen Öffentlichkeit zu präsentieren. Oft werden die Paralympics als Argument für das Engagement der olympischen Familie auch im gesellschaftlichen Bereich herangezogen. Die Paralympics finden immer nach den Olympischen Spielen statt - in München wären sie vom 9. bis 18. März 2018 geplant. In die Olympischen Spiele (9. bis 25. Februar 2018) sind die Paralympics nicht integriert. So sehr schätzt sie das IOC dann doch nicht.

7 / 9

Abgabe Bid Book - ein Glossar:Schnee

Schneekanonen im Einsatz

Quelle: dpa

Fiel bis vor etwa zehn Jahren vom Himmel, wird mittlerweile für Rennzwecke nur noch von Kanonen verschossen. Dazu benötigt man im Wesentlichen Wasser, Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und ganz viel Energie. Lässt sich dann ganz stabil einplanieren und vereisen, so dass das weiße Band auch noch im Frühjahr auf der Piste liegt, wenn nebenan schon die Blumen blühen. Skiliftbetreiber und Rennveranstalter nennen ihn lieber Maschinenschnee als Kunstschnee, klingt nicht so künstlich.

8 / 9

Abgabe Bid Book - ein Glossar:Wettkampf der Städte

Vancouver 2010 - Flickwerk am Nervenkostüm

Quelle: dpa

Wie für jede olympische Disziplin gibt es auch für den Wettkampf zwischen den Bewerberstädten genaue Regeln, die sogenannten Rules of Conduct. Sie legen minuziös fest, ab wann eine Stadt beispielsweise die olympischen Ringe in ihrem Bewerbungs-Logo führen darf, wer oder wer nicht die Bewerbung finanziell fördern darf und wo diese Sponsoren aufgelistet werden dürfen.

Zu dem Kodex gehört auch eine Klausel, die es den Städten verbietet, schlecht über ihre Konkurrenten zu reden - im Falle Münchens also über Pyeongchang (Südkorea) und Annecy (Frankreich). Während über München bislang keine Regelverstöße publik wurden, hat sich Pyeongchang wegen eines Korruptionsverdachts bereits einen Rüffel des IOC eingehandelt. (Archiv) 

9 / 9

Abgabe Bid Book - ein Glossar:Zoll und Steuern

Hamburg baut historischen Zollzaun des Freihafens ab

Quelle: ddp

205 Nationen aus aller Welt haben Olympische Komitees, knapp zwei Dutzend Länder waren in der Neuzeit Gastgeber der Spiele. Weil sich das IOC nicht alle zwei Jahre mit neuen Bestimmungen und Gesetzen herumschlagen will, müssen alle Kandidaten garantieren, sich seinen Regeln zu beugen. Wer eine Olympische Ausweiskarte hat, darf ungehindert in die Gastgeberländer einreisen und arbeiten. Auf Importe für Olympia wird kein Zoll erhoben, und von der Körperschaftssteuer ist das IOC ebenfalls befreit. Für die Hüter der Ringe sind die Spiele so ein gutes Geschäft: Finanzielle Verluste übernehmen im Zweifel ohnehin die Gastgeber.

© SZ vom 11. 1.2011/bica
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: