Oktoberfest:Liebe Wiesnwirte, haltet Maß!

Oktoberfest: Bedienungen zählen das Geld in einem Wiesnzelt.

Bedienungen zählen das Geld in einem Wiesnzelt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Stadt wird die stark gestiegenen Kosten für die Sicherheit an die Schausteller und Wirte weitergeben. Ihnen stünde es aber gut, die Preise nur moderat ansteigen zu lassen - auch im eigenen Interesse.

Kommentar von Heiner Effern

Die Preise auf der Wiesn steigen jedes Jahr, daran hat sich der Besucher leidvoll gewöhnt. Mit mehr oder weniger Fatalismus nimmt er die damit einhergehenden pseudo-lustigen Sprüche insbesondere der Wiesnwirte hin. Einer aus dieser exklusiven Runde hat im Juni 2016 anonym dargelegt, warum die Zeltbosse wirklich immer mehr verlangen müssen: "Eine Doppelhaushälfte sollt' scho übrig bleiben."

Die rituelle Bekanntgabe der gestiegenen Preise erfolgt normalerweise im Sommer, in diesem Jahr lässt sich schon im Januar absehen, dass sie gesalzen ausfallen könnte. Denn die Stadt wird die stark gestiegenen Kosten für die Sicherheit an die Standbetreiber weitergeben. Dieser Plan von CSU und SPD ist nachvollziehbar und richtig. Sie legen die hohen Ausgaben auf diejenigen um, die davon profitieren. Dafür hat das Rathausbündnis nach jetzigem Stand ein ausgewogenes System ausgearbeitet, statt die Kosten pauschal draufzuschlagen.

Von den Wirten trotzdem eine moderate Preissteigerung in diesem Jahr zu fordern, mag als naiv erscheinen, doch täten sich die Großverdiener auf dem Oktoberfest langfristig damit selbst einen Gefallen. Anlässlich des im vergangenen Jahr neuen Zauns um das ganze Gelände herum wurde viel darüber diskutiert, ob die Wiesn ihren Charakter als Volksfest behält. Diesen wird sie jedoch auf Dauer sowieso verlieren, wenn sie weiter so abkassiert.

Das Volk kann sich einen Besuch längst nicht mehr oder nur unter Schmerzen leisten; ob die niedrigeren Besucherzahlen im vergangenen Jahr allein der Angst vor Anschlägen geschuldet waren, steht keineswegs fest. Eine Wiesn, die so weitermacht, wird eine volkstümelnde Gaudi für Besserverdiener. Den Wirten stünde eine großzügige Geste also gut an. Und eine neue Dreizimmer-Wohnung soll ja auch ihren Reiz haben.

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