Oliver Kahn: Neue Stiftung:Da ist das Ding

Hitzkopf? Oliver Kahn kann auch anders. Bei der Präsentation seiner neuen Stiftung gibt der ehemalige Fußballtorwart den Charmeur - und den smarten Macher.

Philipp Crone

Für Oliver Kahn ist dieser Termin am Montagmittag schon etwas Außergewöhnliches. Zwar ist der ehemalige Torwart des FC Bayern München und der Fußballnationalmannschaft Presse gewöhnt, doch an diesem Tag, als er seine neue Stiftung vorstellt, trifft er sie unter verkehrten Vorzeichen. Normalerweise war es bislang ja immer so: Alle wollten etwas von Oliver Kahn.

Oliver Kahn: Neue Stiftung: Auftreten wie ein Politiker: Oliver Kahn, ehemals aufbrausender Fußballtorwart, engagiert sich nun mit einer eigenen Stiftung für Jugendliche. Statt Gegenspieler anzubrüllen, doziert er nun von "Multioptionalität".

Auftreten wie ein Politiker: Oliver Kahn, ehemals aufbrausender Fußballtorwart, engagiert sich nun mit einer eigenen Stiftung für Jugendliche. Statt Gegenspieler anzubrüllen, doziert er nun von "Multioptionalität".

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Stürmer wollten an ihm vorbeidribbeln oder zumindest vorbeischießen, die Sportjournalisten wollten seine Meinung zum Spiel, Fans wollten Autogramme oder Fotos oder beides, Klatschreporter wollten wissen, was er trägt, welches Auto er fährt und wie seine neue Freundin heißt. Und regelmäßig wollen die Moderatoren des ZDF wissen, was der Fußball-Experte Kahn zur Leistung der Nationalmannschaft zu sagen hat.

Im weitesten Sinne also tat Kahn immer das, was er auch im Tor gut konnte: Abwehren. Fragen oder Bälle. Am Montag muss Kahn aber nichts abwehren, im Gegenteil. Der 42-Jährige will etwas loswerden, für etwas werben, für seine Stiftung, die sich für junge Menschen engagiert. Und deshalb möchte er auch etwas von den Journalisten. Da muss man charmant und überzeugend sein. Und es zeigt sich schnell: Kahn kann auch das.

Das Foyer der Regierung von Oberbayern an der Maximilianstraße betritt der Ex-Sportler im Stile eines Politikers. Einen freundlichen Gruß für die wartenden Gäste der Regierung, einen Smalltalk samt Blödelei mit den Journalisten - der dunkle Anzug sitzt. Und wo früher wallendes Blondhaar auf dem oft hitzigen Kopf wackelte, da liegt es an diesem Tag ganz brav und fein gefönt über dem Sakkokragen. So plaudert Kahn mit Roland Berger, dem Unternehmensberater, der den neuen Siftungsrat leiten wird.

Natürlich geht es um Motivation, bei Kahn geht es immer um Motivation. Dass in Firmen so wenige Mitarbeiter motiviert wären, sagt Kahn verwundert. "Aber bei uns war das ja auch so: Wenn drei keinen Bock hatten, dann wurde es schwer." Und manchmal habe man, wenn ein bestimmter Mittelstürmer aufgestellt war, schon von vornherein gewusst, dass man an dem Tag nur zu zehnt sein würde. Kahn nennt natürlich keine Namen. Er spricht nach der Anekdote dann lieber über die Stiftung. Die finanziert sein Projekt, bei dem er mit einem selbst entwickelten Programm Jugendliche anleitet, sich berufliche Ziele zu setzen und diese auch zu erreichen.

Bevor ihm die Gründungsurkunde überreicht wird, darf Kahn ans Rednerpult. Hier sitzen jede Geste und jedes Wort. Der blonde Hüne spricht schwungvoll und packend von seinem Pult, etwa darüber, dass "die sozio-ökonomische Herkunft" der Jugendlichen, die er fördern will, keine Rolle spiele. Und würde Kahn nicht manchmal noch zischend einatmen, hätte er gar nichts mehr vom früheren Torwart, dem aufbrausenden überehrgeizigen Superathleten.

Heute steht hier ein smarter Macher, der regelmäßig Häftlinge in Gefängnissen und Schüler in Schulen besucht, der in Salzburg Management studiert, dessen von der Stiftung finanziertes Jugendprojekt in neun Bundesländern erst national und später international wirken soll, und der "die Multioptionalität" der Jugend überzeugend aussprechen kann. Einer, der sich vom einzelgängerischen Sportler zum teamfähigen Lehrmeister zu entwickeln scheint.

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