Oktoberfest:Wiesn-Schausteller kritisieren "übertriebene" Kontrollen

Dazu kommen schlechtes Wetter und weniger Besucher: Viele Betreiber von Buden und Fahrgeschäften sind wütend auf die Stadt. Nun planen sie eine Protestaktion.

Von Franz Kotteder und Andreas Schubert

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Punkt 21 Uhr könnten an diesem Donnerstag die Lichter ausgehen auf der Wiesn. Jedenfalls, wenn es nach einer großen Gruppe unter den 403 Schaustellern, Budenbesitzern und Inhabern von Fahrgeschäften geht. Ob es dazu kommt, ob die Schausteller tatsächlich als Zeichen des Protests kurz die Lichter löschen, war bis Mittwochabend allerdings noch unklar. Sicher aber ist, dass der Unmut unter den Schaustellern groß ist.

Im Top Spin wäre noch Platz - nur ein paar Besucher sitzen am Nachmittag in dem Fahrgeschäft.

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Sie sind unzufrieden mit der Stadt und den Kontrollen an den Eingängen. Am Dienstag schickten sie gar eine Delegation zum Zweiten Bürgermeister Josef Schmid (CSU), der als Wirtschaftsreferent auch für die Wiesn zuständig ist. Der Grund: Ihrer Ansicht nach nimmt die Stadt zu wenig Rücksicht auf die Schausteller, die Eingangskontrollen zur Wiesn seien von Anfang an nicht reibungslos abgelaufen.

Auch Peter Sachs bekommt die Besucherflaute zu spüren: Beim "Hau den Lukas" herrscht gähnende Leere.

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Noch immer gingen manche Ordner zu kleinlich vor und würden sogar Kindergartenkinder nicht auf die Wiesn lassen, wenn sie Umhängetäschchen dabei hätten. Außerdem befürchten sie lange Schlangen an den Eingängen, wenn es am Wochenende schönes Wetter gibt. Das würde viele vom Besuch des Oktoberfests abhalten.

Da helfen weder "I mog di" noch "Oans zwoa Busserl" - ohne Besucher, kein Umsatz am Herzerlstand.

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Edmund Radlinger, Vorsitzender des Verbands der Münchner Schausteller und Marktkaufleute, bestätigt, "dass manche über etwas drastischere Protestaktionen nachdenken" und dass bei vielen großer Unmut herrscht. "Wir Schausteller leben nicht von Reservierungen wie die Wirte", sagt er, "wir haben alle unser eigenes Geld da drinstecken, hinter uns steht keine Brauerei."

Niemand müsste Schlangestehen, trotzdem kommt keiner: Die Kassen bei den Fahrgeschäften sind zum Teil geschlossen.

Oktoberfest Toboggan Physik der Wiesn

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Viele hätten schon Existenzängste, nach der Schlechtwetterphase zu Beginn der Wiesn. Die würden noch gesteigert durch allzu rigide vorgehende Ordner: "Einer Schaustellerin, die ja auf dem Gelände auch wohnt, ist sogar verboten worden, ein Glas Essiggurken, das sie gerade gekauft hatte, mit auf die Wiesn zu nehmen. Das versteht kein Mensch mehr."

Das Laufband steht, mangels Kundschaft. Also bleibt den Mitarbeitern beim Toboggan Zeit zum Ratschen.

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Überhaupt fühlten sich die Schausteller von der Stadt etwas vernachlässigt. An die großen und kleinen Bierzelte habe man zwar gedacht, nicht aber an die weitaus größere Gruppe der mehr als 400 kleineren Betriebe wie Würstlbuden, Schießstände, Autoscooter oder Fahrgeschäfte. "Die Stadt hat zwar besondere Eingänge gemacht und besondere Regelungen getroffen für diejenigen, die Reservierungen für die Zelte haben", sagt Radlinger. "Über die Schausteller hat man sich aber anscheinend weniger Gedanken gemacht."

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In der Tat sind die meisten Fahrgeschäfte nicht einmal halb voll am Mittwoch, obwohl am Nachmittag endlich die Sonne scheint. Vor allem am Familienplatzl herrscht wie in den Tagen zu vor beinahe Stillstand. Peter Sachs, der hier seit vier Jahren mit seinem "Hau den Lukas" steht, ist überzeugt, dass viele Menschen angesichts der vielen Ordner am Eingang gar nicht wissen, dass sie hier aufs Festgelände können. Bislang habe er noch nicht einmal seine Standgebühr erwirtschaftet. "Und das ist wirklich nicht viel."

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Natürlich ist auch das miese Wetter schuld. Aber auch Paul Diebold, Betreiber des Kinderfahrgeschäfts Rainbow Star (auf dem Foto), meint: "Die Leute denken, sie können hier nicht rein, dabei ist die ganze Zeit offen." Er schaut auf sein leeres Fahrgeschäft und hofft, dass sich noch junge Kundschaft einfindet. "Niemand muss anstehen, eigentlich sind das doch ideale Bedingungen für einen Wiesnbesuch."

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Karl Agtsch, Chef des Schießstandes Schützenhaus, sieht die Lage indes entspannter. "Die Wiesn fängt jetzt erst an", meint er, ist aber ebenfalls überzeugt, dass die Leute verunsichert sind. "Aber wovor sollten sie hier Angst haben?" Nicht alle Schausteller äußern sich gerne öffentlich über die aktuelle Lage. Manche haben sogar Angst, dass sie nächstes Jahr keine Zulassung mehr bekommen, wenn sie die Wiesn schlecht reden.

Am "Schützenhaus" haben die Mitarbeiter André Klingenberg und Juliano Neigert (rechts) genug Zeit für eine Raucherpause und um die Gewinne zu sortieren.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Bürgermeister Schmid hat zwar "großes Verständnis dafür, dass die Schausteller klagen". Die Umsatzeinbußen hätten aber mit dem schlechten Wetter zu tun, seit die Sonne wieder scheine, sei auch die Wiesn wieder voll, sagt er. Freilich habe es anfangs Probleme bei den Kontrollen gegeben, die seien aber inzwischen abgestellt, die Ordner wüssten inzwischen auch, wer seinen Wohnwagen auf der Wiesn habe. "Wir haben bei den Kontrollen jeden Tag eine deutliche Verbesserung", sagt Schmid, "ich bin sehr hoffnungsvoll, dass am Wochenende alles reibungslos läuft."

Heide und Hans Greisinger beim Bräurosl Breznstandl haben Zeit für ein Pläuschchen mit Lieferant Andal Duschl.

© SZ.de/infu
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