Olympia 2018: Bid Book:Hallo Welt, so sind wir Münchner!

Epidemien drohen keine, dafür haben die Münchner den Wintersport in der DNS: Das Bid Book für die Olympiabewerbung zeichnet ein recht sonderbares Bild von München.

Lisa Sonnabend

11 Bilder

Herbstliche Isar in München, 2010

Quelle: Stephan Rumpf

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Drohende Epidemien, Wintersport in der DNS und das Herz Europas: Das Bid Book für die Olympiabewerbung zeichnet ein recht sonderbares Bild von München. sueddeutsche.de hat geprüft, was dort so alles über die Stadt geschrieben wird.

München liegt an der Isar - heißt es in vielen Reiseführern. Das Bid Book hat jedoch eine viel schönere Beschreibung für die geographische Lage der Stadt gefunden:

"München liegt geographisch im Herzen Europas."

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Quelle: Jens Meyer/AP

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Spätestens wenn ein Exil-Münchner in seiner neuen Heimat gerade dabei ist, die Kästen mit Mineralwasser zur Wohnung im dritten Stock hinaufzutragen, vermisst er es ganz schmerzlich: das Münchner Trinkwasser. Auch die Bewerbergesellschaft weiß um dessen Qualität:

"Die Qualität des Trinkwassers in München ist außergewöhnlich. Es ist völlig natürlich, reich an Mineralien und gilt als eines der besten Trinkwasser in Europa. Es trägt zu der gesunden Ernährung der Bewohner der Stadt bei und wegen der Qualität eignet es sich hervorragend zur Herstellung von Nahrung für Babys und Patienten."

Skifahrer auf dem Münchner Olympiaberg, 2003

Quelle: AP

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Im Winter sind am Wochenende die Autobahnen verstopft, ab und an sieht man mitten in der Stadt einen Langläufer im Park, in den Sportgeschäften drängen sich vor Weihnachten die Münchner an den Verkaufsständen für Skier, Skiunterwäsche und Skihelme. Ganz klar, die Münchner sind wintersportbegeistert. Das Bid Book hat dafür einen besonders schönen Ausdruck gefunden:

"In Deutschland, ist der Wintersport Teil unserer DNA."

Frauenkirche vor Alpenpanorama bei Föhn

Quelle: Peter Kneffel/dpa

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An manchen Stellen schummelt das Bid Book jedoch ein klein wenig. Extreme Wetterbedingungen kenne München nicht - vom Föhn, von dem einige Sportler Kopfweh bekommen könnten, kein Wort:

"Das Risiko, dass München und Umgebung eine Naturkatastrophe ereilt, wird als sehr gering erachtet. Extreme Wetterbedingungen wie Stürme oder Regen sind selten."

Wohnungssuche, Zettel

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Seit Jahren ärgern sich die Münchner darüber, dass die Mieten steigen und dass es mindestens ebenso schwierig ist, eine freie Wohnung zu finden wie eine Nadel im Heuhaufen. Dieses Problem hat auch die Bewerbergesellschaft erkannt und schreibt deswegen im Bid Book:

"Das Olympische Dorf und das Media Village im Olympiapark werden nach den Spielen zu dauerhaften neuen Wohnkomplexen. Sie werden auf dem höchsten Standard der Nachhaltigkeit errichtet und einen beachtlichen Beitrag leisten für Münchens Bevölkerung, da in der Stadt der Bedarf an Wohnungen das Angebot bei weitem übersteigt."

Bayerisches Wappen an der Lederhose bei 'Trachtenmoden Guth, 2004

Quelle: Rumpf

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Der Münchner ist bekanntermaßen ein Grantler, der gerne über dies und jenes schimpft - natürlich auch über die Olympiabewerbung. Das hat scheinbar auch die Bewerbergesellschaft bemerkt und kündigt an, die Münchner zu freundlichen Menschen umzuerziehen. Im Bid Book steht:

"Die größte Herausforderung wird es sein, die öffentliche Unterstützung für die Spiele in den kommenden sieben Jahren auf einem hohen Level zu halten."

'Gymnastik im Park' mit Trainerin Christine Förstl im Westpark, 2004

Quelle: Catherina Hess

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Die Bewerbergesellschaft stellt im Bid Book die Münchner zwar als wintersportbegeistert, aber als ein wenig unsportlich dar, als ein Volk, das durch städtische Programme animiert werden muss, um etwas für die Fitness zu tun:

"Die Stadt München und das Münchner Sportamt werden ein 'educational programme' einführen - ergänzend zu den zahlreichen, bereits existierenden Sportprogrammen, um den Olympischen Geist ins Blickfeld zu rücken. München bietet derzeit bereits Programme an wie 'Sport für alle'."

Neuer Ticketautomat der MVG, 2010

Quelle: Robert Haas

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Die Münchner sprechen eine Sprache, die nicht einmal alle Deutschen verstehen: Bairisch, nur manche können Hochdeutsch. Übertreibt die Bewerbergesellschaft deswegen nicht ein wenig, wenn sie den Bewohnern exzellente Sprachkenntnisse attestiert?

"Die Volunteers in der Region haben bereits Erfahrung mit Großveranstaltungen gesammelt. Sie verfügen über exzellente Sprachkenntnisse."

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Quelle: Stephan Rumpf

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Mehrmals wurde München von der Pest heimgesucht, Zigtausende Bewohner starben am Schwarzen Tod. Allerdings liegt dies schon 400 Jahre zurück. In der Neuzeit ist München von großen Katastrophen weitgehend verschont geblieben - und so steht ganz korrekt im Bid Book:

"In München hat es in den vergangenen zehn Jahren und Jahrzehnten keine größeren Epidemien gegeben."

2. Ökumenischer Kirchentag München

Quelle: dpa

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An jeder Straßenecke in München steht mindestens ein Polizist und wer einer äteren Dame nicht über die Straße hilft, wird sogleich verhaftet - so lauten beliebte Klischees über München. Und das Bid Book schürt dieses Klischee auch noch:

"München ist eine der sichersten Großstädte Europas. Die bayerische Polizei hat sich einen guten Ruf erarbeitet bei der Bekämpfung von Verbrechen jeder Art: von läppischen Diebstählen bis zu schweren Verbrechen."

Gastro-Silvester in München, 2011

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Seit jeher wird München für seine angeblich nicht gerade ausschweifende Ausgehszene belächelt. Spät nachts liege hier der Hund begraben und so richtig angebandelt werde nur auf dem Oktoberfest, heißt es oft. Die Bewerbergesellschaft verheißt den Nörglern jedoch einiges:

"In der ganzen Stadt wird es während der Spiele Feiern geben. Partys, aber auch Veranstaltungen, die darauf abzielen, Freunde fürs Leben zu finden."

© sueddeutsche.de/bgr
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