Oktoberfest:Seehofer unerwünscht

Bei der 200. Wiesn sind Landespolitiker nicht gerne gesehen - Ministerpräsident Seehofer hat für seinen Sonderauftritt schon eine Absage erhalten.

Astrid Becker

München ist zwar Landeshauptstadt, doch auf dem Oktoberfest sind Auftritte bayerischer Landespolitiker offenbar nicht gern gesehen - vor allem, wenn sie der CSU angehören. So wurde nach Informationen der SZ Ministerpräsident Horst Seehofer, der zum 200. Jubiläum, das Standkonzert der Wiesnkapellen dirigieren sollte, auf Betreiben der Stadt wieder ausgeladen.

176. Oktoberfest

Christian Ude und Horst Seehofer - der Ministerpräsident soll auf Dirigieren verzichten.

(Foto: ag.ddp)

Auch der Plan, den Kabarettisten Helmut Schleich als Franz Josef Strauß die historische Wiesn anzapfen zu lassen, wird wohl von der Stadtspitze abgelehnt. Parteipolitische Gründe scheinen dabei eine gewichtige Rolle zu spielen.

Es heißt, die Wiesnwirte hätten bereits beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg Seehofer gebeten, als Dirigent beim Standkonzert aufzutreten. Dieser soll diesem Ansinnen freudig zugestimmt haben. Doch nun, so ist aus Regierungskreisen zu vernehmen, habe der Ministerpräsident eine klare Absage erhalten - angeblich, weil die Stadtspitze seinen Auftritt ablehne: "Der Seehofer hat halt das falsche Parteibuch", sagt der Landespolitiker, der seinen Namen in diesem Zusammenhang ungern in der Zeitung lesen will.

Wie Oberbürgermeister Christian Ude das sieht, ist nicht herauszubekommen: Er weilt nach Angaben eines Sprechers noch bis 8. Juni in China bei der Weltausstellung. Auch Wiesnwirte-Sprecher Toni Roiderer lehnt jegliche Stellungnahme zu diesem Thema ab: "Dazu sage ich gar nichts."

Dass Seehofer als Dirigent tatsächlich unerwünscht ist, bestätigt hingegen Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid (SPD): "Das Oktoberfest ist eine Münchner Veranstaltung und nicht eine des Landes." Früher seien Ministerpräsidenten offiziell ohnehin nie auf der Wiesn erschienen, auch nicht beim Anzapfen. Das habe erst Erich Kiesl eingeführt, "weil er sich bei Franz-Josef Strauß profilieren wollte". In der Folge habe dann Georg Kronawitter, der nach Kiesl zum zweiten Mal OB wurde, den Ministerpräsidenten nicht wieder ausladen wollen, sagt Schmid.

Das Dirigieren beim Standkonzert solle aber "Leuten vorbehalten sein, die mit der Wiesn auch etwas zu tun haben". Zum Beispiel Schmid selbst. Er durfte das Konzert bereits dirigieren, ebenso wie Hermann Memmel (SPD), Wiesnchefin Gabriele Weishäupl, diverse Wiesnwirte, die jeweiligen Vorsitzenden des Vereins Münchner Brauereien oder auch OB Ude. Willy Heide hatte das Konzert 1985 als damaliger Sprecher der Wiesnwirte initiiert. Es findet seither immer bei schönem Wetter am zweiten Wiesn-Sonntag am Fuße der Bavaria statt.

Seehofer werden die Zuhörer nun dort aber nicht erleben. Die Staatskanzlei wollte sich dazu nicht äußern: "Wir kommentieren so etwas grundsätzlich nicht", sagt eine Sprecherin. Innerhalb der CSU schüttelt man aber über die Absage bereits den Kopf - sowohl auf Landes - wie auf Stadtebene. Von "einer schwachen Leistung, die die Stadt da zeigt", und von fehlender Souveränität ist die Rede. CSU-Stadtrat Richard Quaas: "Wenn dem wirklich so ist, nehme ich das mit größtem Erstaunen zur Kenntnis. Das zeigt doch nur, dass ein Ministerpräsident der CSU auf der Wiesn unerwünscht ist - mit Ausnahme des Anzapfens."

Doch auch noch ein anderer CSU-Politiker wird offenbar nicht gern gesehen - wenngleich er selbst nicht mehr unter den Lebenden weilt und nur parodiert werden sollte: Franz Josef Strauß. Der Kabarettist Helmut Schleich hatte ihn beim diesjährigen Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg derart brillant verkörpert, dass Josef "Beppi" Bachmaier, Wirt des "Herzkasperl-Zeltes" auf der historischen Wiesn, auf die Idee kam, ihn als Strauß das erste Fass anzapfen zu lassen.

Schleich ist dazu auch "gern bereit". Eine endgültige Entscheidung darüber sei aber noch nicht getroffen, sagt er. Bachmaier selbst ist nach wie vor von seiner Idee begeistert. Er will sie aber erst einmal dem Oberbürgermeister nach dessen Rückkehr in einem Gespräch vorstellen, ebenso wie seine anderen Pläne für sein Kulturzelt.

Dass das Anzapfen durch den Kabarettisten Helmut Schleich als Strauß jedoch negativ beschieden wird, scheint bereits festzustehen. Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid hält davon jedenfalls nichts: "Die Wiesn wird traditionell am Samstag angezapft und nicht am Freitag." Das habe auch der Stadtrat so beschlossen. Die historische Wiesn sei nun mal keine Wiesn, sondern eine Ausstellung, wie auch der Organisator dieses Jubiläumsfestes, Karl-Heinz Knoll, sagt.

Die historische Wiesn soll nun nach einem Festzug, der von der Alten Messe zum Südteil der Theresienwiese führt, zwischen 11 und 12 Uhr mit dem Pferderennen eröffnet werden: "Ganz im Sinne der Historie", sagt Knoll. Den Startschuss dafür darf natürlich nur einer geben: Oberbürgermeister Christian Ude.

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