Oktoberfest:Die Wiesn wird noch besser überwacht

Ein Messenger-Dienst schickt Polizisten Fotos von Straftätern aufs Handy. Auch werden mehr Rundum-Kameras eingesetzt

Von Franz Kotteder, Thomas Schmidt

Die Polizei rüstet sich für das diesjährige Oktoberfest vor allem technisch besser aus. So werden zehn der insgesamt 29 Überwachungskameras auf dem Festgelände erneuert und mit 360-Grad-Technik ausgestattet. Bisher gab es nur eine sogenannte Panomera-Kamera. Ein Teil der Einsatzkräfte soll auch die Bodycam-Technik erproben, bei dem an der Dienstkleidung Minikameras angebracht sind. Außerdem können die Einsatzkräfte mit dem Navigationssystem GPS auf dem Festgelände geortet werden und so schneller zu Brennpunkten gelotst werden. Auf der Wiesn kommt außerdem der neue Messenger-Dienst der Polizei zum Einsatz, damit können zum Beispiel Fotos von Straftätern direkt aufs Smartphone der Einsatzkräfte gesendet werden, um sie so bei der Fahndung zu unterstützen. Der Messenger wurde vergangenes Jahr schon im Probebetrieb auf der Wiesn getestet.

Das sind die wesentlichen Neuerungen bei der Polizei, was den Einsatz beim Oktoberfest angeht. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) verkündete sie am Mittwoch im Innenausschuss des Landtags. Dass er dort über die Sicherheitslage auf der Wiesn berichtet, hatte die SPD beantragt. Herrmann betonte, das Oktoberfest sei alle Jahre wieder "logistisch wie sicherheitstechnisch eine enorme Herausforderung". Das größte Volksfest der Welt stehe für Lebenslust und Weltoffenheit, und dabei solle es auch bleiben: "Wir wollen die Wiesn nicht zu einer Festung ausbauen." Es wäre aber unverantwortlich, die Bedrohungslage insbesondere durch Terroristen "nicht sehr ernst zu nehmen". Bewährt haben sich aus Herrmanns Sicht die durchgängige Umzäunung des Festgeländes, die Zugangskontrollen, das Rucksack- und Taschenverbot sowie die deutliche Erhöhung der Ordnerzahl von 150 auf 450 an den Eingängen. Bei der Lenkung der Besucherströme ließe sich noch etwas verbessern, sagte Herrmann. Dafür setzt die Stadt vor allem auf eine neue Lautsprecheranlage.

Erfreulich sei, dass die Zahl der Straftaten, besonders bei den Gewaltdelikten, im Vergleich zum Jahr 2015 um gut 150 auf 1110 zurückgegangen sei, sagte Herrmann. Allerdings gebe es auch negative Entwicklungen zu verzeichnen: So sei die Zahl der Sexualdelikte von 21 auf 34 gestiegen, auch eine Vergewaltigung wurde angezeigt. Auf die Frage der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze, was die Polizei dagegen unternehmen wolle, antwortete Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer: "Wir werden die Videoüberwachung gezielter im Bereich sexuelle Gewalt einsetzen. Der Mut, solche Delikte anzuzeigen, ist seit den Ausschreitungen auf der Kölner Domplatte gestiegen, das ist sehr zu begrüßen."

Man beobachte die Situation aber nicht nur auf dem Festgelände, so Schmidbauer weiter, sondern auch im Umfeld und an den Eingängen. Zudem habe man immer Personal in Reserve, das man bei Gefahr schnell heranziehen könne. Obendrein wolle man in diesem Jahr die Zufahrtskontrollen optimieren. Grundsätzlich wolle man am Sicherheitskonzept von 2016 festhalten, so Herrmann, es habe sich alles in allem bewährt. Besonders wichtig sei dabei qualifiziertes Sicherheitspersonal, das schwer zu finden sei. Diesmal habe man den Vorteil, dass die Stadt 2016 wegen eines auf zwei Jahre abgeschlossenen Vertrags mit der Firma Kötter wieder den gleichen Dienstleister habe und damit wohl auf Personal zurückgreifen könne, das schon über Erfahrung verfüge.

Für die Sicherheit weniger relevant, aber augenfällig wird sein, dass die Polizisten auf dem Oktoberfest heuer erstmals alle in den neuen blauen Uniformen unterwegs sein werden. Diese werden nach Angaben der Münchner Polizei derzeit Stück für Stück ausgeliefert, im Gegenzug werden die alten grünen ausgemustert. Im Streifendienst setzt die Polizei die neuen Uniformen bereits vereinzelt ein; das einheitliche Auftreten in Blau auf der Wiesn wird ein Novum sein.

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