Olympia-Schießanlage:Bestens in Schuss

Olympia-Schießanlage: Für die Stärkung: ein Imbisswagen auf dem Gelände der Schießanlage.

Für die Stärkung: ein Imbisswagen auf dem Gelände der Schießanlage.

(Foto: Haas)

In Hochbrück finden die Schützen hervorragende Bedingungen, weil der Verband die Anlage immer auf dem neuesten Stand gehalten hat

Von Julian Ignatowitsch, Garching

Momentan wehen sie wieder, die vielen bunten Fahnen über der Olympia-Schießanlage in Garching-Hochbrück bei München. So ist das immer, wenn internationale Wettkämpfe bevorstehen. Man will die Gäste mit einer weltoffenen Haltung empfangen. Nächste Woche beginnt in Garching das Weltcup-Finale (1. bis 7. September), aktuell schon laufen dort die deutschen Meisterschaften (28. August bis 7. September). Es ist eine der größten Veranstaltungen im Schießsport weltweit: Die Verantwortlichen sprechen von "Garchinger Festwochen" zwischen Breiten- und Spitzensport. Bis zu 9500 Sportschützen werden auf der 24 Hektar großen Anlage - das entspricht fast 34 Fußballfeldern - erwartet.

"Vergleichbares gibt es nicht", freut sich Barbara Engleder, dreifache Olympiateilnehmerin und derzeit erfolgreichste Schützin in Deutschland. "Die Anlage hier hat Vorbildfunktion." Tatsächlich ist dort seit den Olympischen Spielen 1972, zu denen die Wettkampfstätte erbaut wurde, vieles richtig gemacht worden. Bereits unmittelbar nach den Olympischen Spielen pachtete der Bayerische Sportschützenbund (BSSB) die Schießanlage, ehe er sie 2006 auf Drängen des ehemaligen BSSB-Funktionärs Josef Ambacher vollständig erwarb. Ambacher war es auch, der sich vehement und zeitnah für die nötigen Sanierungen und Umbauarbeiten einsetzte. 1984 wurde anlässlich der neuen olympischen Disziplinen Luftgewehr und -pistole eine entsprechend benötigte Luftdruckhalle gebaut; 1999 dann in Folge weiterer Regeländerungen eine Finalhalle; 2007 wurde der kombinierte Skeet- und Trapbereich erweitert; zwischendrin entstanden unter anderem Schulungsgebäude, und es wurden ein elektronisches Messsystem installiert und die Tribünen renoviert.

Die Schießstätte wurde immer auf dem neuesten Stand gehalten, fortwährend den Bedürfnissen der Profisportler angepasst und blieb somit freilich auch für Hobbyschützen attraktiv. Dabei finanziert sich die Anlage, was ihre jährlichen Betriebskosten von rund einer Million Euro angeht, so gut wie selbst - nämlich über die Beiträge der fast 500 000 Mitglieder im BSSB. Die Größe der Schützengemeinde in Bayern macht eine Eigenfinanzierung möglich, Zuschüsse von Bund und Land sind nur bei den (Groß-)Bauprojekten nötig. So wieder im kommenden Jahr, wenn die Bogenschieß-Einrichtungen für 600 000 Euro rundum erneuert werden.

Mit dieser Maßnahme behält Hochbrück sein einzigartiges Charakteristikum. Denn hier können nach wie vor alle Schießdisziplinen an einem Ort gleichzeitig durchgeführt werden. "Die Bogenschützen zum Beispiel sehen wir Gewehrschützen sonst nie während der Saison", erklärt Engleder. München ist die erfreuliche Ausnahme. Bei so vielen unterschiedlichen Athleten und Disziplinen komme jedes Mal "olympisches Flair" auf, meint Engleder. Auch rund um die Wettkampfstätten herrscht jetzt Hochbetrieb: Zahlreiche Schausteller haben ihre Zelte aufgeschlagen, daneben campen die Sportler. Es ist ein großes Fest.

Engleder unterstreicht die Bedeutung der Anlage für die Kaderathleten in Deutschland abseits der Groß-Events. Als Landesleistungszentrum und Olympiastützpunkt ist München die wichtigste nationale Anlaufstelle für alle potenziellen Olympiateilnehmer. Die Trainingssituation hier ist hervorragend. "Ich kenne keine andere Anlage auf der Welt, die so faire Bedingungen bietet", sagt sie. Entsprechend hoch sei die Leistungsdichte bei den Wettkämpfen.

Die 32-jährige Engleder, die bereits Welt- und Europameisterin war und allein in München sieben internationale Medaillen gewonnen hat, sieht ihr ganzes sportliches Schicksal mit dem Standort verknüpft: "Ohne die Olympiaschießanlage wäre meine Karriere sicher nicht so erfolgreich verlaufen", sagt sie - und spricht damit stellvertretend für viele anderen Spitzenschützen.

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