Oktoberfest:Wiesn-Bierpreis: Die saftigste Erhöhung seit Jahrzehnten

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Von einer Deckelung des Bierpreises ist keine Rede mehr: Bis zu zwölf Euro wird die Mass dieses Jahr wohl kosten. (Foto: AFP)
  • Eine Mass Wiesn-Bier könnte in diesem Jahr bis zu zwölf Euro kosten. Ursache sind die wachsenden Sicherheitskosten.
  • Die Wirte sind verärgert, dass sie diese zwar bezahlen sollen, aber keinen Einfluss darauf haben, wie das Geld ausgegeben wird.

Von Franz Kotteder

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, da wollte Josef Schmid (CSU), Bürgermeister, Wirtschaftsreferent und somit zugleich auch Wiesnchef, eine Revolution anzetteln: Ein Bierpreisdeckel fürs Oktoberfest sollte her. Maximal 10,70 Euro sollte die Mass drei Jahre lang kosten. Doch die Mehrheit des Stadtrats zog damals nicht mit, sie lehnte die Bierpreisbremse ab.

Nun, ein Jahr später, muss der Wiesnchef Schmid wohl die höchste Bierpreiserhöhung seit Jahrzehnten verkünden. Daran ist nicht direkt er schuld, schuld sind die wachsenden Sicherheitskosten. Aber die muss die Stadt wieder hereinholen. Und das Geld, das sie von den Wirten holt, holen die sich wiederum beim Endverbraucher. Deshalb hat es erhebliche Auswirkungen, wenn sich der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats an diesem Dienstag mit dem Schlussbericht zum Oktoberfest 2017 und den daraus folgenden Konsequenzen für die diesjährige Wiesn befasst.

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Die Umsatzpacht für die Oktoberfest-Wirte soll deutlich erhöht werden. Der Grund dafür sind die nach wie vor sehr hohen Sicherheitskosten - und eine Kalkulationspanne bei der Stadt.

Von Franz Kotteder

Konkret muss Schmid die erst 2017 eingeführte Umsatzpacht für die Festwirte deutlich erhöhen, um das Defizit vom vergangenen Jahr wieder auszugleichen. Die Stadt hatte die Umsätze der Wirte nämlich viel zu hoch eingeschätzt. Anfangs war sie von 240 Millionen Euro, später von 170 Millionen ausgegangen. In Wirklichkeit waren es nur 122 Millionen Euro. Die Stadt machte deshalb 1,73 Millionen Euro Miese. Die sollen nun in den kommenden vier Jahren wieder reinkommen. Statt bisher 5,1 Prozent soll die Umsatzpacht bei den kleinen Festzelten auf 6,1 Prozent, bei den großen auf 7,8 Prozent steigen, schlägt Schmid dem Stadtrat vor.

Ganz schön happig, finden die Wiesnwirte, nur ein Jahr, nachdem man die festen Platzgebühren durch die variable Pacht ersetzt hat. "Für manche Wirte bedeutete die Umstellung im letzten Jahr bereits eine Verdoppelung der Kosten", rechnet Wirtesprecher Peter Inselkammer vor, "und nun, ein Jahr später, droht die erneute Erhöhung um fast weitere 60 Prozent!" Da sei es "unvermeidbar", in diesem Jahr die Preise anzuheben. Angeblich haben die Wirte ihre Preise noch nicht endgültig kalkuliert. Aber die meisten kommen über den Daumen gepeilt auf 11,50 bis zwölf Euro pro Mass, und natürlich werden auch Hendl und andere Speisen teurer.

Unmut ruft bei den Wirten zudem hervor, dass sie die Sicherheitskosten zwar zahlen sollen, aber keinen Einfluss darauf haben, wie das Geld ausgegeben wird. "Die Neuausschreibung des Bewachungsdienstes für das Oktoberfest brachte nicht die erhoffte Reduzierung der Stundenverrechnungssätze", heißt es etwas kleinlaut in der Stadtratsvorlage. Nun kommt es zu der kuriosen Situation, dass der Sicherheitsdienst Securitas außerhalb der Zelte, wo er für die Stadt im Einsatz ist, etwa doppelt so viel Geld bekommt wie drinnen, wo ihn die Wirte bezahlen. Schmids Sprecher Torge Möbus erklärt das dadurch, dass viel Personal von außerhalb komme und deshalb Kost und Logis benötige. Eine Aufteilung auf verschiedene, kleinere Firmen, wie die Wirte vorschlagen, sei nicht sinnvoll, wenn man einen reibungslosen Ablauf wolle.

Sauer sind die Wirte auch, weil sie in diesem Jahr als einzige kräftig zur Kasse gebeten werden. Das liegt wohl auch daran, dass die Öffentlichkeit mit den großen Wiesnwirten das geringste Mitleid hat. Die Schausteller hingegen bleiben ungeschoren, da ihr Geschäft zu witterungsabhängig sei, heißt es in der Vorlage für den Stadtrat. Sie zahlen auch weiterhin eine feste Platzgebühr, unabhängig vom Umsatz.

Insofern macht die Oide Wiesn auch heuer ihrem Namen alle Ehre, wenn der Stadtrat Schmids Plänen zustimmt. Hier zahlen die drei Festzelte nur eine Platzgebühr, es bleibt beim Eintrittspreis von drei Euro, bei den Wirten ändert sich nichts. Für das erst seit 2017 vertretene Volkssängerzelt hatte sich zwar auch der im Oberland gut vertretene Festzeltbetrieb Fahrenschon beworben, das Rennen machten aber wieder Gerda und Peter Reichert vom Seehof in Herrsching.

© SZ vom 15.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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