Oktoberfest:Entenbraterei Wildmoser verlässt die Wiesn

Hühner- und Entenbraterei Wildmoser auf dem Münchner Oktoberfest, 2011

Nach 35 Jahren auf dem Oktoberfest macht die Entenbraterei Wildmoser Schluss.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Die Entenbraterei Wildmoser wird sich für das kommende Jahr nicht mehr für das Oktoberfest bewerben.
  • Auch das Lokal König Ludwig in den Riem-Arkaden gibt die Wirtsfamilie auf. In beiden Einrichtungen wären erhebliche Investitionen nötig gewesen.
  • Die Stadt München dürfte nicht völlig unglücklich über die Entscheidung sein, denn gerade bei den Hühnerbratereien herrscht ein großer Konkurrenzkampf.

Von Franz Kotteder

Eine alteingesessene Wirtsfamilie verlässt nach 35 Jahren das Oktoberfest: Die Entenbraterei Wildmoser wird sich für das kommende Jahr nicht mehr für die Wiesn bewerben. "Es stimmt, wir steigen aus der klassischen Gastronomie aus", bestätigte Werner Kasper, Ehemann von Wildmoser-Tochter Eva der SZ, "und wir geben auch unser Lokal König Ludwig an der Messe in Riem auf." Ebenso wie beim Wiesnzelt der Entenbraterei wären im Lokal in den Riem-Arkaden in den nächsten Jahren erhebliche Investitionen nötig, das wolle man sich jedoch "nicht mehr antun", so Kasper.

Die Entenbraterei auf dem Oktoberfest hat der 2010 verstorbene Großgastronom und ehemalige Präsident des TSV 1860, Karl-Heinz Wildmoser, begründet. 1981 war er damit erstmals auf der Wiesn. Der gelernte Metzger hatte von Hacker-Pschorr den Donisl am Marienplatz gepachtet, hatte zeitweise den Pschorr-Keller auf der Theresienwiese, die Pschorr-Hallen an der Neuhauser Straße, aus denen später Karstadt am Dom wurde, und das Hotel Leoni am Starnberger See. 1981 erwarb er das Gasthaus Hinterbrühl in Thalkirchen und bewarb sich erstmals zusammen mit seiner Frau Theres für das Oktoberfest mit einer Hühner- und Entenbraterei. Das war der Höhepunkt seines Gastro-Imperiums.

Die Entenbraterei Wildmoser gehört zu den größeren unter den kleinen Wiesnzelten. 320 Gästen bietet sie Platz. Nach dem Tod von Karl-Heinz Wildmoser übernahmen seine Frau Theres und seine Tochter Eva Kasper das Zelt und führten es weiter, zusammen mit Evas Mann Werner. "In den nächsten Jahren hätten wir viel Geld hineinstecken müssen", sagt Werner Kasper, "das Zelt ist ja bald an die 40 Jahre alt." Das habe man sich im fortgeschrittenen Alter dann aber nicht mehr antun wollen.

Hinzu kommt, dass auch das Lokal in den Riem-Arkaden bald renoviert werden müsste. Der König Ludwig an der Messe ist dem prunkvollen Sängersaal von Neuschwanstein nachgebildet, eine Renovierung bedeutet zugleich auch erhebliche Investitionen. Nachdem der Sohn des Paares inzwischen sein Studium abgeschlossen "und einen schönen Beruf gefunden hat", so Werner Kasper, gibt es auch keine weitere Generation der Wirtefamilie, die in die Gastronomie einsteigen möchte. So habe man sich entschlossen, den Ruhestand anzutreten. Es handele sich um eine reine Vernunftsentscheidung, sagt Kasper, man wolle einfach noch etwas vom Leben haben.

Das ist ein ungewöhnlicher Schlusspunkt für eine Großgastronomenfamilie. Die meisten Wiesn-Dynastien gehen ja über mehrere Generationen, weil der Nachwuchs nur zu gerne das lukrative Geschäft der Eltern übernimmt. So ist die Familie Schottenhamel zum Beispiel seit beinahe 150 Jahren auf der Wiesn, die Familie Heide seit 80 Jahren.

Die Stadtspitze, die von den Wildmosers schon unterrichtet wurde, dürfte nicht völlig unglücklich darüber sein. Denn gerade bei den Plätzen für Hühnerbratereien herrscht großer Engpass, seit vor zwei Jahren erstmals der Goldene Hahn von Josef Able zum Zug kam und damit die Hühnerbraterei Poschner, die in der Bewertung weniger Punkte bekommen hatte, von ihrem Standplatz am Hackerzelt verdrängte. Im vergangenen Jahr war Poschner wieder da - dafür musste die Entenbraterei Heimer weichen. Sie zog ebenso wie Poschner gegen die Stadt vor Gericht. Bislang gibt es in beiden Verfahren noch keine Urteile. Durch das Ausscheiden von Wildmoser wird nun wieder ein Platz frei: Für Heimer ein gutes Zeichen.

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