Oktoberfest:Polizeipräsident: "Der sicherste Platz ist der, auf dem man sitzt"

Hubertus Andrä, Polizeipräsident München

Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä.

(Foto: Matthias Ferdinand Döring)
  • Vor dem Start des Oktoberfests am Samstag mahnt Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä zur Besonnenheit.
  • Sollte es doch zu einer Panik auf dem Festgelände kommen, dann solle man erst einmal auf seinem Platz bleiben, rät Andrä. Das sei am sichersten.
  • Außerdem rüstet Münchens Polizei ihre Beamten als Konsequenz aus dem Amoklauf im Olympia-Einkaufszentrum in München mit neuen Waffen und besserer Schutzkleidung aus.

Von Nina Bovensiepen und Susi Wimmer

Mit Blick auf den Start des Oktoberfestes an diesem Wochenende mahnt Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä zur Besonnenheit. Die Sicherheitsvorkehrungen mit Zaun und Einlasskontrollen seien nach dem Amoklauf von München und den Attentaten von Ansbach und Würzburg angepasst worden. Das polizeiliche Einsatzkonzept sei "wie eine Zwiebel mit mehreren Schichten", sagte Andrä in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Das gehe vom ständigen Informationsaustausch mit vielen Behörden über die Präsenz an Bahnhöfen und in der Stadt bis zu den Einlasskontrollen. "Je näher man zur Wiesn kommt, desto enger wird das Netz."

Sollte es irgendwo auf dem Festgelände zu einer Panik kommen, lautet Andräs Empfehlung: "Der sicherste Platz ist der, auf dem man gerade sitzt." Panisch zum Ausgang zu laufen, sei keine gute Idee. Nahezu überall könnten uniformierte Polizisten schnell da sein und helfen.

Beamte bekommen neue Dienstwaffe

Die Münchner Polizei zieht Konsequenzen aus dem Amoklauf im Olympia-Einkaufszentrum und beschleunigt die Anschaffung einer neuen Dienstwaffe. So habe der Täter des Amoklaufs am 22. Juli eine 16-schüssige Waffe gehabt, die der Polizei fasse nur acht Schuss. "Wir werden eine neue Dienstwaffe bekommen, die entsprechend leistungsfähig ist", sagte Andrä.

Bei der Schutzkleidung soll es neben den herkömmlichen Westen künftig längere Modelle geben sowie eine Halskrause, einen Schulterschutz und zusätzliche ballistische Platten, "dann sind unsere Leute sogar gegen Kalaschnikow-Beschuss sicher", so Andrä. Zudem sollen die Beamten für die Bevölkerung und für eigene Kollegen besser erkennbar sein, etwa durch eine Armbinde. Die Tatsache, dass in der Amoknacht Polizeikräfte in Zivil mit Waffen unterwegs waren, hatte teilweise Verängstigung und Fehlalarme ausgelöst.

Polizei erwägt, eigenen Messengerdienst anzuschaffen

Um eine bessere und modernere Kommunikation zu gewährleisten, als sie über Funk möglich ist, gibt es bei der Münchner Polizei Überlegungen, einen eigenen Messengerdienst zu testen. Über einen solchen Kanal könnten die Beamten Videos und Fotos an Kollegen verschicken. Das könne hilfreich sein, sagte Andrä. So hätten jene Beamten, die im Juli schließlich den Amokläufer fassten, diesen an einem Rucksack erkannt, der in einem privaten Video zu sehen gewesen war. Das Video zeigte den Täter, wie er vor dem McDonald's im OEZ um sich schoss und es verbreitete sich über soziale Netzwerke. Die bestehenden Dienste seien zu unsicher. "Wir hätten über unsere Daten keine Hoheit mehr", so Andrä.

Die Unübersichtlichkeit, die am Abend des 22. Juli zeitweise in München herrschte, erklärte Andrä vor allem mit den Fehlalarmen. In den ersten zwei, drei Stunden habe die Polizei "von 66 Örtlichkeiten Mitteilungen bekommen, dass in der Stadt geschossen wird".

Die auch bundesweit beachtete und großteils positiv bewertete Arbeit der Beamten hat neben zahlreichen Überstunden einen auch für den Polizeipräsidenten überraschenden Effekt gehabt: Die Zahl der Bewerber für den Polizeidienst sei kurz danach deutlich gestiegen.

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