Oktoberfest:Nordkorea, Vorbild für Wiesn-Wirte

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Bier wird auf dem "Taedonggang Beer Festival" auch ausgeschenkt - nur ist es, verglichen mit dem Einkommen, deutlich teurer als auf der Wiesn.

(Foto: Matthias Schrader/AP Photo)

Auch im kommunistischen Pjöngjang imitieren sie jetzt das Oktoberfest - allerdings mit einer ganz anderen Preisgestaltung.

Von Andreas Schubert

Die Wiesn rückt näher. Und damit verdichtet sich auch die Taktfrequenz der Berichterstattung. Gerade verbreitet sich die Geschichte über die Welt, dass nun auch Nordkorea ein Oktoberfest hat.

Bevor jetzt jemand im Münchner Wirtschaftsreferat einen nervösen Schluckauf kriegt, sei hiermit klargestellt: Es heißt gar nicht Oktoberfest, sondern "Taedonggang Beer Festival" und gehe auf die Idee des Diktators Kim Jong-un höchstselbst zurück - die Welt mit Atomtests zu ärgern, scheint zwischendurch durstig zu machen.

Das Gebräu, das auf dem Bierfest ausgeschenkt wird, soll gar nicht so schlecht sein. Das attestiert zumindest ein deutscher Tourist namens Max Boller, der auf einem Video des Online-Portals metro.co.uk meint: "Das Bier ist fantastisch, das schmeckt wie zu Hause". Nun, als Deutschlandchef von Nestlé-Professional, das "kreative Food&Beverage-Lösungen" verkauft, wird's der Herr Boller schon wissen.

Es gibt natürlich Unterschiede zwischen der sozialistischen Kaderwiesn und dem Münchner Original: Das Bierfest dauert 20 statt 17 Tage, es findet auf einem Schiff statt, und statt Dirndl tragen die Bedienungen eine Art Stewardessen-Uniform. Aber das sind Marginalien. Was die hiesigen Wiesn-Wirte interessieren dürfte, ist die Preisgestaltung der Kollegen aus Pjöngjang. Die Halbe Bier gibt es dort für umgerechnet 2,25 Euro, das macht also 4,50 Euro für die Mass.

Ginge man nun davon aus, dass das durchschnittliche Einkommen hierzulande mindestens 40 Mal so hoch ist wie in Nordkorea und rechnete man das auf eine Mass Bier um, so würde diese auf der Theresienwiese mindestens 416 Euro kosten. Drei Euro Eintritt verlangen sie in Asien übrigens auch noch, das wären dann nochmal 120 Euro, nur damit man überhaupt etwas bestellen darf.

Derartige Biermädchenrechnungen sind natürlich rein hypothetisch. Aber immerhin mag man Toni Roiderer, dem Sprecher der Wiesnwirte, gerne zustimmen, wenn er Jahr für Jahr nach der Veröffentlichung der Bierpreise betont, man könne doch froh sein, dass man in München nicht noch viel mehr verlange. Die Kommunisten in Asien machen vor, dass da durchaus noch ein bisschen Spielraum nach oben wäre.

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