Oktoberfest-Mass:Wiesn-Wirte kritisieren Bierpreis-Bremse: "Das ist noch nicht das letzte Wort"

Preis für Wasen-Maß nähert sich der Neun-Euro-Marke

Der Preis für eine Mass Bier soll in den nächsten drei Jahren nicht mehr steigen dürfen - so die Idee von Bürgermeister Josef Schmid.

(Foto: dpa)
  • Die Stadt München diskutiert darüber, eine Bierpreis-Bremse auf dem Oktoberfest einzuführen.
  • Bürgermeister Josef Schmid (CSU) kündigte am Dienstag an, dass die Wirte bis zum Jahr 2019 nicht mehr als 10,70 Euro pro Mass verlangen dürfen.
  • Ob die Preisbremse wirklich kommt, ist noch offen. Die Wirte kritisieren den Vorschlag.

Von Franz Kotteder

Als die Wirte und Brauereien gegen Dienstagmittag von den neuen Plänen aus dem Bürgermeisterbüro erfahren, sind sie erst einmal sprachlos. Denn eigentlich war für den Nachmittag ein Termin angesetzt, bei dem man sich mit der Verwaltung und den federführenden Parteien im Rathaus beraten wollte, wie man mit den gestiegenen Sicherheitskosten umgehen solle. Der Alleingang von Bürgermeister Josef Schmid überrascht die Wirte auch deshalb, weil noch keiner genau weiß, wie Umsatzpacht und Bierpreis-Bremse genau aussehen sollen.

Toni Roiderer vom Hackerzelt, Sprecher der großen Wiesnwirte, sagt: "Ich bin erstaunt, wie man auf diese Vorgaben kommt, das ist sicher nicht marktwirtschaftlich gedacht." Den Bierpreis für die nächsten drei Jahre festzuschreiben, sei sehr gewagt und unverhältnismäßig; es gebe ja bereits heute Lokale in der Münchner Innenstadt, "wo der Literpreis für Helles 10,40 Euro und für Weißbier 10,80 Euro beträgt". Das Wiesnbier sei aber ein speziell eingebrautes Bier und deshalb auch im Einkauf teurer.

Überhaupt ist Roiderer "wenig begeistert, dass uns ein Festpreis auf Jahre hinaus vorgeschrieben werden soll". Niemand könne schließlich sagen, wie stark die Lohnkosten stiegen - "wir beschäftigen schließlich jeder bis zu 600 Leute" - und wie die Inflationsrate in drei Jahren aussehe. Schleierhaft sei ihm auch, wie die Stadt auf die Umsatzzahlen komme.

Lorenz Stiftl, der Sprecher der kleinen Wiesnwirte, ist ebenfalls überrascht worden: "Eigentlich war ausgemacht, dass die Verwaltung, alle Wirte und die Stadtratsfraktionen sich zusammensetzen und gemeinsam Lösungen suchen. Das halten wir auch für den besseren Weg." Stiftl findet, dass die 21 kleinen Wiesnwirte, die in ihren Zelten oft nur wenige Hundert Plätze haben, besonders stark betroffen sind: "Wir brauchen all das, was die Großen haben, schließlich auch: Musikkapellen, Küche, Sicherheitspersonal. Aber wir haben viel weniger Gäste."

"Wird den Brauereien jetzt auch ihr Bierpreis gedeckelt?"

In seinem kleinen Zelt "Zur Bratwurst" (300 Plätze) hat Werner Hochreiter im vergangenen Jahr 10,70 Euro für die Mass aus dem Holzfass verlangt. Damit hätte er sein Preislimit bis 2019 bereits jetzt ausgeschöpft. "Ich glaube aber nicht, dass das, was Schmid da verkündet hat, schon das letzte Wort ist", sagt er. "Die Pacht erhöhen bei gleichbleibendem Bierpreis - das ist ja noch kein richtiges Konzept." Ob die Bierpreis-Bremse rechtlich haltbar sei, bezweifelt er. Obendrein hänge der Preis ja auch von den Brauereien ab, "und die legen den immer schon Anfang des Jahres fest".

Dieselbe Frage stellt sich auch Stephan Kuffler vom Weinzelt: "Wird den Brauereien jetzt auch ihr Bierpreis gedeckelt?" Ihn träfe die Bierpreis-Bremse weniger, im Weinzelt gibt es nur Weißbier, dafür aber viele andere eher hochpreisige Getränke, was bei der Umsatzpacht durchschlüge. Insgesamt sieht er in Schmids Ankündigungen "mehr Fragen als Antworten, wie zum Beispiel: Trifft das wirklich nur die Wiesnwirte oder werden den Fahrgeschäften ebenfalls die Preise gedeckelt?"

Von den Münchner Brauereien, die auf dem Oktoberfest vertreten sind, ist am Dienstag keine Stellungnahme zu erhalten. Bis zum Abend blieben bei Hacker-Pschorr, Paulaner, Spaten, Löwenbräu und Augustiner sämtliche Anfragen unbeantwortet.

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