Oktoberfest:Warum "Techno Power" tagelang nicht lief

Wie nur kommen wir an ein Proportionalventil? Manfred Eckl und seine Frau Paula auf der Plattform ihres Fahrgeschäfts "Techno Power".

Wie nur kommen wir an ein Proportionalventil? Manfred Eckl und seine Frau Paula auf der Plattform ihres Fahrgeschäfts "Techno Power".

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Wiesn-Fahrgeschäft steht von Samstag bis Dienstag still - wegen eines klitzekleinen Ventils.

Von Thierry Backes

Proportionalventil. Manfred Eckl wird sich noch lange Zeit daran erinnern, wie er mal in der halben Republik nach einem Proportionalventil gesucht hat. Vielleicht kann er mit etwas Abstand über die Geschichte lachen, wahrscheinlich ist das aber nicht. Ein defektes Proportionalventil ist - mutmaßlich - Schuld daran, dass sich die rotierenden Arme seines Fahrgeschäfts "Techno Power" auf dem Oktoberfest bis Dienstagabend gerade mal eine Dreiviertelstunde gedreht haben.

Am ersten Wiesntag gegen 12.45 Uhr schmierte das Karussell ab. Einfach so, ohne Vorwarnung. Bei der TÜV-Abnahme am Mittwoch habe alles noch wunderbar funktioniert, sagt Eckl am Dienstagvormittag. "Finanziell ist das ein Schlag ins Genick. Aber es hilft ja alles nix: Ich darf den Kopf nicht in den Sand stecken und muss schauen, dass die Kiste wieder läuft."

Dass ein Fahrgeschäft nicht richtig läuft auf der Wiesn, kann schon mal vorkommen. 2014 zum Beispiel hatte Karl Häslers Wiesn-Neuheit, eine Alien-Show namens "Encounter", größere Probleme mit Licht- und Toneffekten. Das Illusionstheater blieb zunächst zu und lief danach nur mit einem Ersatzprogramm.

Das Proportionalventil ist kleiner als eine Zigarettenschachtel

Manfred Eckl hofft, dass er am Mittwoch endlich wieder öffnen kann. Der Schausteller, der seit 2009 mit seinem 15 Jahre alten Fahrgeschäft auf der Wiesn vertreten ist, hat nicht viel geschlafen in den vergangenen Tagen, "vielleicht drei Stunden seit Samstag". Er hat viel herumtelefoniert am Wochenende, den Mitarbeitern einer spezialisierten Hydraulikfirma per Whatsapp Bilder geschickt mit dem Ziel, per Ferndiagnose eine Lösung zu finden. Ohne Erfolg. Die Techniker sind zu dem Zeitpunkt auf einer Montage in Recklinghausen, sie werden erst am Montagabend aus Dortmund eingeflogen.

Ihre rasche Erkenntnis: Das Problem liegt wohl nicht an der Elektrik, sondern an der Hydraulik, an eben jenem Proportionalventil, "das nicht richtig arbeitet, sobald das Fahrgeschäft auf Temperatur kommt", sagt Eckl. Bei dem Ventil handelt es sich um ein nicht einmal zigarettenschachtelgroßes Element, das den Öldruck in dem Fahrgeschäft steuert.

Nur: Wo bekommt man ein Neues her? Denn selbst die beste Diagnose hilft nichts, wenn sich das Ventil nicht reparieren, sondern nur ersetzen lässt. Eckl ist am Montagabend die gut 60 Kilometer nach Wolnzach (Kreis Pfaffenhofen) gefahren, wo er sein Fahrgeschäft im Winter lagert, in der Hoffnung, dass einer seiner Freunde und Bekannten aushelfen kann. Vergebens.

Das Ventil kommt am Ende aus Hamburg - per Flugzeug

Am Dienstag hängt deshalb immer noch ein weiß-rotes Band vor dem "Techno Power", ausgerechnet am Familientag. Nun telefonieren auch die beiden Hydrauliker und der Elektrotechniker ihre Kontakte im In- und Ausland ab, "und wenn wir irgendwo ein Ventil finden, dann wird da hingefahren", sagt Eckl.

Das ist am Ende wohl nicht nötig. Ein Hydraulikfachmann aus Hamburg hat ein passendes Proportionalventil auf Lager, es kommt am Nachmittag per Flugzeug. Manfred Eckls Sohn Marco holt es am Flughafen im Erdinger Moos ab und bringt es zur Theresienwiese. Dort soll es am Abend eingebaut werden, es folgen Testfahrten. "Ich hoffe, dass das jetzt funktioniert", sagt Eckl. "Es muss funktionieren." Am Mittwoch will er den "Techno Power" wieder laufen lassen.

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