Oktoberfest:Wie viel Trinkgeld gibt man auf der Wiesn?

183. Münchner Oktoberfest

Was gibt man der Bedienung auf dem Oktoberfest?

Die neuen Bierpreise sorgen für hektisches Getuschel in den Festzelten. Dabei wird klar: Die Mass ist noch teurer geworden als gedacht.

Wiesn-Kolumne von Laura Kaufmann

Es ist ein fast liebgewonnenes Ritual, das zur Stadt gehört wie die Isar oder der Friedensengel: Im Sommer werden die Oktoberfestbierpreise bekanntgegeben. Die liegen wie selbstverständlich wieder über den Vorjahrespreisen und kratzen damit immer aufs neue an irgendeiner kritischen Marke oder überschreiten diese. Dann geht ein Aufschrei der Empörung durch die Presse, die Verantwortlichen der Stadt zucken mit den Schultern, ihnen seien die Hände gebunden. Die Wirte zucken mit den Schultern, ob man überhaupt wisse, was das überhaupt koste, ein solches Bierzelt aufzubauen? Und die neuen Kosten für die Sicherheit erst!

Dieses immer gleich ablaufende Ritual des Sommers ist eines der ersten Zeichen dafür, dass in noch nicht ganz naher Zukunft, aber absehbarer Zeit, wieder ein riesiges Bierfest auf der Theresienwiese gefeiert wird. Zwischen 10,40 Euro und 10,70 Euro kostet die Mass Bier dieses Mal. Damit ist der Preis um 3,11 Prozent gestiegen - und damit reicht es auf keinen Fall mehr, der Bedienung noch einen Euro mehr zum Zehner in die Hand zu drücken, wie man das im vergangenen Jahr noch mit ruhigem Gewissen konnte.

So ein Preis von 10,40 Euro wie in der Augustiner Festhalle sorgt in den ersten Tagen für ein schnell gezischtes "Wie viel gibst du?" zum Nebenmann, während die Bedienung noch die Masskrüge auf den Tisch knallt. Aufrunden auf 11 Euro, das ginge vielleicht in einer normalen Wirtschaft. Auf der Wiesn? Undenkbar. Mindestens ein Euro Trinkgeld sollte es schon sein. "11,50 bitte?" Klingt auch knauserig. Hat so eine Bedienung überhaupt 50-Cent-Stücke, wenn sich gerade keins im eigenen Geldbeutel findet?

Trinkgeld ist schon abseits der Theresienwiese eine schwierige Angelegenheit. Meist muss schnell im Kopf überschlagen werden, wie viel denn angebracht wäre, während der Kellner freundlich lächelnd den Preis aufsagt. Ohne langes Zaudern erwidert der Gast dann den Betrag samt Trinkgeld oder drückt dem Kellner das Geld mit dem Hinweis "passt schon, danke" in die Hand - während er sich im Kopf schon schimpft, dass das jetzt doch peinlich wenig war oder ziemlich übertrieben für die Leistung.

Auf der Wiesn müsste das so viel einfacher sein. Der Gast zahlt im Normalfall jede Mass einzeln, und wie viel die kostet ist ja kein Geheimnis. Es ließe sich weit im Vorfeld überlegen, was man hinlegen möchte dafür. Natürlich tut das keiner.

12 Euro, das tut zwar weh, aber andererseits ist die Wiesn der falsche Ort, um jeden Cent zweimal umzudrehen. Mit den Bedienungen, die hier Bierkrüge umherwuchten und dreißig Mal am Tag das Fliegerlied ins Ohr gebrüllt kommen, sollte man wirklich nicht zu knauserig umgehen. Schon allein deswegen, weil man sie sonst nicht so schnell wieder zu Gesicht bekommt. Vor allem bei der ersten Mass lohnt es sich, großzügig zu sein, um die Bedienung bei Laune zu halten. Sonst muss der Gast das Bierzelt zur Strafe bald so nüchtern wie sie selbst ertragen. Und damit ist nun wirklich niemanden geholfen.

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