Oktoberfest:Hilfe in der Not

Bier auf dem Oktoberfest

Damit Mädchen und Frauen auf dem Oktoberfest unbeschwert feiern können, gibt die Aktion "Sichere Wiesn" Tipps - und leistet auch ansonsten Hilfe.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Die Aktion "Sichere Wiesn" steht Frauen bei und will Übergriffe verhindern

Von Victoria Michalczak

"Nein heißt Nein", das gilt nicht nur für das Sexualstrafrecht, das jetzt aktualisiert wird, und es gilt auch nicht erst seit der Kölner Silvesternacht - sondern auch für das Oktoberfest. Dort gibt es schon seit Jahren die Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen", die Übergriffe verhindern soll. Durch die Ereignisse in diesem Jahr sind die Aktion und das Thema sexualisierte Gewalt noch mehr in den Fokus gerückt - die Mitarbeiter glauben aber nicht, dass es auf dem Oktoberfest mehr Übergriffe geben wird als zuvor.

Die Aktion wird von den Frauenorganisationen Amyna, Imma und dem Frauennotruf München getragen. Zur Präventionsarbeit gehen sie auf Schulhöfe und sprechen dort mit Mädchen und "natürlich auch mit Jungs", wie sie betonen. Dabei geht es um praktische Tipps, die Frauen wie Männer vor Orientierungslosigkeit und Gewalt schützen können: im Vorfeld einen Treffpunkt mit der Clique vereinbaren, den Heimweg rechtzeitig heraussuchen, Wertsachen am Körper tragen und zwischendurch gegen die Wirkung des Biers etwas essen.

Im Jahr 2015 registrierte die Polizei auf dem Oktoberfest 20 Sexualstraftaten, davon waren zwei angezeigte Vergewaltigung. "Wir wissen, dass die Dunkelziffer erheblich höher ist", sagt Kristina Gottlöber von der Beratungsstelle Imma. Auf dem Oktoberfest ist eine eigene Anlaufstelle mit geschulten Freiwilligen und Fachberatern eingerichtet, an die sich Mädchen und Frauen bei Problemen wenden können. Dieser sogenannte "Security Point" sitzt seit 2003 im Servicezentrum hinter dem Schottenhamel-Zelt, in diesem Jahr jedoch mit mehr Fachpersonal. Die Fallzahlen seien in den letzten Jahren zwar nicht gestiegen, dafür habe es zeitintensivere Fälle gegeben, etwa anhaltende Panikattacken. Die Beraterinnen begleiten die Frauen wenn nötig auch zur Polizei, ins Krankenhaus oder zum letzten Bus und nach Hause.

Fast 200 Frauen aller Altersstufen suchten 2015 dort Hilfe. Das Angebot wird immer bekannter. "Es ist immer noch eine große Hürde, zur Polizei zu gehen. Viele suchen die Schuld bei sich selbst, weil sie einen Ausschnitt tragen oder betrunken sind", erzählt Team-Mitglied Anja Bawidamann. An den Service Point können sich nicht nur Opfer sexueller Übergriffe wenden, sondern auch ängstliche, müde oder betrunkene Frauen, die nur ein Gespräch brauchen.

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