Oktoberfest:Die Gebete der Wirte

Lesezeit: 2 min

Die traditionelle Kerze für eine friedliche Wiesn: Pater Matthäus Klein (re.) mit der Wirtsfamilie Heide. (Foto: Florian Peljak)

In Maria Eich bitten die Wiesnchefs um ein friedliches Fest

Von Franz Kotteder

"Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen", heißt es in dem schönen Kirchenlied, das Pater Matthäus Klein zur Weihe der Kerze ausgewählt hat. Die Zeile charakterisiert ja nicht unpassend das Verhältnis des Wiesnwirts zu seinem Gast, und man kann Georg und Renate Heide sowieso nicht vorwerfen, dass sie allzu sparsam sind: Schließlich stiften sie in der Tradition von Willy Heide alle Jahre wieder in der Wallfahrtskirche Maria Eich bei Planegg eine große Kerze. Die soll mit Hilfe der Gottesmutter Maria dafür sorgen, dass das Oktoberfest friedlich und sicher verläuft.

Pater Matthäus sagt, "nach all den Turbulenzen um die Wiesn" freue es ihn umso mehr, dass wieder fast alle Wirte gekommen sind. "Auch wenn manche Zeitgenossen meinen, der Bierpreis sei das Wichtigste am Oktoberfest", so der Pater, "und glauben, die Wirte beteten hier um gutes Wetter und viel Profit: Lassen wir uns die gute Absicht nicht miesmachen!" Georg Heides Vater Willy habe die Tradition des Kerzenstiftens nach dem Bombenattentat 1980 ins Leben gerufen, er wollte um Gottes Beistand für eine friedliche Wiesn bitten.

Dass Georg Heide, seine Frau und seine Tochter Daniela das Vermächtnis des Vaters und Großvaters fortsetzen, sei sehr löblich. Zum Zeichen des Zusammenhalts der Familie hat die 80 Zentimeter große Kerze auch drei Dochte, die von den dreien dann auch gemeinsam entzündet werden. Der "Rückhalt von oben", so der Pater und Prior des Augustinerklosters von Maria Eich, sei heute dringender denn je. Zwar stehe das Sicherheitskonzept für die Wiesn, von Zäunen bis zum Rucksackverbot - aber absolute Absicherung sei nun einmal nicht möglich. Trotzdem rät Pater Matthäus zur Zuversicht und dazu, "allen Ärger und alle Missgestimmtheiten hinter sich zu lassen". Was den Wiesnwirten umso leichter fällt, als dieses Mal kein einziger Politiker aus dem Rathaus hinaus nach Maria Eich gekommen ist, um die Kerze zu weihen - früher war zumindest der offizielle Wiesnstadtrat dabei.

In den Fürbitten ging es freilich durchaus sanft politisch zu, dafür braucht es offensichtlich gar keinen Stadtrat. "Stehe allen Menschen bei, die in den Krisenregionen der Welt unter Krieg und Verfolgung leiden", heißt es da, oder: "Segne alle, die sich für eine Verbesserung des Klimaschutzes einsetzen." Vorerst geht es allerdings um eine friedliche und sichere Wiesen, wobei es mit Gottvertrauen allein nicht getan ist, sondern auch der Mensch mithelfen muss. Oder wie es im eingangs erwähnten Kirchenlied unter Anrufung Gottes heißt: "Frieden gabst du schon, Frieden muss noch werden."

© SZ vom 30.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: