Oktoberfest 2013:Stadt begrenzt Wiesn-Reservierungen

Oktoberfest 2013: Für die Münchner sehr erfreulich: Künftig wird es auf der Wiesn mehr Plätze ohne Reservierung geben.

Für die Münchner sehr erfreulich: Künftig wird es auf der Wiesn mehr Plätze ohne Reservierung geben.

(Foto: Claus Schunk)

Künftig können wieder mehr Münchner spontan und ohne Reservierung auf das Oktoberfest gehen: Wirtschaftsreferent Reiter setzte sich im Wirtschaftsausschuss gegen die Lobby der Wirte durch. Insgesamt soll es in den Bierzelten nun 150.000 freie Sitzplätze geben.

Von Dominik Hutter

Auf der Wiesn gibt es künftig mehr Plätze für Spontanbesucher. Der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats hat den Wirten mit den Stimmen von SPD und Grünen eine neue Obergrenze für Reservierungen auferlegt. Vom kommenden Jahr an dürfen unter der Woche maximal 75 Prozent aller Sitzplätze in den Bierzelten reserviert werden. Am Wochenende reduziert sich diese Zahl auf 50 Prozent vor 15 Uhr sowie 65 Prozent an den Abenden. Nach Auskunft von Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD) macht dies, gerechnet über die gesamte Wiesnzeit, zusätzlich rund 150 000 Plätze aus. Die CSU, die die Pläne ablehnt, scheiterte mit ihrem Gegenvorschlag, alles beim Alten zu lassen und dafür einen zusätzlichen, komplett reservierungsfreien Wiesn-Tag einzuführen.

Reiter hat sich mit seinem Vorstoß gegen die Lobby der Wirte und offenkundig auch gegen Teile der eigenen Partei durchgesetzt, die sich am Dienstag für ein ungewöhnliches Vorgehen entschied: Zwar stimmten die SPD-Stadträte letztlich für die Vorlage ihres OB-Kandidaten. In der durchaus hitzigen Debatte aber herrschte demonstrative Ruhe auf der SPD-Bank - letztlich musste Oberbürgermeister Christian Ude für seinen Wunschnachfolger in die Bresche springen, und er verteidigte dessen Vorlage gegen die Angriffe der Opposition.

Ganz offenkundig rumort es gewaltig in der SPD. Selbst nach der Sitzung verweigerten SPD-Fraktionschef Alexander Reissl und sein Stellvertreter Helmut Schmid jede Stellungnahme. Den eigenen OB-Kandidaten bloßstellen wollte man dann bei der Abstimmung aber wohl doch nicht.

Die Kritiker von Reiters Konzept fürchten, dass die zusätzlichen reservierungsfreien Plätze schon frühmorgens zu einem chaotischen Andrang vor den Zelteingängen führen. Und dass vor allem die trinkfreudige Party-Fraktion profitiert, die stundenlang im Bierzelt bleibt und sich im Laufe des Tages zum Sicherheitsrisiko entwickelt. Münchner Familien, so warnte CSU-Stadtrat Mario Schmidbauer, hätten nichts von der Änderung. Denn die brächen für gewöhnlich erst später auf und hätten keine Motivation, sich zu volltrunkenen Tischnachbarn zu gesellen. Letztlich würden "noch mehr Leute hingehen, die dann keine Plätze bekommen", prophezeite FDP-Kollegin Gabriele Neff.

Auch die Wiesn-Wirte halten das neue Limit für einen Fehler. Sie argumentieren, die Reservierungen wirkten letztlich befriedend, da sich die Tischgäste untereinander kennen würden. Bei einem noch stärkeren Verteilungskampf um freie Plätze seien dagegen Reibereien zu erwarten - zumal sich der Andrang dann noch mehr auf Tage mit schönem Wetter konzentriere. Wer reserviert habe, gehe hingegen auch bei schlechtem Wetter auf die Wiesn.

Reiter will mehr Münchnern die Chance einräumen, spontan auf die Wiesn zu gehen. Denke man die Argumentation der Wirte zu Ende, dürfe es eigentlich nur noch reservierte Plätze geben, sagt der OB-Kandidat und erinnert an den Ausgangspunkt der Debatte: der Trick der Wirte, durch Verkleinerung des Mittelschiffs die Zahl der freien Plätze abzusenken; das bisherige Limit bezog sich allein aufs Mittelschiff, während Boxen und Galerien komplett reserviert werden durften. Ude verweist darauf, dass vor dem schleichenden Umbau der Wirte schon einmal 25 Prozent aller Plätze reservierungsfrei gewesen seien. Es gehe "um Dosierung". Dass die Wirte dagegen sind, wundert den OB nicht. Schließlich sei es nicht unangenehm, die Zeche vorab zu kassieren und über einen garantierten Umsatz zu verfügen.

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