Oktoberfest 2013:Überwiegend heiter

Das 180. Oktoberfest startet mit viel Sonne und einem voreiligen Münchner Oberbürgermeister. Bis zum Sonntagabend sind mehr als eine Million Menschen auf der Wiesn unterwegs - und trinken rund eine Million Maß Bier. Eine Bilanz des ersten Wochenendes.

Von Astrid Becker

Sonnig, entspannt und weitgehend friedlich: Der Auftakt des 180. Oktoberfest ist bestens gelungen. Nach ersten Schätzungen des städtischen Wirtschaftsreferats kamen knapp eine Million Menschen auf die Theresienwiese - das wären mindestens 100.000 mehr als im Vorjahr. Das dürfte auch an der Oiden Wiesn gelegen haben, die wegen des Zentralen Landwirtschaftsfests 2012 ausfallen musste, die aber heuer bei den Münchnern bereits am ersten Wochenende wieder sehr beliebt war.

Festleitung, Wirte und Schausteller zeigten sich zufrieden mit dem Auftakt - vor allem wegen der Umsatzzahlen: rund eine Million Maß Bier sollten bis Sonntagabend getrunken, zehntausend Brathendl und immerhin neun Ochsen gegessen worden sein.

Fast schon beängstigend ist, mit welcher Präzision sich das Wetter auf die Wiesn einstellt. Pünktlich zum Oktoberfest zeigte sich nach tagelangen grauen Regenwolken der Himmel über München weiß-blau. Ein verheißungsvoller Start also für das größte Volksfest der Welt. Dabei verlief der Auftakt keineswegs so, wie es das Protokoll vorschreibt. Denn Oberbürgermeister Christian Ude hatte es offensichtlich ganz besonders eilig, seinen 20. und letzten Anstich des Oktoberfestes hinter sich zu bringen.

Tausende Menschen im Schottenhamel-Zelt waren noch eifrig dabei, den Countdown von zehn Sekunden nach unten zu zählen, als der OB den Wechsel an den ersten Hirschen - ein rund 200 Liter fassendes Holzfass - anlegte und zum Schwung mit dem Schlegel ausholte. Die Menge war gerade bei "sechs" angelangt, als der OB den Wechsel ins Fass trieb. Sein zweiter, nur mehr ein Sicherheitsschlag, kam vier Sekunden zu früh.

"Sogar ein paar Tränen am Schluss"

Ude überraschte mit seinem Frühstart nicht nur die Blaskapelle und die Zuschauer in der Anzapfbox. Auch Schankkellner Helmut Huber, von Anfang an Udes Lehrmeister in Sachen Anzapfen, konnte es kaum fassen: "Ich habe ihm immer gesagt: Die letzte Minute vor dem Anstich gehört uns - aber auch das hat heuer nicht geklappt, weil die vom Fernsehen immer so viel reden."

Wie immer hatte das Bayerische Fernsehen das Anzapfen live übertragen. Ude selbst hatte jedoch eine ganz andere Erklärung parat: "Das ist eigentlich nur passiert, weil alles so perfekt vorbereitet war." Er habe immer zehn Sekunden vor dem Anstich zu Wechsel und Schlegel gegriffen, doch dann noch immer letzte Korrekturen vorgenommen. Mal stand der Ganter zu weit vorne, mal zu weit hinten. Nachdem da aber so gar nichts schief gelaufen sei, habe er halt ausgeholt.

Bei seinem letzten Anzapfen fühlte sich der scheidende Oberbürgermeister sichtlich wohl: "Wehmut verspüre ich im Moment keine, die kommt erst während der Wiesn und vielleicht sogar ein paar Tränen am Schluss."

Abseits der Ratsbox ging es bei den normalen Wiesnbesuchern ohnehin nur um eines: das Feiern. Bereits am frühen Morgen, gegen vier Uhr, hatten sich die ersten Frühaufsteher vor den Zelten eingefunden, um auf Einlass zu warten und einen guten Platz zu erobern. Am Samstagvormittag, noch vor dem Anstich, waren die großen Bierzelte bereits wegen Überfüllung geschlossen.

Lediglich auf der Oiden Wiesn gab es für Besucher eine Chance, einen freien Tisch zu ergattern. "Dank der neuen Einlassbandeln, die den wiederholten Besuch der Oiden Wiesn an einem Tag gestattet, nahmen besonders Familien die Möglichkeit wahr, auch neue Fahrgeschäfte auszuprobieren", so Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Dieter Reiter.

Polizei zieht positive Bilanz

Weitgehend positiv fiel die Bilanz der Münchner Polizei aus. Bis zum späten Sonntagnachmittag hielt sich Zahl und Ausmaß der Straftaten in Grenzen (siehe Artikel rechts). Viel zu tun hatten allerdings die Helfer des Münchner Roten Kreuzes. In der Sanitätsstation behandelten sie Dutzende Schnittverletzungen sowie Platz- und Schürfwunden. 49 Besucher erlitten eine Alkoholvergiftung, darunter sieben Jugendliche.

Die erste Bierleiche, eine junge Frau, wurde schon eineinhalb Stunden nach dem Anzapfen von ihrem Freund in der Sanitätswache abgeliefert. "Das Wiesnbier hat einen höheren Alkoholgehalt als das gängige Flaschenbier", warnt der Leiter der Station, Frithjof Wagner. Das unterschätzten gerade junge Leute immer wieder.

Der Bierumsatz war trotzdem prächtig, beim Essen waren außer Hendl und Ochsen auch die kulinarischen Klassiker wie Schweinsbraten, Bratwurstsemmel und Steckerlfisch gefragt. Die neuen Fahrgeschäfte wie "Cobra" oder "Sky Fall" wurden gut angenommen.

Zu größeren Behinderungen angesichts der vielen Menschen bei der Fahrt zur Wiesn mit öffentlichen Verkehrsmitteln kam es bis zum Sonntagabend nicht. Nur am Sonntagvormittag fuhr die U-Bahn der Linie 3 mit Verspätungen: Ein Zug war wegen eines technischen Defekts ausgefallen.

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